zum Hauptinhalt
Polizisten stehen an einem Haus in Schöneberg. Dort war es in einem Innenhof zu einer Explosion gekommen. 

© dpa

Update

Explosion in Berlin-Schöneberg: Sprengsatz aus Fenster geworfen – womöglich linke Bombenbauer am Werk

Im Hof eines Wohnhauses in Schöneberg explodierte ein Sprengsatz. Die zwei Festgenommenen sollen sich 2016 an Protesten gegen Rechte beteiligt haben. 

Von

Die Explosion eines Sprengkörpers am Donnerstagabend in Schöneberg bleibt mysteriös. Nach Informationen des Tagesspiegels sind die beiden Männer, die ein Spezialeinsatzkommando (SEK) festnahm, den Sicherheitsbehörden kaum aufgefallen.

Die Männer sollen sich 2016 an einer Gegendemonstration zu einem Aufzug der islamfeindlichen Gruppierung "Bärgida" beteiligt und gegen das Versammlungsgesetz verstoßen haben. Bärgida ist ein Ableger der rechtspopulistischen Pegida-Bewegung. An den Gegendemonstrationen beteiligten sich neben Linken aus der Antifa auch bürgerliche Gegner der Islamfeinde. 

Ob die Explosion in Schöneberg einen politischen Hintergrund hat, ist bislang jedoch unklar. Recherchen des Tagesspiegels ergaben, dass die beiden Männer offenbar in einer Wohnung in dem Haus Sprengsätze bastelten und womöglich eine vorzeitige Explosion befürchteten. 

Der Sprengkörper soll dann aus dem Fenster in den Hof geworfen worden sein. Dort krachte es. Die Staatsanwaltschaft überlegt, einen Haftbefehl zu beantragen wegen des Verdachts auf "Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion".

Am Donnerstagabend war die Polizei in Schöneberg zu einem Großeinsatz mit 60 Einsatzkräften in die Eisackstraße nahe des U- und S-Bahnhofs Innsbrucker Platz ausgerückt. Wie eine Polizeisprecherin dem Tagesspiegel sagte, sei es dort im Innenhof eines Hauses zu einer Explosion gekommen. 

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Der Vorfall ereignete sich gegen 20.30 Uhr. Eine Anwohnerin habe die Polizei verständigt, nachdem sie einen lauten Knall gehört hatte. Ein Spezialeinsatzkommando (SEK) wurde hinzugezogen. Vor Ort fanden die Polizisten Überreste eines Sprengkörpers und eine mögliche Sprengvorrichtung, die aber nicht explodiert sei. Nach Informationen der B.Z. soll es sich um Rohrbomben gehandelt haben.

Polizisten bringen sichergestellte Kartons aus einer Wohnung in Schöneberg zu einem Fahrzeug. 
Polizisten bringen sichergestellte Kartons aus einer Wohnung in Schöneberg zu einem Fahrzeug. 

© dpa

Das Haus und anliegende Gebäude sind laut Polizei teilweise evakuiert worden. Bewohner seien während des Einsatzes in bereitgestellten Bussen von Feuerwehr und BVG untergekommen. Verletzt wurde niemand. Auch ein größerer Sachschaden entstand laut Polizei nicht. 

[Sicherheit vor der eigenen Haustür: In unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken geht es auch oft um Kriminalität und Polizei. Die Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Wie die Polizei mitteilte, konnten Beamte einen 29-jährigen Tatverdächtigen stellen, als er versuchte, aus dem Wohnhaus zu fliehen. Er wurde festgenommen.

Weiterhin nahm die Polizei einen 27-Jährigen fest. Er hielt sich in einer Wohnung in dem Haus auf und weigerte sich, die Tür zu öffnen, so dass das alarmierte SEK sich Zugang zur Wohnung verschaffen musste. 

"Die Ermittlungen gehen in alle Richtungen"

Das Fachkommissariat für Sprengstoffdelikte beim Landeskriminalamt (LKA) habe die Ermittlungen übernommen. Einsatzkräfte beschlagnahmten in der durchsuchten Wohnung Chemikalien und eine mögliche Sprengstoffvorrichtung, die nun untersucht werden. 

"Die Ermittlungen gehen in alle Richtungen", heißt es aus der Pressestelle der Polizei. Insbesondere ein möglicher Zusammenhang mit einer am 20. Januar 2021 in der Fritz-Reuter-Straße stattgefunden Explosion werden geprüft. 

Damals hatten Unbekannte einen Gegenstand an einem Baustellenschild platziert, der explodierte. Ein 60 Jahre alter Mann wurde durch umherfliegende Teile am Bein verletzt. Auch mehrere Fensterscheiben gingen zu Bruch und Autos wurden beschädigt. Ob es sich um einen illegalen Silvesterböller oder um einen selbstgebastelten oder militärischen Sprengsatz handelte, war vorerst unklar.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false