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Ein Blick auf die Anklagebank im Saal 500 des Kriminalgerichts Moabit vor Beginn des Prozesses gegen den Bombenbauer.

© Jörg Carstensen/dpa

Update

Geständnis im Berliner Landgericht: Lehrer baute und zündete Rohrbomben – und bittet um Entschuldigung

Ein 30-Jähriger aus Schöneberg hantiert über Monate mit Sprengsätzen. Einmal wird ein Passant verletzt. Vor Gericht nennt er innere Konflikte als Grund.

Nachts wurde der junge Lehrer zum Rohrbombenleger: Gregor D. ist für eine Serie von Explosionen verantwortlich, die zum Jahreswechsel 2020/21 in Schöneberg für Verunsicherung sorgte. Acht selbstgebaute Rohrbomben soll der 30-Jährige gezündet und 14 weitere in seiner Wohnung und einem Motorroller gebunkert haben.

Vor dem Landgericht legte er am Dienstag ein umfassendes Geständnis ab. „Tiefe Reue und Scham empfinde ich“, so der Lehrer. „Ich habe meine inneren Konflikte immer besessener durch den zwanghaften Drang nach Pyrotechnik kontrollieren wollen“, sagte der Angeklagte.

Ab Herbst befasste er sich mit Pyrotechnik. Das bis dahin ihm völlig fremde Thema habe ihn fasziniert. Damals sei er in einer persönlich schwierigen Situation befunden. Er sei im zweiten Staatsexamen gewesen. Dann die Corona-Pandemie. „Die Situation meiner Schüler hat mich extrem belastet“, so D.

Überforderung, Anstrengung, Frust habe er mit Pyrotechnik kompensieren wollen – „mir Erleichterung verschaffen“. Nie habe er Menschen verletzen oder Dinge zerstören wollen. Ihm sei es auch nicht um öffentliche Aufmerksamkeit gegangen – „ich wollte Knall erzeugen“.

Dabei habe er die Gefährlichkeit völlig ausgeblendet. „Ich habe mir Kontrolle vorgemacht.“ Einen Teil der Sprengsätze hatte er nachts im Innenhof seines Wohnhauses gezündet, andere aus dem Fenster seiner Wohnung geworfen.

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In einem Fall hatte er eine Rohrbombe am Standfuß eines Verkehrsschildes befestigt und per Fernzünder zur Explosion gebracht. Bis zu 80 Meter weit seien Teile geflogen. Ein Passant wurde leicht verletzt, Fensterscheiben zersprangen.

Seit 4. Februar befindet sich D., der Ende Januar das Examen recht gut bestanden hatte, in Untersuchungshaft. Der Prozess geht am Donnerstag weiter.

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