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Performance mit Katze. Vier Tiger gehören zur Aktion "Flüchtlinge fressen" des "Zentrums für politische Schönheit".

© Jens Kalaene/dpa

Update

Umstrittene Aktion "Flüchtlinge fressen": Die Tiger sind immer noch da

Das "Zentrum für politische Schönheit" soll seine Tiger-Aktion vor dem Gorki-Theater beenden. Das Theater wehrt sich gegen den Beschluss des Bezirksamtes Mitte.

Die vier Tiger sind noch da: Am Mittwoch hat der Bescheid des Bezirksamtes Mitte, die Sondernutzungserlaubnis für den Tigerkäfig vor dem Gorki-Theater zu entziehen und den Abbau anzuordnen, das Gorki-Theater erreicht. Von Abbauarbeiten für die umstrittene Aktion "Flüchtlinge fressen" des "Zentrums für politische Schönheit" ist jedoch nichts zu sehen.

Das Straßen- und Grünflächenamt widerrief damit seine Genehmigung für die Nutzung des Straßenlandes und setzte eine Frist von zehn Tagen zum vollständigen Abbau. Das Theater will sich dieser Entscheidung nicht beugen und kündigte an, bei der Behörde Widerspruch einzulegen und zudem vor dem Verwaltungsgericht gegen die Anordnung des sofortigen Vollzugs zu klagen. Mit dem Käfig und den dort stattfindenden Aktionen will das „Zentrum für politische Schönheit“ – wie berichtet – unter dem Motto „Flüchtlinge fressen“ auf das Schicksal und die unsicheren Reisewege der Flüchtlinge aufmerksam machen. Angekündigt ist bei der provokativen Aktion, dass am kommenden Dienstag Flüchtlinge den Tigern zum Fraß vorgeworfen werden. Eine Ankündigung, die auch die Polizei auf den Plan ruft, die diese Aktion auf jeden Fall überwachen und schauen wird, ob ein Eingreifen nötig sein wird. Das Theater will seine täglichen Performances „Not und Spiele - die Show“ um 18.45 Uhr an der Anlage mit den vier Tigern weiter veranstalten. Anschließend gibt es Diskussionsrunden. Beendet wird der Abend gegen 21 Uhr mit einer Tierfütterung. Die Aktion ist bis zum 28. Juni geplant. Laut dem Bezirksamt war bei der Beantragung einer Sondererlaubnis nicht ersichtlich, dass es sich um eine politische Veranstaltung handeln werde. Man habe angenommen, es gehe um eine Kunstaktion. Für politische Versammlungen sei das Straßen- und Grünflächenamt aber nicht zuständig und könne deswegen gar keine Genehmigung erteilen, hieß es jetzt in dem Beschluss. Zudem wurde die Aktion unter einem anderen Namen, „Das Recht auf Widerstand“, angemeldet. Demgegenüber hält das Gorki-Theater daran fest, dass es sich bei dem Projekt mit dem Namen „Flüchtlinge fressen“ um eine Theater- und damit um eine künstlerische Veranstaltung handelt. „Auch eine politisch provozierende Theaterinszenierung ist Kunst und durch unser Grundgesetz geschützt“, sagt Co-Intendant Jens Hillje.

Bereits am Dienstag war die Entscheidung des Amtes bekannt geworden. Behördenleiter Harald Büttner begründete die Entscheidung am Dienstag damit, dass die Künstlergruppe bei der Beantragung der Erlaubnis falsche Angaben gemacht habe. "Bei mir wurde eine Informationsveranstaltung mit dem Titel "Geschichte des Grundgesetzes seit dem römischen Reich bis heute" beantragt", sagte Büttner dem Tagesspiegel am Dienstagmittag. Stattdessen stellten die Aktivisten einen Käfig mit vier Tigern auf. Es wurde angekündigt, dass sich kommenden Dienstag mehrere Flüchtlinge den Tieren zum Fraß vorwerfen würden - aus Protest gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung. Freiwillige waren bereits gefunden.

Not und Spiele. Einer der Tiger, die Teil der Inszenierung des "Zentrums für Politische Schönheit" sind.
Not und Spiele. Einer der Tiger, die Teil der Inszenierung des "Zentrums für Politische Schönheit" sind.

© imago/CommonLens

"Die Aktion wurde von den Künstlern selbst als bewusste politische Provokation bezeichnet", sagte Büttner. Eine öffentliche politische Veranstaltung müsse aber bei der Versammlungsbehörde, also der Polizei, angemeldet werden - und dies sei nicht geschehen.

„Wir sind ein Theater und machen Kunst“

Das Zentrum für politische Schönheit konterte auf Facebook: „Wir machen gerade die versprochene Informationsveranstaltung und bauen gar nichts ab. Seit wann können Informationen nicht mehr provozieren?“ „Die Arena vor dem Maxim Gorki Theater bleibt stehen“, teilte die Bühne mit. Der geschäftsführende Direktor Jürgen Maier sagte, diese sei ein Kunstprojekt. Dieses sei im Mai auch als Theaterprojekt vom Grünflächenamt genehmigt worden. „Wir sind ein Theater und machen Kunst.“ Die Bühne werde mit den gebotenen rechtlichen Mitteln gegen eine mögliche Verfügung vorgehen. (mit dpa)

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