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Bei einer Verkehrskontrolle soll der 30-Jährige mit seinem Porsche versucht haben, einen Polizisten umzufahren.

© Matthias Balk/dpa

Prozess gegen Remmo-Mann in Berlin: Clan-Mitglied soll auf Polizisten zugerast sein

Ein Angehöriger der Remmo-Familie steht wegen versuchten Totschlags und einem illegalen Rennen vor Gericht. Vor der Festnahme wollte er in die Türkei fliehen.

Als eine Mutter aus dem bekannten Berliner Remmo-Clan am Abend in eine Klinik eingeliefert wurde, machten sich viele Verwandte der Erkrankten auf den Weg. Einer von ihnen steht nun unter anderem wegen versuchten Totschlags vor Gericht, weil er auf dem Weg zum Krankenhaus absichtlich auf einen Polizisten zugerast sein soll.

In einem Porsche Carrera soll der 30-Jährige durch Neukölln gerast, mit Absicht beinahe einen Polizisten umgefahren haben und dann mit bis zu 150 Kilometern pro Stunde geflohen sein. Zu Prozessbeginn am Donnerstag am Landgericht schwieg er zu den Vorwürfen.

Es war 0.40 Uhr, als am 21. April dieses Jahres ein Porsche Carrera mit lettischem Kennzeichen mit mindestens 93 Stundenkilometern durch die damals auf Tempo 30 beschränkte Hermannstraße fuhr. Polizisten führten gerade eine Geschwindigkeitsüberwachung durch. Um den Raser anzuhalten, postierte sich einer der Beamten mittig auf der Fahrbahn des Angeklagten.

Der Polizist war mit einer Weitwarnweste bekleidet und hielt eine leuchtende Anhaltekelle hoch. Doch der Porsche-Fahrer ging laut Anklage nicht vom Gas. Bewusst sei er auf den Beamten zugefahren. Dieser sei auf die Gegenfahrbahn ausgewichen.

Statt geradeaus weiter zu fahren, soll der Porsche-Fahrer aber sein Auto in Richtung des Flüchtenden gelenkt haben. Gezielt sei er auf den Polizisten zugefahren, so die Anklage.

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„Dabei nahm er jedenfalls billigend in Kauf, dass der Zeuge zu Tode kommen könnte.“ Der Beamte habe sich gerade noch rechtzeitig durch einen Sprung zur Seite retten können.

Eine Zivilstreife nahm die Verfolgung auf – mit Martinshorn und Blaulicht. Der Porsche-Fahrer aber beschleunigte laut Ermittlungen auf dem Columbiadamm bei zugelassenen 50 Stundenkilometern auf „teilweise mindestens über 150 km/h“, heißt es in der Anklage.

Die Verfolgungsjagd wird als illegales Autorennen gewertet

Er habe mit einem Durchschnittstempo von mehr als 100 Kilometern pro Stunde mindestens vier rote Ampel missachtet. Die Polizisten hätten die Verfolgung schließlich wegen der hohen Eigengefährdung abgebrochen.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass das zweite Zufahren auf den Beamten als versuchter Totschlag zu werten sei. Die Anklage lautet zudem auf gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte in einem besonders schweren Fall.

Die Verfolgungsjagd, die sich der damalige Porsche-Fahrer mit der Polizei geliefert habe, sei außerdem wie ein illegales Autorennen zu werten. Der Angeklagte habe sich „grob verkehrswidrig und rücksichtslos fortbewegt, um eine höchstmögliche Geschwindigkeit zu erreichen“.

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Bis zu 60 Menschen hatten sich damals in kurzer Zeit vor dem Krankenhaus versammelt. Mitarbeiter riefen deshalb die Polizei. Die Stimmung sei aber nicht besonders angespannt gewesen, hieß es später. Die Polizei habe nur auf die Einhaltung der Abstandsregeln geachtet.

Der Porsche Carrera wurde schnell ermittelt. Die Nobelkarosse war auf eine Firma zugelassen. Im Wagen sollen DNA-Spuren sichergestellt worden sein, die nun im Prozess zu den Indizien zählen. Allerdings sei DNA einer weiteren Person gefunden worden. Und ein Zeuge soll den Angeklagten als jenen Mann benannt haben, der hinter dem Steuer gesessen habe.

Vor fünf Monaten wurde der Angeklagte festgenommen. Der Haftbefehl wurde Angaben zufolge auf dem Flughafen Tegel vollstreckt. Der 30-Jährige soll versucht haben, nach Istanbul zu reisen. War er tatsächlich der Fahrer? Acht weitere Prozesstage bis Ende Januar sind geplant.

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