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Tausende Kinder wurden in Berlin zuletzt ohne die obligatorische ärztliche Untersuchung eingeschult.

© Gerhard Leber/imago

Exklusiv

Personalnot in Gesundheitsämtern: In Berlin wurden 6600 Erstklässler vor der Einschulung nicht von Ärzten untersucht

Auch dieses Jahr erhalten in Berlin viele Kinder keine Schuluntersuchung – und die Ergebnisse aus den letzten Jahren hat der Senat noch nicht ausgewertet.

Fast 6600 Kinder in Berlin sind dieses Jahr vor ihrer Einschulung nicht von Ärzten untersucht worden – offenbar wegen der Personalnot der Gesundheitsämter. Das geht aus einer Antwort von Bildungsstaatssekretärin Beate Stoffers (SPD) auf Anfrage des CDU-Wissenschaftsexperten Adrian Grasse hervor, die dem Tagesspiegel vorliegt.

Demnach waren 35.660 Kinder im Schuljahr 2021/22, also in diesem Sommer, eingeschult worden. Zugleich gab es nur 29.092 Einschulungsuntersuchen – fast jeder fünfte Erstklässler wurde nicht ärztlich begutachtet.

Bei den Einschulungsuntersuchungen prüfen die Gesundheitsämter sprachliche Fähigkeiten, Motorik, Sehen, Hören sowie Zähne, Größe und Gewicht der Kinder. Danach wird entschieden, ob ein Kind schulreif ist oder besonderer Förderbedarf besteht. Es handelt sich um die einzige umfangreiche Reihenuntersuchung, die bundesweit verpflichtend ist; die Daten sind daher auch für Forscher relevant.

Im vergangenen Jahr hatte circa ein Drittel der Erstklässler keine Schularztuntersuchung. Und: Sowohl für den Jahrgang 2020/21 als auch 2019/20 liegen die vollen Ergebnisse der Untersuchungen nicht vor. Der CDU-Abgeordnete Grasse sagte dazu am Sonntag, er erwarte, dass der neue Senat sorgfältiger arbeite. 

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Im Februar 2021 hatte Spandaus Amtsärztin Gudrun Widders, die als Chefin des Landesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes ins Abgeordnetenhaus geladen war, von den Nöten der Gesundheitsämter berichtet: In der Coronakrise könne man oft auch keine Routinekontrollen in Kitas und Heimen anbieten – die Ärzte der Bezirke seien voll mit der Pandemie befasst.

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Wie berichtet sind nach wie vor circa 500 von der Landesregierung als nötig eingestufte Stellen in den Gesundheitsämtern unbesetzt, darunter Therapeuten, Übersetzer, IT-Experten und Mediziner. Für die designierte Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) wird die Personalfrage zur Hauptaufgabe.

Am Sonntag gab ihre Partei die künftigen Staatssekretäre Gotes bekannt: Thomas Götz soll für Kliniken und Pflege zuständig sein. Der Mediziner ist seit 2016 der Landesbeauftragte für Psychiatrie und zugleich Leiter des Referates Psychiatrie, Sucht und Gesundheitsvorsorge der Senatsgesundheitsverwaltung.

Staatssekretärin wird zudem Armaghan Naghipour, sie war zuletzt Referentin von Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne). Nun soll die Juristin die Wissenschaftsverwaltung leiten, die erstmals gemeinsam mit Gesundheit ein Ressort bilden wird. Naghipour ist dann für Europas größte Universitätsklinik, die Charité, zuständig.

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