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Geiselnahme in Berlin-Zehlendorf: Neuneinhalb Jahre Haft für Bankräuber

Kurz vor Verurteilung nannte Thomas D. noch ein Motiv: Rache. Er hatte versucht, bei einer zehnstündigen Geiselnahme in einer Bank kurz vor Weihnachten 2012 500 000 Euro zu erpressen. Neuneinhalb Jahre Haft verhängten die Richter dafür.

Der Bankräuber nannte kurz vor dem Urteil doch noch ein Motiv. Thomas D., der zu Beginn des Prozesses seine Taten als „nur dumm“, bezeichnet hatte, brachte die Weltwirtschaftskrise ins Spiel. „Ich wollte die Banken schädigen, weil sie die Krise ausgelöst haben“, sagte der 30-Jährige. Es sei sein „Rache“ gewesen. Doch es war nur Gier nach Geld. Drei Banken hatte er überfallen und in Zehlendorf einen Angestellten für etwa zehn Stunden als Geisel genommen, um 500 000 Euro zu erpressen. Neuneinhalb Jahre Haft verhängten die Richter am Mittwoch, dem 17. Juli.

Psychiatrisches Guthaben: Thomas D. ist extrem egoistisch

Das Gericht hoffe, dass er in der Haftzeit endlich an einer beruflichen Ausbildung arbeiten und sich bei ihm auch ein Mitgefühl für andere entwickeln wird, hieß es im Urteil. Sein volles Geständnis, Reue und seine Entschuldigungen wurden strafmildernd gewertet. Zudem sei Thomas D. bemüht gewesen, bei allen Taten Gewalt zu vermeiden. Doch anders als die Verteidigung sahen die Richter keine verminderte Schuldfähigkeit. D. ist laut psychiatrischem Gutachten ein extrem egoistischer Mensch, der gern bewundert wird und groß dastehen möchte, aber nicht bereit ist, sich anzustrengen.   

Drei Tage vor Weihnachten 2012 war er in der Filiale der Deutschen Bank an der Potsdamer Straße aufgetaucht. Hinter ihm lagen bereits zwei Banküberfälle in seiner Heimatstadt Wolfsburg. Thomas D. hatte im August 2011 und März 2012 insgesamt 37 000 Euro erbeutet. Auch damals hatte er jeweils mit einer Bombe in seiner Tasche gedroht. In Zehlendorf hatte er sich zuvor einen Termin geben lassen. Als er mit einem Berater allein war, verlangte er zunächst 100 000 Euro, drohte mit einer Explosion und einer echt wirkenden Pistole. Als der Berater zum Telefon griff, begann ein Geiseldrama.

Zehn Stunden war seine Geisel in Angst. Er habe viel mit dem Täter gesprochen, beschrieb der 40-Jährige. „Ich dachte, dann fällt es ihm schwerer, mir etwas anzutun.“ D. habe ihm versichert, dass es ihm leid tue und es „nicht persönlich“ gemeint sei. Als der Gangster aufgab und er erfuhr, dass keine Bombe im Spiel war, habe ihm das bei der Verarbeitung der Tat geholfen, sagte der Banker.

Kerstin Gehrke

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