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© dpa

Philharmonie-Brand: Brandursache: Wurde bei Reparaturarbeiten geschlampt?

Für den Brand der Philharmonie sind offenbar schlecht ausgeführte Dacharbeiten verantwortlich. Die Flammen haben wohl Schäden in Millionenhöhe angerichtet. Der Spielbetrieb wird erst wieder am 2. Juni aufgenommen werden können - das nächste Konzert wird dafür am Samstag in der Waldbühne stattfinden.

Der Brand in der Berliner Philharmonie ist nach erster Einschätzung der Polizei durch fahrlässige Brandstiftung verursacht worden. Wie ein Polizeisprecher am Mittwoch mitteilte, gehen die Ermittler vorerst davon aus, dass Dacharbeiten für den Ausbruch des Feuers verantwortlich waren. Genauere Angaben wollte der Sprecher noch nicht machen. Die Ermittlungen des Brandkommissariats seien noch nicht abgeschlossen. Unter anderem müssen Materialproben noch labortechnisch untersucht werden. Wann ein Ermittlungsergebnis vorliegen werde, sei zurzeit noch unklar, sagte der Sprecher.

Der Brand war Feuerwehrangaben zufolge am Dienstag vermutlich in dem unter der Dachverkleidung verlegten Wärmedämmmaterial ausgebrochen. Zuvor hatte es Reparaturarbeiten an der Dachkonstruktion gegeben. Die Flammen richteten nach ersten Angaben Schäden in Millionenhöhe an. Der Brand war laut Feuerwehr bis zum Mittwochmorgen endgültig gelöscht worden, Einsatzkräfte überwachten aber weiterhin den Dachbereich. Im Laufe des Tages sollen Fachleute das Ausmaß der Schäden genauer untersuchen.

Schäden sind noch nicht beziffert

Am Mittwochmorgen wurde das Feuer endlich gelöscht. Insgesamt sind die Schäden  überschaubar. "Die schlimmsten Befürchtungen haben sich nicht bewahrheitet, der große Saal ist nicht in Mitleidenschaft gezogen und es gibt nur geringe Wasserschäden", sagte der Berliner Kulturstaatssekretär André Schmitz im Info-Radio des RBB. "Ich bin optimistisch."

"Es hätte viel schlimmer kommen können", sagte Intendantin Pamela Rosenberg. Nämlich dann, wenn der Brand nur eine Stunde später ausgebrochen wäre. Dann hätten bereits die Orchesterproben mit Chor für die Aufführung von Berlioz' "Te Deum" begonnen - mit 720 Mitwirkenden "und alleine 400 davon sind Kinder. Eine fürchterliche Vorstellung, was da hätte passieren können." Einen Tag nach dem Brand zeigte sich Rosenberg erleichtert über die Situation. "Wir hatten ein riesiges Glück", sagte auch Peter Riegelbauer, Mitglied des Orchestervorstands der Berliner Philharmoniker.

Gering beschädigt wurden der Intendantin zufolge der Zuschauerraum Block C und das Künstlerfoyer. Problematisch allerdings ist der Zustand des Daches: 1600 Quadratmeter, sprich ein Viertel der Fläche des Daches, sind erheblich beschädigt. Konstruiert ist es wie ein Sandwich, erläutert Rosenberg. Und da die Zwischenräume gebrannt haben, musste das Dach aufgeschnitten werden. Die unmittelbare Lösung wird ein Provisorium sein. Doch bis ein Notdach die Philharmonie bedeckt, wird es noch dauern. Und danach? "Erst wenn das Notdach steht, werden wir über neue Konstruktionen nachdenken", sagte Geschäftsführer Kersten.

Hiobsbotschaften blieben aus

Dennoch: Erleichterung auf allen Seiten, die Hiobsbotschaften blieben bisher aus. Die Statik des Gebäudes ist nicht beeinträchtigt, der Beton hat nichts abgekriegt, versicherten die Intendantin und der Geschäftsführer. Kersten betonte, der Kammermusiksaal sei seit Mittwochmorgen ohne Einschränkung wieder geöffnet. Auch der Konzertsaal, das Herzstück der Philharmonie, ist weitgehend unbeschädigt.

Dankbar zeigte sich Rosenberg vor allem für die Arbeit der Feuerwehr: "Sie haben sehr sorgfältig und mit sehr viel Kopf gearbeitet. Durch die Löscharbeiten hätten sonst erheblich mehr Schäden entstehen können." So ist alles gut gegangen. "Glücklicherweise haben auch keine Kabel und kein Kunststoff Feuer gefangen", sagte Kersten. "Ein nächster Schritt wird sein, die Schadstoffe in der Luft im Zuschauerraum zu prüfen", sagte Rosenberg.

Auch das Wetter scheint es gut mit der Philharmonie zu meinen: Die nächsten Tage und vor allem am Wochenende ist kein Regen angesagt - was zum einen sehr wichtig ist für ausbleibende Folgeschäden. Denn einige Dichtungen der Dachkonstruktion sind beschädigt, so dass besonders bei Regen die Gefahr besteht, dass Wasser in die Räume durchsickert.

Suche nach Veranstaltungsort für Simon Rattle

Die am Freitag, Samstag und Sonntag geplanten Konzerte mit Claudio Abbado und den Berliner Philharmonikern konnten zumindest für einen Termin am Samstag in die Waldbühne verlegt werden. Sämtliche Karten der drei genannten Konzerte ebenso wie die Generalprobenkarten und die Karten für die Live-Übertragungen im Kammermusik sind an diesem Tag gültig. Durch die Verlegung des Veranstaltungsorts stehen außerdem zusätzlich noch über 10.000 Karten zum Verkauf. Außerdem sollen die besten Blöcke für die schon verkauften Tickets vergeben werden. Wer nicht in die Waldbühne will, soll sein Geld zurück erhalten. Freie Karten werden für 30 Euro verkauft. Das Konzert beginnt um 19 Uhr. Geprobt wird derzeit im Konzerthaus am Gendarmenmarkt.

Für das Konzert mit Simon Rattle wird noch ein alternativer Veranstaltungskonzert gesucht. Der Chefdirigent der Philharmonie wurde die ganze Zeit auf dem Laufenden gehalten. "Wir haben stündlich telefoniert", so Rosenbaum. Beim Konzert am Samstag in der Waldbühne wird er aus Solidarität dabei sein. Aus Dankbarkeit für die Rettungsarbeiten hat Intendantin Rosenberg auch die Polizei und Feuerwehr zu dem Konzert eingeladen. "Für uns ist es ein freudiger Anlass, denn es ist alles gut gegangen", so Rosenberg.(saw/ho/ae/Tsp/ddp)

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