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CSD-Woche: Polizei hisst Regenbogenfahne

Auch die Beamten zeigen Flagge: Vor dem Präsidium am Platz der Luftbrücke in Tempelhof soll in diesem Jahr während der Christopher-Street-Day-Woche erstmals die Regenbogenfahne wehen. Die Polizei will damit für mehr Vertrauen bei homosexuellen Opfern werben, die sich nicht trauen, Anzeige zu erstatten.

Die Polizei will mit der Aktion in der Bundeshauptstadt ein Zeichen für Toleranz und Weltoffenheit setzen. Das Banner soll am 25. Juni um 13 Uhr in Anwesenheit von Polizeipräsident Dieter Glietsch gehisst werden. Mit der Beflaggung greift die Berliner Polizei eine Anregung des Projekts Maneo auf, das in Berlin Initiator des Schwulen Überfalltelefons und der Opferhilfe ist.

Polizeipräsident Dieter Glietsch unterstützt das Vorhaben: "Mit dem Hissen der Regenbogenfahne zeigt die Berliner Polizei ihre Bereitschaft, unterschiedliche Lebensweisen der Menschen in der Hauptstadt zu akzeptieren, ihnen ohne Vorurteile und Vorbehalte zu begegnen und das ihr Mögliche zu tun, um sie vor vorurteilsmotivierter Kriminalität zu schützen."

Polizei vermutet hohe Dunkelziffer

Schwerpunktthema der Veranstaltungen des diesjährigen Christopher-Street-Days sind Straftaten gegen Lesben, Schwule und Transgender. Bei bundesweiten Online-Befragungen des Projekts Maneo hat ein Drittel der befragten schwulen Männer angegeben, in den letzten zwölf Monaten schwulenfeindlich beleidigt oder angegriffen worden zu sein. Auch lesbische Frauen werden Umfragen zufolge Opfer von Übergriffen. Diese Erhebungen bestätigen die auch von der Polizei vermutete hohe Dunkelziffer.

Da ein Großteil der Opfer solcher Taten sich nicht an die Polizei wendet, wirbt die Polizei in Zusammenarbeit mit den Interessenverbänden um Vertrauen bei den Betroffenen, damit die Vorfälle angezeigt werden. Denn Anzeigen sind nach Angaben der Behörde die Voraussetzung für wirksame polizeiliche und gesellschaftliche Maßnahmen zur Verhinderung dieser Taten.

Ansprechpartner seit 1992

Das Misstrauen Homosexueller gegenüber dem Staat und der Polizei kommt nicht von ungefähr: Lesben, Schwule und Polizei blicken auf eine bewegte Geschichte zurück, die über Jahrzehnte von dem strafgesetzlichen Verbot männlicher Homosexualität und der damit einhergehenden Verfolgung schwuler Männer geprägt war.

Doch im Jahr 1992 reagierte die Berliner Polizei auf das schwierige und lange Zeit von Misstrauen geprägte Verhältnis, indem die Stelle des Ansprechpartners der Berliner Polizei für gleichgeschlechtliche Lebensweisen eingerichtet wurde. Seit 2006 gibt es auch die Funktion einer Ansprechpartnerin.

Beide stehen Opfern von Gewalt auf Wunsch beratend zur Seite, bieten in Zusammenarbeit mit Einrichtungen von Lesben, Schwulen und Transgenden Veranstaltungen zum Umgang mit Gewalt und Aggression in der Öffentlichkeit an und beteiligen sich an gewaltpräventiven Kampagnen. (imo)

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