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Das "Menschen Museum" führte seit Jahren einen Rechtsstreit mit dem Bezirksamt Mitte und soll nun bleiben dürfen.

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Update

Rechtsstreit in Berlin-Mitte: "Menschen Museum" darf geöffnet bleiben

Mehrere Jahre versuchte der Bezirk Mitte das "Menschen Museum" unter dem Fernsehturm schließen zu lassen. Nun darf es bleiben, unter Auflagen.

Das Bezirksamt Mitte spricht von einem „großen Erfolg“ zur „Wahrung der „postmortalen Menschenwürde“. Rurik von Hagens, Geschäftsführer der Gubener Plastinate GmbH, kleidet seine Genugtuung bescheidener: „Wir sind sehr zufrieden.“ Im vier Jahre dauernden juristischen Tauziehen um das „Menschen Museum“ am Fernsehturm, das am Freitag mit einem Vergleich vor dem Oberverwaltungsgericht endete, sehen sich beide Seiten als Gewinner.

Wobei der Sieg aufseiten der Familie von Hagens deutlich überzeugender ist: Das umstrittene Museum darf am angestammten Ort bleiben und muss sich nicht länger mit Schließungsverfügungen des Bezirks herumschlagen.

Schon vor der Eröffnung im Februar 2015 hatte der damalige Bezirksbürgermeister Christian Hanke (SPD) versucht, das Ausstellen von speziell präparierten menschlichen Körperteilen grundsätzlich zu verbieten. Die plastinierten Organe und Körper seien Leichen im Sinne des Berliner Bestattungsgesetzes und müssten daher unter die Erde kommen oder kremiert werden, erklärte das Rechtsamt. Gunther von Hagens, der Erfinder der Plastination, argumentierte dagegen mit der Freiheit von Kunst und Wissenschaft.

Die Freiheit der Wissenschaft

Nach diversen Klagen und Einstweiligen Verfügungen gab das Oberverwaltungsgericht den Museumsmachern einen Wink: Wäre das Museum Teil eines anatomischen Instituts, könnte es die Freiheit der Wissenschaft für sich in Anspruch nehmen. So übernahm dann das Heidelberger Institut für Plastination den Museumsbetrieb. Eine Genehmigung des Bezirks war nun nicht mehr nötig.

Auch den zweiten juristischen Angriffspunkt des Bezirks konnte von Hagens ausräumen: Viele Plastinate waren keinem Spender eindeutig zuzuordnen, das verletze den Persönlichkeitsschutz der Spender, so die amtlichen Juristen. Von Hagens ließ daraufhin alle Körperteile, deren Spender anonymisiert worden waren, aus der Ausstellung entfernen. Nach dem jetzt geschlossenen Vergleich müssen die Unterlagen zur Herkunft von Plastinaten, die neu in die Ausstellung kommen sollen, dem Bezirksamt vorab zur Prüfung vorgelegt werden. Außerdem könnten „stichprobenartige Kontrollen in den Produktionsstätten in Guben und Heidelberg“ durchgeführt werden, in Amtshilfe von den Behörden vor Ort.

Ein "Schlussstrich"

Alles kein Problem, lässt Rurik von Hagens, der Sohn des Gründers, durchblicken. Entscheidend sei, dass man jetzt Planungssicherheit habe und Reiseagenturen nicht mehr das Risiko eingingen, ihre Besuchergruppen in ein geschlossenes Museum zu schicken. Der zuständige Bezirksstadtrat Ephraim Gothe (SPD) spricht von einem „Schlussstrich“ – offenbar ist man auch dort der zähen Auseinandersetzung überdrüssig geworden.

Rurik von Hagens will die Ausstellung am Fernsehturm jetzt „erweitern und kontinuierlich verbessern“, ein Umzug sei derzeit nicht geplant. Aktuell bereite man sich in Guben und Heidelberg auf die Eröffnung einer dauerhaften Ausstellung in London vor. Dort werde man „mit offenen Armen empfangen“, ebenso wie zuvor in Amsterdam.

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