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 Der Checkpoint Charlie ist beliebt bei Touristen.

©  Thilo Rückeis

Pläne für Bebauung in Berlin-Mitte: Was wird aus dem Areal um den Checkpoint Charlie?

Öffentliche und private Interessen stehen am einstigen Grenzübergang in Berlins Zentrum im scharfen Konflikt. Experten befürchten ein städtebauliches Desaster.

In die Entwicklung von Berlins prominentester Innenstadt-Brache kommt neue Bewegung. In den kommenden Tagen sollen erstmals neue Entwürfe für die Bebauung des Areals am einstigen Grenzübergang Checkpoint Charlie öffentlich vorgestellt werden. Die provozieren Widerspruch. Scharfe Kritik am Planungsverfahren kommt von zwei Experten für Städtebau, die an demselben beteiligt sind. Ihre Befürchtung: Interessen der Öffentlichkeit werden Renditen geopfert ausgerechnet an diesem Ort der Zeitgeschichte, der Touristen in Scharen anzieht und weltweit symbolisch für den Kalten Krieg steht.

Angesichts des Neuanfangs der Planung für das Areal, die gerade mit öffentlichen Beteiligungen ins Laufen kommt, fordern die Städtebauexpertin Theresa Keilhacker und der Stadtforscher Christoph Sommer, am Checkpoint Charlie alles noch einmal auf Null zu stellen und einen „Offenen städtebaulichen Planungswettbewerb“ auszuloben. Ihnen fehlt die Debatte, wie konkret an den Grenzkontrollpunkt und die deutsche Teilung erinnert werden kann, ob auch Platz für Schulen, Kitas, günstige Wohnungen und Ateliers ist.

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Kurzum: „Ein Schuss mehr Berlin“ und weniger „Starbucks und Disney-Land“, sagt Keilhacker. Durch die Vorstellung der sieben Entwürfe für den Städtebau, die ab Donnerstag drei Tage lang im Rohbau „Charlie Living“, Zimmerstraße 92 gezeigt werden, befürchten sie die Festlegung auf Neubauten, die durch Höhe und Dichte Renditeerwartungen der Investoren erfüllen, aber den geschichtsträchtigen Ort erdrücken.

"Nur begrenzter Handlungsspielraum"

Bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hieß es, es gebe einen nur begrenzten Handlungsspielraum bei der „städtebaulichen Ideenfindung“. Denn der „konzeptionelle Rahmen“ sei „durch die Position des Senats und der Koalitionsfraktionen vorgegeben“. Und diese sähen eine Realisierung des Gesamtprojekts durch den privaten Entwickler vor.

Hintergrund sei der Verkauf der Grundstücke Anfang der 90er Jahre. Außerdem hätten die für die Realisierung des historischen Bildungsortes zuständige Senatsverwaltung für Kultur sowie die beiden am Checkpoint angrenzenden Bezirke bisher keine Alternative zur privatfinanzierten Standortentwicklung gefordert, also zum Beispiel einen Rückkauf und die öffentliche Entwicklung.

Der Senat hatte sich mit den Investoren auf eine Bebauung geeinigt, die auch die Bereitstellung eines Museums auf den privaten Flächen vorsieht. Die Senatorin für Stadtentwicklung Katrin Lompscher (Linke) hatte das Verfahren neu aufgerollt mit einer öffentlichen Beteiligung.

Ziel sei es, die „Ansprüche ihres Hauses auf einen Wohnanteil, teilweise auch im geförderten Segment, auf mehr öffentlichen Raum für Alltagsnutzer und Touristen sowie auf ein transparentes Planungsverfahren durchzusetzen“. Scharfe Kritik kam auch vom Landesdenkmalamt: Die bisherige Planung drohe den besonderen historischen Ort zu eliminieren. Das Areal war vor kurzem unter Denkmalschutz gestellt worden. „Meiner Meinung nach sollten die Flächen frei bleiben“, sagt der Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg Florian Schmidt (Grüne). Auf Kreuzberger Seite befänden sich zwei von den Plänen betroffene Baudenkmäler.

Sieben Entwürfe für die Entwicklung des populären Orts werden ab Donnerstag öffentlich im Rohbau „Charlie Living“, Zimmerstraße 92, gezeigt: Donnerstag und Freitag von 17 bis 20 Uhr sowie Sonnabend von 12 bis 20 Uhr.

Lesen Sie hier den Gastbeitrag von Städtebauexpertin Theresa Keilhacker und Stadtforscher Christoph Sommer.

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