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Friedel Drautzburg (vorn) und Harald Grunert in der "Ständigen Vertretung" am Schiffbauer Damm.

© Kitty Kleist-Heinrich

Zwischen Bonn und Berlin: Schunkeljucken beim Klassentreffen

Beim Konzert in der Kulturbrauerei zu Ehren der 20 Jahre alten StäV waren die Bläck Föös in Hochform.

Zwei Jahrzehnte mögen ausreichen, um aus einem fröhlich krähenden Kleinkind, das „Meier’s Kättche“ liebt, einen Menschen zu machen, der sein Wahlrecht verantwortungsvoll wahrnimmt. Aber diese Zeit ist nicht lang genug, als dass der Rheinländer darüber das Schunkeln verlernen könnte. Eine eindrucksvolle Darbietung dieser Tatsache erlebten die Gäste von Friedel Drautzburg und Harald Grunert beim Fest zum 20-jährigen Jubiläum ihrer Ständigen Vertretung im Palais der Kulturbrauerei. Herzstück der Party war ein Konzert der Bläck Föös mit vielen ihrer größten Hits. So was wie „Pänz, Pänz, Pänz“ oder „In de Kaffeebud“ wirkte auch noch nach zwei Jahrzehnten intravenös und zauberte unverzüglich ein verklärtes Lächeln in die Gesichter, Tanzlust und das unwiderstehliche Schunkeljucken in Arme und Schenkel. Da erschien sogar Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller so gelöst, als hätten die Umfragewerte der SPD gerade die 40-Prozent-Marke erreicht. Zum runden Geburtstag, der für das Lokal am Schiffbauerdamm gleichzeitig die Staffelübergabe an neue Betreiber einläutete, kam viel Polit-Prominenz der ersten Stunde, Joschka Fischer zum Beispiel oder Christina Rau, Karsten Voigt, Klaus Staeck und der Westwind-Vorsitzende Erik Bettermann. Und wie sie da so von „Unser Vedel“ sangen, versank Prenzlauer Berg draußen ins Nirwana.
Da triumphierte im Saal die pure und irgendwie fast ansteckende rheinische Lebensfreude. Auch wer den Bläck Föös zu Konzerten nicht unbedingt hinterherreisen würde, konnte angesichts dieses unverwüstlichen, authentisch intonierten Heimatgefühls Sehnsucht nach „Kölle am Rhin“ kriegen, wenigstens mal wieder hinfahren. In der Pause klirrten fröhlich die Kölsch-Stangen aneinander zu einem ausgewogenen Speisenprogramm aus Berliner Currywurst, rheinischen Buletten und Omas egal wo bestem Streuselkuchen. Der langjährige Organisator des Bundespresseballs, Alfred Gertler, sprach wohl für viele, als er zufrieden feststellte: „Klassentreffen!“ Lustig, wie die Musiker später von einer Bootsfahrt durch Berlin schwärmten, nur um dann die Gäste Sirtaki tanzen zu lassen. Diese Brücke reicht von der Spree bis zum Rhein – und sie hält.

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