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In der Adventszeit wurden die Verbotsschilder an der Tauentzienstraße einfach missachtet, kontrolliert wurde nicht.

© Jörn Hasselmann

Update

Pläne für Berlin-Charlottenburg: Tauentzien soll autofrei werden - irgendwann

Die Tauentzienstraße könnte autofrei werden, dies wünscht sich die AG City. Die Verkehrssenatorin unterstützt die Idee. Konkrete Pläne gibt es nicht.

Der Plan, Autos von der Tauentzienstraße zu verbannen, ist in den vergangenen Jahren immer wieder diskutiert worden - passiert ist nichts. Die "Berliner Morgenpost" zitierte am Freitag nun Verkehrsstaatssekretär Ingmar Streese mit der Ankündigung, dass die Einkaufsstraße schon 2020 gesperrt werden solle. Hintergrund ist, dass sich die Arbeitsgemeinschaft City, der Zusammenschluss der Einzelhändler in der West-City, sich für mehr Aufenthaltsqualität in dieser Haupteinkaufsstraße einsetzt. Doch so deutlich scheint Streese das nicht gesagt zu haben.

Klaus-Jürgen Meier, der Vorstandsvorsitzender AG City, reagierte hörbar irritiert. Dem Tagesspiegel sagte Meyer, dass es keineswegs ausgemacht sei, dass die Straße für private Pkw gesperrt werde: "Es gibt viele Überlegungen." Der Sprecher der AG City, Gottfried Kupsch, sagt: Nur die Straße für Autos zu sperren, sei viel zu wenig. Man müsse sich auch über die "lauten und abgasintensiven BVG-Busse" unterhalten.

Konkrete Verabredungen wurden nicht getroffen

Also was denn nun? "Es gab am Mittwoch ein Informationstreffen von Senatorin Regine Günther, Verkehrsstaatssekretär Ingmar Streese, Bezirksstadtrat Oliver Schruoffeneger und der AG City, auf dem es um die Überlegungen im Bezirk ging, in der City West verkehrsberuhigende Maßnahmen einzuführen. Günthers Sprecher Jan Thomsen teilte mit: "Konkrete Verabredungen zur Rolle der Senatsverwaltung wurden nicht getroffen."

Später sagte Regine Günther, dass sie die Initiative "nach Kräften unterstützen" werde. "Die Einsicht, dass zentrale Orte der Stadt wie die Tauentzienstraße oder der Ku'damm nur mit weniger Autoverkehr attraktiv bleiben, setzt sich immer weiter durch. Es geht um mehr Lebensqualität in unserer Metropole, damit wir auch wirtschaftlich erfolgreich bleiben.

Bei dem Treffen handelt es sich um eine Veranstaltung der Landesarbeitsgemeinschaft Mobilität der Grünen mit dem Titel "Die Halbzeitbilanz grünen Wirkens in Berlin". LAG-Sprecher Matthias Dittmer sagte am Freitag, dass Streese auf dieser Veranstaltung keine Sperrung der Straße ab 2020 angekündigt habe. "Wir fangen gerade an zu diskutieren", sagte der Oliver Schruoffeneger, Stadtrat für Stadtentwicklung in Charlottenburg-Wilmersdorf. Das Datum 2020 kommentierte Schruoffeneger so: "Man muss sich ja mal Ziele setzen." Für eine Sperrung käme der Abschnitt bis zur Joachimsthaler Straße oder auch bis zur Uhlandstraße in Frage. Die Gehwege seien zu schmal, das Gedränge vor allem an Einkaufssonnabenden zu groß. Die Gefahr sei, dass Kunden deswegen lieber online einkaufen, sagte der grüne Stadtrat - unterstützt also die Ziele der AG City.

AG City will mehr Platz für Passanten

Die AG City arbeitet seit längerem an Konzepten, die Straße attraktiver zu machen - gerade im Zeitalter des Onlinehandels. Dies bestätigte auch Meyer: "Wir müssen mehr Aufenthaltsqualität schaffen", die Oberfläche müsse dem Bürger gehören. Wie allerdings Lieferverkehr und autofahrende Kunden dann in die City kommen können, das müsse zunächst geklärt werden.

Die AG City hatte im Frühjahr auf einem Workshop "Wachsende Stadt City West" diese Bilanz gezogen: "Der stationäre Handel muss gestärkt und die Aufenthaltsqualität gesteigert werden. Plätze müssen geschaffen werden, auf denen sich die Passanten mit Freunden treffen und verweilen können."

Wie berichtet, wird auch in der Friedrichstraße in Mitte über den Ausschluss von Autos diskutiert. Bürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) hatte kürzlich bei der Diskussion um die Friedrichstraße einen Vergleich mit der Tauentzienstraße gezogen, die in den 90er Jahren an den Adventsonnabend eine Fußgängerzone war: „Das hatte wunderbar funktioniert."

Ein Test zur Weihnachtszeit ging schief

Überhaupt nicht funktioniert hatte die Teilsperrung der Tauentzienstraße in Richtung Westen im Advent. Wie berichtet, hatte die Polizei angeordnet, dass nur Busse, Taxis und Fahrräder am Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz vorbeifahren dürfen. Da allerdings sehr viele Autofahrer die Schilder ignoriert haben und die Polizei nicht kontrolliert hat, war die Straße ähnlich dicht befahren wie immer.

Der Straßenzug Kurfürstendamm und Generalszug ist nach Einschätzung der Polizei die beliebteste Strecke für Raser und "Autoposer". 2016 war ein Mensch bei einem illegalen Rennen am Tauentzien getötet worden, die beiden Raser sind wegen Mordes verurteilt worden.

In den 50er Jahren ist für eine Umfahrung des Ku'damms eine Schneise als "Südtangente" durch die Wohnbebauung geschlagen worden - die heutige Lietzenburger Straße. Es gibt also eine leistungsfähige Umfahrung.

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