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An einigen Berliner S-Bahnhöfen Fahrgäste konnten Fahrgäste zwischenzeitlich keine Tickets kaufen (Symbolbild).

© imago/Ralph Peters

Polizei geht von linksextremer Tat aus: 30 Fahrkartenautomaten der Berliner S-Bahn mit Bauschaum beschädigt

Ticketautomaten der S-Bahn sind von Mitgliedern einer linken Initiative beschädigt worden. Die Täter wollten angeblich kostenloses Bahnfahren ermöglichen.

In der Nacht zu Montag sind rund 30 Fahrkartenautomaten der Berliner S-Bahn auf neun Bahnhöfen im Ostteil der Stadt beschädigt worden. Die Täter hätten Bauschaum in die Ausgabefächer für Tickets gesprüht, teilte die S-Bahn mit.

Zu den betroffenen Stationen zählen unter anderem die Bahnhöfe Bornholmer Straße, Treptower Park und Wollankstraße. Knapp die Hälfte der beschädigten Automaten wurde am bereits am Montag von Mitarbeitern des Unternehmens wieder Instand gesetzt, hieß es von der S-Bahn.

Auf dem linken Internetportal "Indymedia" wurde ein mutmaßliches Bekennerschreiben veröffentlicht, das derzeit vom Polizeilichen Staatsschutz beim LKA auf seine Echtheit überprüft wird. "Momentan gehen wir von einer linksextremistischen Tatmotivation aus", sagte ein Polizeisprecher. Die Polizei sprach am Mittag zunächst von sieben betroffenen Bahnhöfen.

In dem Schreiben kritisieren die mutmaßlichen Täter – sie nennen sich "Bürger*innen-Ini Freie Fahrt" – dass ärmere Menschen ohne Geld für ein Fahrticket nicht am gesellschaftlichen Leben teilhaben könnten: "In diesem Jahr sind die Fahrkartenpreise schon wieder gestiegen und so werden Menschen, die sich diese nicht leisten können oder wollen immer weiter abgehängt."

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Durch die Zerstörung der Automaten könnten Fahrgäste die Züge auch ohne Ticket legal nutzen, schreibt die Gruppe. Man ermögliche den Fahrgästen, was "eigentlich selbstverständlich sein sollte: kostenfreien Nahverkehr!"

Das ist jedoch nicht der Fall, wie eine Sprecherin der S-Bahn deutlich machte: "Ein zerstörter Automat legitimiert die betroffenen Fahrgäste nicht, mit der S-Bahn gratis an Ziel zu fahren. Es gibt schließlich andere Möglichkeiten, trotzdem eine Fahrkarte zu kaufen. In erster Linie mobil per App oder an der nächsten Station." Betroffene Fahrgäste dürfen maximal eine Station weiterfahren und müssen dann ein neues Ticket lösen. Steigen sie nicht aus, gilt dies als Schwarzfahren.

Seit dem 1. Januar 2020 gelten im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg teilweise erneuerte Ticketpreise. Unter anderem die Preise für Kurzstrecken, Einzelfahrscheine, Fahrrad- und Tageskarten wurden erhöht. Für Azubis, Schüler und Abonnenten in Berlin hat sich nichts geändert.

Kai Gies

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