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Der umgekippte Streifenwagen liegt nach dem Zusammenstoß mit einem Mercedes auf einem Grünstreifen am Frankfurter Tor.

© Paul Zinken/dpa

Update

Polizeiwagen überschlägt sich: Zwei Beamte in Berlin verletzt – kein Alkoholunfall

Bei einen Verkehrsunfall in Friedrichshain wurden zwei Polizisten verletzt. Ein Beamter unterzog sich sogar einer Alkoholkontrolle. Aus einem ernsten Grund.

Am Sonnabend sind bei einem Verkehrsunfall in Berlin-Friedrichshain drei Polizisten verletzt worden. Die Kreuzung am Frankfurter Tor war seit dem späten Vormittag für mehrere Stunden gesperrt. Auch die Straßenbahnlinie M10 war betroffen. Der Verkehrsdienst nahm den Unfall über mehrere Stunden auf, dabei kam auch Digitaltechnik zum Einsatz. Es wurden 3D-Aufnahmen vom Unfallort gemacht. Die Sperrung konnte gegen 14.40 Uhr wieder aufgehoben werden.

Betroffen vom Unfall ist ein Streifenwagen, der um 11.15 Uhr vom Lagedienst zu einem Einsatz am Bersarinplatz geschickt wurde. Dort soll eine hilfelose und betrunkene Person in den Straßenbahngleisen herumgetorkelt sein, berichtete die Polizei. Es habe sich um eine Einsatzfahrt mit sogenannten Sonder- und Wegerechten gehandelt, sagte ein Polizeisprecher. Der Einsatzwagen fuhr mit Blaulicht und Martinshorn in die Kreuzung ein, die Ampeln standen auf Rot.

Streifenwagen überschlagen

Kurz darauf kam es zum Unfall auf der Kreuzung am Frankfurter Tor. Fotos vom Unfallort ließen am Samstag zunächst darauf schließen, dass eine schwarze Oberklasse-Limousine, ein Mercedes S 600, den Polizeiwagen gerammt hat. Der Mercedes war an der Frontseite beschädigt.

Durch die Wucht des Aufpralls hat sich der Streifenwagen überschlagen. An der nördlichen Seite der großen Kreuzung am Frankfurter Tor – Frankfurt Allee, Ecke Petersburger Straße - landete der schwer beschädigte Wagen auf der Seite liegend im Gleisbett der Straßenbahn.

Am Sonntag konnte sich die Polizei dann um Unfallhergang äußern. Demnach war der Einsatzwagen auf der Warschauer Straße in Richtung Frankfurter Tor unterwegs. "An der Kreuzung Warschauer Straße/Frankfurter Allee fuhr der Funkwagen bei roter Ampel in den Kreuzungsbereich hinein. Auf der Kreuzung kam es hierbei zum Zusammenstoß mit einem Mercedes, der die Frankfurter Allee in Richtung Friedenstraße befuhr", teilte die Polizei am Sonntag mit

Die beiden Polizisten im Streifenwagen verletzten sich bei dem Unfall . Der Fahrer des Mercedes blieb unverletzt.
Die beiden Polizisten im Streifenwagen verletzten sich bei dem Unfall . Der Fahrer des Mercedes blieb unverletzt.

© Paul Zinken/dpa

Die beiden Beamten wurden in ein Krankenhaus gebracht, der 45 Jahre alte Fahrer des Einsatzwagens erlitt einen Schock, konnte jedoch nach ambulanter Behandlung wieder entlassen werden. Er konnte seinen Dienst aber nicht fortsetzen. Sein 24 Jahre alter Beifahrer wurde verletzt und blieb zur stationären Behandlung in der Klinik. Ein weiterer Polizeibeamter, der den beiden Beamten im umgestürzten Polizeiwagen helfen wollte, verletzte sich ebenfalls. Er versuchte, seine Kollegen aus dem Wagen zu befreien. Dabei wurde er durch einen Glassplitter am Auge verletzt. Nach ambulanter Behandlung konnte er seinen Dienst aber fortsetzen. Der 42 Jahre alte Mercedes-Fahrer blieb unverletzt.

Bei dem Polizeibeamten, der den Streifenwagen gefahren hatte, sei auch eine Alkoholkontrolle vorgenommen worden, sagte ein Polizeisprecher dem Tagesspiegel auf Anfrage. Es sei jedoch kein Alkohol bei dem Beamten festgestellt worden. Als der Polizist pusten musste, habe das Atemalkoholgerät 0,0 Promille angezeigt. Auch bei dem Mercedesfahrer seien keine Anzeichen für eine Alkoholisierung festgestellt worden.

Der Alkoholtest bei dem Beamten hat einen ernsten Hintergrund: Polizeipräsidentin Barbara Slowik hatte im Februar entsprechende Vorgaben für das Prozedere bei Unfällen mit Polizeiwagen gemacht. Damit zog sie die Konsequenz aus dem Fall Fabien Martini.

Ein weiterer Polizist, der seinen Kollegen zur Hilfe eilte, verletzte sich ebenfalls.
Ein weiterer Polizist, der seinen Kollegen zur Hilfe eilte, verletzte sich ebenfalls.

© Paul Zinken/dpa

Parallele zum Fall Fabien?

Die 21-jährige Fabien Martini war am 29. Januar 2018 in der Grunerstraße in Mitte ums Leben gekommen. Erst ein Jahr später nahmen Polizei und Staatsanwaltschaft auch Ermittlungen zu einem Alkoholverdacht gegen einen Beamten auf, der den Einsatzwagen gefahren hatte.

Nach den neuen Vorgaben von Slowik soll nun ausdrücklich geprüft werden, ob die am Unfall beteiligte Polizisten fahrtüchtig sind. Diese Prüfung soll auch eigens bei der Unfallaufnahme protokolliert werden.  Zudem hat Slowik allen Polizisten empfohlen, sich nach einem Unfall freiwillig einer Atemalkoholkontrolle zu unterziehen. Der Unfall soll auch nicht mehr vom Verkehrsdienst derselben Direktion aufgenommen werden, zu ein am Unfall beteiligte Streifenwagen gehört. Vielmehr soll der Verkehrsdienst der benachbarten Direktion den Fall übernehmen.

So war es dann auch beim Unfall am Samstag am Frankfurter Tor. Nach Angaben der Polizei übernahm der Verkehrsdienst der Direktion 6 die Ermittlungen und stellte auch die beiden am Unfall beteiligten Fahrzeuge sicher. Der bei dem Unfall schwer beschädigte Einsatzwagen gehört zur Direktion 5 in Friedrichshain-Kreuzberg.

Zum Weiterlesen:

- Der Fall Fabien Martini – eine Rekonstruktion.

- LKA soll Ermittlungen gegen Polizisten übernehmen

- Anwalt der Eltern von Fabien greift Ermittler an

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