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Raser im Visier. Blick durch eine Radarfalle.

© picture alliance / dpa

Polizei in Parkplatznot: Kaum Platz für beschlagnahmte Raserautos

Die Zahl der illegalen Autorennen in Berlin nimmt massiv zu - und stellt die Polizei vor ungeahnte Herausforderungen.

Die massive Zunahme illegaler Autorennen während der Coronakrise bringt die Polizei an die Kapazitätsgrenze. Nicht unbedingt bei der Verkehrsüberwachung, für die durch den Wegfall anderer Einsätze eher mehr Zeit bleibt als zuvor. Aber die hauseigenen Abstellplätze für sichergestellte Fahrzeuge reichen teilweise nicht mehr aus, um alle einkassierten Autos unterzubringen.

Wie berichtet wurden allein im April fast 100 Ermittlungsverfahren wegen illegaler Rennen eingeleitet – mit steigender Tendenz zum Monatsende. Am vergangenen Donnerstag hielten Beamte sogar vom Hubschrauber aus Ausschau nach Rasern in der City-West.

Seit die Rennen im Oktober 2017 als Straftaten zählen, wurden die Fahrzeuge als „Tatmittel“ möglichst gleich einkassiert, sofern die Polizei sie stoppen konnte. Im vergangenen Jahr beschlagnahmte die Polizei in diesem Zusammenhang 186 Fahrzeuge, in diesem Jahr werden es absehbar wesentlich mehr sein.

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Nach Auskunft des Präsidiums fassen die beiden Sicherstellungsgelände – eines befindet sich an der Cecilienstraße in Marzahn, das andere an der Belziger Straße in Schöneberg – 551 Pkw, 19 Lastwagen und 220 Zweiräder. „Die Gelände sind trotz Erweiterung der Stellplatzkapazitäten in den letzten Jahren sehr stark ausgelastet“, heißt es.

Autos müssen auf anderen Polizeigeländen geparkt werden

Zeitweise seien keine Plätze mehr frei, sodass weitere Fahrzeuge dann „auf anderen geeigneten Polizeigeländen“ – die aber ursprünglich nicht dafür vorgesehen waren – verwahrt werden. Bei den illegalen Rennen spiele neben der schieren Menge auch „die Bearbeitungsdauer von der Sicherstellung eines Fahrzeuges bis zur Freigabe desselben durch die Justiz“ eine Rolle.

Raser sind selten mit eigenen Autos unterwegs

Die meisten Autos werden nach der Beschlagnahme nicht dauerhaft eingezogen. Denn in den meisten Fällen sind die Raser mit gemieteten, geliehenen oder noch nicht abbezahlten Autos unterwegs, sodass durch die dauerhafte Einziehung unbeteiligte Eigentümer – wie Vermieter oder Banken – geschädigt würden.

Aus der Amtsanwaltschaft heißt es allerdings, dass man möglichst jedes an einem Rennen beteiligte Auto brauche. Bei neueren Modellen können Sachverständige anhand der Bordelektronik oft extreme Fahrmanöver und maximal erreichte Geschwindigkeiten rekonstruieren. Das gelingt vor allem nach Unfällen, wenn die Airbags ausgelöst wurden. Allerdings sind die Experten rar und die Datenauswertung aufwendig, sodass die Autos meist mehrere Wochen bei der Polizei parken. Jahre kann es dauern, wenn vor der Freigabe oder Verwertung ein Strafverfahren mit mehreren Instanzen abgeschlossen werden muss.

Am schnellsten wird die Polizei jene Autos los, die sie zur „Eigentumssicherung“, etwa nach einem Diebstahl, sichergestellt hat: Die holen Eigentümer teils am nächsten Tag ab.

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