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© dpa

Brand in der Philharmonie: Alle Konzerte abgesagt

Feueralarm in der Berliner Philharmonie: Ein Dachstuhlbrand hat am Dienstag das weltberühmte Konzerthaus sowie zahlreiche kostbare Musikinstrumente bedroht. Alle Konzerte in dem Saal wurden bis auf weiteres abgesagt. Menschen wurden nicht verletzt.

Der Brand war gegen 14 Uhr ausgebrochen und hatte sich auf etwa 1600 Quadratmeter im Dachstuhl ausgedehnt. Er war erst am Abend unter Kontrolle, wie Einsatzleiter Harald Herweg mitteilte. "Wir hatten Glück, dass der Brand zu einer Tageszeit ausbrach, in der relativ wenig Betrieb im Haus war." In der Nacht werde die Feuerwehr noch nach möglichen Glutnestern suchen. Der Feuerwehr sei es gelungen, mit dem Einsatz von Löschschaum den Wasserschaden gering zu halten. Fieberhaft hatten die Männer versucht, die Dachhaut mit Sägen zu öffnen und mit Wasser und Schaum den Brand zu ersticken.

Der Saal selbst, in dem schon Stardirigenten wie Herbert von Karajan, Zubin Mehta oder Kurt Masur am Pult standen, war zur großen Erleichterung der von Sir Simon Rattle geleiteten Philharmoniker nicht betroffen. Allerdings mussten ein Konzert und eine Probe mit dem früheren Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker, Claudio Abbado, mit insgesamt 720 Mitwirkenden, darunter 400 jugendlichen Chorsängern, abgesagt werden. Wie Kulturstaatssekretär André Schmitz in der rbb-"Abendschau" sagte, wird an diesem Mittwoch die endgültige Entscheidung darüber fallen, wo die von Abbado geplanten Wochenendkonzerte stattfinden können. In Frage kämen unter anderem das Konzerthaus am Gendarmenmarkt oder der Admiralspalast. Es gebe eine große Solidarität unter den Konzerthäusern.

Die Konzertflügel waren nicht in Gefahr

Große Sorge bei der Brandbekämpfung galt den wertvollen Instrumenten im Haus. Fast alle konnten in den benachbarten Kammermusiksaal in Sicherheit gebracht werden. Die Konzertflügel blieben im Großen Saal, waren nach Einschätzung der Orchesterleitung aber nicht in Gefahr, weil sie ganz unten in der Nähe des Podiums standen. Rattle war in den dramatischen Stunden nicht in Berlin. Er hielt sich zu Proben in Aix-en-Provence auf, berichtete Intendantin Pamela Rosenberg, und wurde dort über das Feuer informiert. Einsturzgefahr für das Gebäude bestand zu keiner Zeit, versicherte Branddirektor Karsten Göwecke. "Wir setzen alles daran, diese bedeutende Kulturstätte Berlins zu retten", sagte ein Kollege im Nachrichtensender N-TV.

Um 13.57 Uhr hatte der erste Anrufer Alarm geschlagen und Rauch am Dach gemeldet. Obwohl die ersten Löschzüge sechs Minuten später am Ort waren, blieb die Brandbekämpfung schwierig. Zwar gelang es den Feuerwehrleuten, ein weiteres Ausbreiten der Flammen zu verhindern. Sie kamen aber an den Brandherd in einem Zwischenraum zwischen einer Betondecke und dem Dach aus Zinkblech zunächst nicht direkt heran. Deshalb mussten Teile des Dachs mit Spezialsägen herausgeschnitten werden - eine waghalsige Angelegenheit auf dem zeltförmigen Schrägdach in rund 50 Metern Höhe. Ein Mittagskonzert war unmittelbar vor Brandausbruch zu Ende gegangen. Zahlreiche Besucher hielten sich zu diesem Zeitpunkt noch im Foyer auf, konnten das Haus aber ohne Gefahr und Eile verlassen. Auch Abbado, der jedes Jahr als früherer Chefdirigent der Philharmoniker zum Konzert nach Berlin kommt, war im Gebäude, berichtete Orchestervorstand Peter Riegelbauer.

Die Philharmonie wurde von Hans Scharoun erbaut, 1963 von Herbert von Karajan eröffnet und später von den Berlinern auch "Zirkus Karajani" genannt. Sie gilt mit ihrem Zuhörersaal im Stil eines verschachtelten Amphitheaters rund um das Konzertpodium als einer der schönsten Konzertsäle der Welt. 1991/92 war die Saaldecke während einer 14-monatigen Schließung erneuert worden. (ps/dpa)

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