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© dpa-Zentralbild

Prozess: Patienten verteidigen Drogenarzt

Im Prozess um die tödliche Therapiesitzung eines Hermsdorfer Psychotherapeuten wurden die ersten Zeugen vernommen. Eine 49-Jährige fühlte sich sicher.

Die Gläser mit dem Ecstasy-Pulver wurden „wie in einer kleinen Zeremonie“ gereicht, sagte eine Zeugin. Auch die 49-Jährige, die noch nicht lange bei dem Psychotherapeuten in Behandlung war, nahm das Rauschgift zu sich. „Die Wirkung setzte total schnell ein, wie eine Keule“, beschrieb sie am Montag im Prozess um die Therapiesitzung in der Hermsdorfer Praxis, bei der im September 2009 zwei Patienten starben.

Der 51-jährige Angeklagte hatte sich zu Beginn des Prozesses schuldig am Tod der beiden 59 und 28 Jahre alten Männer bekannt. Er habe auf schreckliche Weise erfahren müssen, dass er den Umgang mit illegalen Substanzen völlig falsch eingeschätzt hatte, erklärte der Arzt für Allgemeinmedizin und Psychotherapie. Er will den körperlichen und psychischen Zustand der zwölf Patienten, die an jenem Sonnabend an einer „psycholytischen Intensivsitzung“ teilnahmen, gekannt haben. Er setzte wieder einmal „bewusstseinserweiternde“ Mittel ein. Über die Substanzen und deren Wirkung habe er seine Patienten „grundsätzlich“ aufgeklärt, versicherte der Angeklagte.

Druck übte er nach Aussage der ersten Zeugen nicht aus. „Jeder konnte frei entscheiden, ob er etwas nimmt“, sagte ein 47-jähriger Mann, der bereits zwei „Intensivsitzungen“ miterlebt hatte. „Wurde vorher gesagt, dass Drogen genommen werden?“, hakte der Richter nach. „Ja“, bestätigte der Zeuge. Zwei Mittel nannte der Arzt – ein zugelassenes und das Amphetamin MDMA, auch als Ecstasy bekannt. „Was wussten Sie darüber?“ Der Zeuge dachte kurz nach: „Dass es Herz öffnend ist.“ So habe es der Therapeut beschrieben, zugleich aber auch Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen oder Unruhe genannt. „Ich fühlte mich sicher“, sagte die 49-jährige Zeugin.

Dem Arzt wird versuchter Mord in einem Fall, Körperverletzung mit Todesfolge in zwei Fällen sowie Körperverletzung vorgeworfen. Ohne körperliche Untersuchung und Aufklärung über Risiken habe er den Opfern hoch dosiertes Ecstasy gegeben. Kurz nach der Einnahme brach eine große Unruhe aus. „Manche liefen hin und her, andere brabbelten“, sagte ein Zeuge. Ein 59-jähriger Mann starb noch in der Praxis, ein 28-jähriger in einer Klinik. Die Ermittler gehen davon aus, dass er den jungen Mann vor dem Notarzt verstecken und so den Drogenkonsum vertuschen wollte. Das bestritt der Angeklagte vehement. Der Prozess geht am Donnerstag weiter. K.G.

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