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Die Galopprennbahn in Berlin-Hoppegarten gilt als eine der Schönsten ihrer Art. Neben dem "Preis der Deutschen Einheit", findet hier zum Beispiel der "Große Preis von Berlin" statt.

© Tim Brakemeier/dpa

Pferderennen in Hoppegarten: Galoppieren für die deutsche Einheit

Zum 29. Mal findet am Donnerstag der Preis der Deutschen Einheit in Hoppegarten statt. Die Rennbahn gilt unter Experten als Schönste Deutschlands

Zu den Höhepunkten auf der Rennbahn in Hoppegarten gehört der Preis der Deutschen Einheit. Zum 29. Mal gibt es den am 3. Oktober. Der erste Start ist am Donnerstag um 12 Uhr. Man muss kein Pferdenarr sein und auch kein passionierter Wettfan, um sich dorthin gezogen zu fühlen. Die Einheit brachte einen Lebensstil mit neuen Möglichkeiten für viele ehemalige DDR-Bürger mit sich. Die Lust darauf, immer mal wieder die Freizeit in Oasen der Eleganz zu verbringen, gehört dazu.

Hoppegarten hat sich immer mehr zum beliebten Ziel entwickelt, nicht nur für Pferdesportfans, sondern auch für Atmosphärenjunkies. Über die Jahre wurde die Galopprennbahn vor den Toren der Stadt auch zu einer wahrhaft demokratischen Oase der Eleganz. Das mögen selbst Kinder und Jugendliche. Wo sonst kann man schon mal kleine Jungs beobachten, die mit mit roten Wangen und Melone auf dem Kopf eifrig über die Wege laufen.

Rund 100 000 Gäste pro Jahr zählt die Rennbahn, die wegen ihres schönen alten Baumbestandes und dem weiten Blick ins Grüne auch etlichen Experten als die schönste Deutschlands gilt. Prominente Besucher steuern meist den feinen Renn-Klub an. Gemanagt wird der von Tini Gräfin Rothkirch, die schon als kleines Mädchen Pferde über alles liebte. Hier trifft sich eine Melange aus Sportfreunden in Top-Positionen, Spitzenpolitikern und Wirtschaftsmanagern.

Wer nicht Mitglied ist, lädt unter Umständen seine Geschäftspartner ein zum Champagnerlunch. Das kostet je nach Renntag im Durchschnitt 350 Euro pro Person. Dafür steht ein Wettkiosk in unmittelbarer Nähe, und das Catering wird von Stammgästen gelobt. Anfangs sei es selbst im Rennclub nicht selbstverständlich gewesen, dass man elegant gekleidet und mit Hut kommt.

Aber auch mitten im Gästegetümmel wird die Lust auf die große Welt der Rennen sichtbar. Manchmal beginnt das schon in der S-Bahn, wenn sich junge Mädchen mit weiten Hutkrempen und coolen Kleidern vorfreudig austauschen über das, was sie erwarten. Auf der runden Bühne spielt vielleicht, wie zuletzt beim Familientag im September, das Blasorchester Köpenick. Ein Stück weiter vergnügen sich Kinder im Streichelzoo.

 Hoppegarten-Rennbahn-Eigentümer Gerhard Schöningh auf einer Pressekonferenz im Jahr 2013
Hoppegarten-Rennbahn-Eigentümer Gerhard Schöningh auf einer Pressekonferenz im Jahr 2013

© Jörg Carstensen/dpa

Und direkt vor der Bahn auf dem Rasen unter der Haupttribüne breiten Picknick-Fans ihre Decken aus, wenn es das Wetter irgend zulässt. Stilistisch erinnert der Anblick ein wenig an die guten, alten Zeiten der Waldbühne, als es auch dort noch möglich war, gut gefüllte eigene Körbe mitzubringen. Damen in hübschen Kleidern, gern mit kleinem Fascinator aus Tüll und Federn im Haar, lagern mit jungen Anzugträgern auf bunten Decken rund um entkorkte Sektflaschen, Baguettebrote und Schüsseln mit Antipasti. Natürlich sind manche Decken auch bevölkert von Familien, die etwas lässiger gekleidet sind.

In Hoppegarten geht vieles nebeneinander. Egal, wie die Besucher ihre eigene Stilrichtung zur Schau stellen. Es eint sie die Liebe zu den Pferden. Und die Lust auf ein abwechslungsreiches Programm. Das Kurzweilige an einem Renntag entspricht eben auch den Bedürfnisse von Kindern gut. In Begleitung Erwachsener ist der Eintritt für den Nachwuchs bis 18 Jahren frei. Inhaber Gerhard Schöningh, der auf der Rennbahn seit 2008 Regie führt, hat nicht nur das Thema Eleganz bewusst voran gebracht, er achtet auch sehr auf Familienfreundlichkeit. So zieht man sich die nächste Besucher-Generation heran.

Kinder können nach den Rennen Fragen an die Jockeys stellen

In der Regel gibt es alle 30 Minuten ein Rennen. Vorher zieht es die Gäste zum Führring, um die Pferde zu begutachten. Eine Wette gehört für viele Erwachsene zum Spaß ja auch dazu. Während des Rennens sind die Blicke und oftmals auch die Ferngläser fest aufs Geläuf gerichtet.

Manchmal können die Kinder anschließend den Jockeys Fragen stellen. „Hast du keine Angst, runterzufliegen?“ „Wie wird man Reiter?“ „Wie schnell kann ein Pferd werden?“ Beim letzten Renntag gab der Sohn eines renommierten Trainers die Antworten, der nach eigenen Angaben schon auf dem Pferderücken gesessen hat, bevor er überhaupt laufen konnte. Sein Rat an die Kinder lautete, einfach mal ausprobieren: „Wer Angst hat, ist eher nicht geeignet für den Beruf des Jockeys.“ Und: „So ein Pferd kann um die 60 km/h schnell sein.“

Es ist also ständig für Abwechslung gesorgt, man kann auch einfach, etwas essen und trinken und Leute gucken. Einheit äußert sich hier auch in der gemeinsamen Liebe zu einem bestimmten Lebensgefühl.Ein traditionsreicher Sport lockt natürlich auch Originale an. Mit oder ohne Hut.

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