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Feuer in der Skalitzer Straße in Kreuzberg. Am Samstagabend war die Feuerwehr mit 75 Mann im Einsatz.

© dpa

Update

Großbrand in Berlin-Kreuzberg: Festsaal Kreuzberg "dem Brand erlegen"

Am Samstagabend gegen 21 Uhr brach ein Brand im Innenraum des Festsaals aus. 300 Feuerwehrleute kämpften bis in den Sonntag hinein gegen die Flammen. Das Gebäude, das innen mit Holz ausgekleidet war, konnte nicht gerettet werden.

Das Kreuzberger Nachtleben ist um eine Attraktion ärmer. Am Samstagabend gegen 21 Uhr brach ein verheerendes Feuer im Festsaal Kreuzberg aus. Der Festsaal ist einer der beliebtesten Veranstaltungsorte im Kiez. Die Berliner Feuerwehr war die ganze Nacht und bis in den Sonntagmorgen hinein mit rund 300 Feuerwehrleuten im Einsatz. Die Löscharbeiten waren aufgrund der Enge des Festsaals sehr schwierig, sagte ein Sprecher der Feuerwehr am Sonntag. Erst gegen 7.20 Uhr am Sonntagmorgen war das Feuer unter Kontrolle, endgültig beendet werden konnten die Löscharbeiten gegen 10.30 Uhr. Der Innenraum des rund 300 Quadratmeter großen Flachbaus in der Skalitzer Straße 130 wurde durch das Feuer komplett zerstört.

Als gegen 21.05 Uhr der erste Notruf bei der Feuerwehr einging, liefen gerade die Vorbereitungen für eine Musikveranstaltung. Sie sollte eine Stunde später, um 22.00 Uhr, beginnen. Am Freitag, nur einen Tag vor dem Brand, gastierte die Hiphoplegende KRS-One im Festsaal. Nach Angaben eines Konzertbesuchers war der Saal mit rund 700 Gästen gerammelt voll – wäre der Brand während des Konzerts ausgebrochen, hätte es eine Massenpanik mit Verletzten oder Toten geben können. Da sich beim Ausbruch des Brandes aber nur wenige Personen in dem Gebäude aufhielten, blieb die Verletztenbilanz überschaubar: Ein Feuerwehrmann verletzte sich bei einem Sturz am Handgelenk; ein Schaulustiger, der sich zu nah an den Brandort herangewagt hatte, zeigte Symptome einer leichten Rauchgasvergiftung.

Festsaal Kreuzberg: "Die Galerie, die Bühne, die Bar – alles nur noch ein großer Berg aus Asche"

Feuerwehrsprecher Sven Gerling begleitete den Einsatz die ganze Nacht über. „Die Galerie, die Bühne, die Bar – alles nur noch ein großer Berg aus Asche und Trümmern“, fasst er den Anblick im Inneren des Gebäudes zusammen. Der Brand griff zum Glück nicht auf die umliegenden Gebäude in dem dicht bebauten Kiez über. Direkt neben dem Festsaal Kreuzberg liegen der Rohbau der Mevlana-Moschee und das Zentrum Kreuzberg mit mehreren hundert Mietwohnungen.

Der Eingang zum Festsaal Kreuzberg steht am Sonntagmorgen fast vollständig unter Wasser, auf den Pfützen aus Löschwasser treiben kleine Inseln aus Schaum. Fünf Feuerwehrleute kommen aus dem Festsaal, Schweißperlen auf der Stirn. Erschöpft setzen sie sich auf den Bordstein und rauchen eine Zigarette. „Komplett ausgebrannt“, sagt einer und macht eine resignierende Handbewegung. Laut Feuerwehrsprecher Gerling mussten sich die Brandbekämpfer einen zweiten Zugangsweg zum Festsaal suchen, weil es am Haupteingang an der Skalitzer Straße enorm heiß war. Die Feuerwehrmänner drangen schließlich nicht nur über den Haupteingang, sondern auch über den Hof einer Autowerkstatt nebenan in das Gebäude ein. Dazu mussten die Brandbekämpfer auf Leitern über eine Mauer klettern.

Im Inneren des Festsaals herrschten Temperaturen von 600 bis 800 Grad

Da laut Gerling die Flammen im Inneren des Gebäudes Temperaturen zwischen 600 und 800 Grad entwickelten, konnten die Feuerwehrleute nur maximal eine Viertelstunde im Inneren des Gebäudes arbeiten, danach mussten sie von Kollegen abgelöst werden. Jeweils 70 Feuerwehrleute waren gleichzeitig im Einsatz. Der Festsaal Kreuzberg verfügt laut Gerling nur über eine einzige Fensteröffnung und keine Dachluken, deshalb konnten Rauch und Hitze kaum abziehen. „Wir haben versucht, mit schwerem Gerät ein Loch in das Dach des Gebäudes zu schneiden und so für eine zusätzliche Belüftung zu sorgen, wegen der soliden Betondecke ist es uns jedoch nicht gelungen“, so Gerling. Zusätzlich erschwert wurden die Löscharbeiten durch den Umstand, dass der Innenraum des Festsaals mit viel Holz verkleidet war – laut Gerling sorgte dies für eine „zusätzliche Brandlast“.

Am Sonntagmorgen liegt rings um den U-Bahnhof Kottbusser Tor immer noch ein stechender Brandgeruch in der Luft. Der Geruch war laut Gerling so durchdringend, das sich sogar Menschen aus angrenzenden Bezirken besorgt meldeten. Da der Rauch auch in den U-Bahnhof zog, hielten die Züge der Bahnlinien U1 und U8 zwischen 22.20 Uhr und 2.30 Uhr nicht am Kottbusser Tor, sondern fuhren durch den Bahnhof hindurch. Die Fahrgäste sollten so vor den Rauchgasen geschützt werden. Vier Sicherheitsleute, die am Kottbusser Tor eingesetzt waren, kamen mit dem Verdacht auf Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus.

Die Skalitzer Straße zwischen Mariannenstraße und Kottbusser Tor wurde für den Verkehr gesperrt. Erst am Sonntagmorgen, als die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle hatte, wurde die Fahrbahn in Richtung Friedrichshain wieder freigegeben. Nachdem die letzten Feuerwehrleute den Festsaal gegen 10.30 Uhr verlassen hatten, wurde auch die Fahrbahn in Richtung City West wieder für den Verkehr geöffnet. Die etwa 20 Polizisten, die bis zu diesem Zeitpunkt den Brandort gegen Schaulustigen abgesichert hatten, rückten ab. Laut Feuerwehr sollte am Sonntagnachmittag gegen 15 Uhr nochmals geprüft werden, ob das Feuer endgültig besiegt wurde – was der Auslöser für den Brand war, ist noch unklar: „Die Ermittlungen zur Brandursache dauern an“, erklärte ein Polizeisprecher.

Der Festsaal Kreuzberg wurde neun Jahre lang für Konzerte, Parties, Hochzeiten und Boxkämpfe genutzt. Auf ihrer Internetseite schrieben die Betreiber am Sonntag: „Mit bleischwerem Herzen melden wir, dass der Festsaal Kreuzberg am 21.07.2013 morgens um 6.30 Uhr dem am Vorabend um ca. 21.00 Uhr ausgebrochenem Brand erlegen ist“.

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