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Sperrmüll im Berliner Stadteil Wedding.

© Lisa Ducret/dpa

Internet-Anzeigen nicht bezahlt: Berliner „Sperrmüllmafia“ betrügt Google um eine halbe Million Euro

Die Werbung sah fast so aus wie von der BSR: Eine Bande hat Internet-Anzeigen für Müllentsorgung geschaltet, ohne zu zahlen. Ein Verdächtiger sitzt nun in Haft.

Mit nicht bezahlten Internet-Anzeigen soll eine Bande in Berlin eine halbe Million Euro vom Internetriesen Google ergaunert haben. Wie Staatsanwaltschaft und Polizei am Freitag mitteilten, sitzt ein 40-Jähriger Tatverdächtiger nun in Untersuchungshaft.

Am Donnerstag hatte 28 Einsatzkräfte der Polizei vier Durchsuchungsbeschlüsse und den Haftbefehl vollstreckt. Der Vorwurf lautet auf gewerbsmäßigen Bandenbetrug und Urkundenfälschung. Diverse Beweismittel sowie Geld und Wertgegenstände seien sichergestellt worden, hieß es in der Mitteilung.

Die mutmaßliche „Sperrmüllmafia“ soll nach Darstellung der Staatsanwaltschaft zwischen Sommer 2017 und 2018 regelmäßig Anzeigen "über eine Internetsuchmaschine mit dem Vorsatz aufgegeben haben, diese Anzeigen beim Internetdienstleister nicht zu bezahlen". Nach Tagesspiegel-Informationen handelte es sich bei dem geschädigten Unternehmen um Google.

Mit umfangreichen Kampagnen sollen die Verdächtigen für ein illegales Unternehmen zur Sperrmüllentsorgung geworben haben. Dabei sollen die Anzeigen so ausgesehen haben, als könnten sie von der Berliner Stadtreinigung (BSR) stammen, erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, dem Tagesspiegel.

Strohleute hätten „Fake“-Konten eingerichtet, um die Anzeigen per Lastschriftverfahren zu bezahlen. Nach einer Weile hätten sie die Einwilligung aber widerrufen und das Geld zurückgebucht - um es schließlich an die Bande zu transferieren, teils auch durch Abheben von Bargeld.

Google hatte kein Interesse an einer Strafverfolgung

Die Sperrmüllfirma sei dadurch an kostenlose Werbung im Wert von rund 500.000 Euro gekommen, erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Aufgeflogen sei das erst, als verschiedene Banken im Mai einen Verdacht auf Geldwäsche meldeten - der sich später nicht erhärten ließ. Die Ermittlungen seien "ausschließlich" auf die Meldungen der Banken zurückzuführen, hieß es in der Mitteilung vom Freitag. Auf Nachfrage wurde Steltner deutlicher: Der Suchmaschinen-Anbieter habe offenbar kein Interesse an einer Strafverfolgung gehabt und sich "null kooperativ" gezeigt.

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Die Ermittlungen richten sich gegen insgesamt mehrere Hauptverdächtige unterschiedlicher Nationalität und teils mit erheblichen Vorstrafen sowie gegen fünf mutmaßliche Strohleute. Ein 44-jähriger mutmaßlicher Mittäter wurde zwischenzeitlich vom Vollzug der Untersuchungshaft verschont. Die Auswertung der Beweismittel dauere noch an, hieß es.

Die Masche mit Sperrmüll-Anzeigen ist auch für die Ermittler ungewöhnlich. Bisher habe es eher Betrugsfälle gegeben, bei denen Leute geschädigt wurden, die Sperrmüll entsorgen wollten, erklärte Steltner. Kriminelle hätten den Auftraggebern deutlich überhöhte Rechnungen ausgestellt, die Opfer seien in ihrer Notsituation oft darauf eingegangen. Darauf gibt es im aktuellen Fall keine Hinweise: "Wir wissen nicht, was mit dem Sperrmüll passiert ist."

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