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Die Zahl der Feuerwehreinsätze ist auf Rekordniveau - doch es mangelt an Personal

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Personalmangel im Rettungsdienst: Die Berliner Feuerwehr hat zu wenig Leute

470 000 Einsätze, das ist Rekord. Doch bei der Feuerwehr in Berlin fehlt es an Personal. Nun soll sie attraktiver gemacht werden.

Um Mitternacht rief die Feuerwehr den Ausnahmezustand aus. Wegen des schweren Unwetters mussten die Beamten in der Nacht zu Mittwoch über 200 Einsätze bewältigen. In Lichtenberg standen mehrere Straßenzüge komplett unter Wasser. Es war eine lange Nacht.

Die Arbeit der Feuerwehrleute ist im vergangenen Jahr deutlich schwieriger geworden, wie der Jahresbericht 2018 zeigt, den Innensenator Andreas Geisel (SPD) und Landesbranddirektor Karsten Homrighausen am Mittwoch vorstellten. Mit rund 470 000 Einsätzen gab es einen neuen Rekord. Die meisten dieser Fälle waren Notarzteinsätze. Dazu kamen 7570 Brände. Die Ursache für den Anstieg: Berlin wächst.

112 wird zu häufig gewählt

Und nach wie vor wählen die Berliner die Notrufnummer 112 zu häufig – auch, wenn es nicht nottut, so Homrighausen. Etwa, um sich den Weg zum Hausarzt zu sparen. Demnach hätten sich die Alarmierungen in zehn Jahren um 50 Prozent erhöht. Homrighausen beklagt eine „Vollkaskomentalität“. Eine Kampagne soll die Bürger zu einem verantwortungsbewussteren Verhalten bewegen.

Hinzu kommt: Die vielen Einsätze müssen von immer weniger Leuten erledigt werden. Im vergangenen Jahr wurden die Schichten von 48 auf 44 Stunden gekürzt, die früher üblichen 24-Stunden-Schichten wurden auf zwölf Stunden reduziert. So soll der hohe Krankenstand reduziert werden. Doch nun fehlt es überall an Personal.

355 neue Stellen seien bereits geschaffen worden, sagt Innensenator Geisel. Doch diese müssen größtenteils noch besetzt werden. Dafür will Geisel die Feuerwehr als Arbeitgeber attraktiver machen.

Erik Herbote, der stellvertretende Vorsitzende des Vereins „Berlin brennt“ ist skeptisch: „Die Berliner Feuerwehrleute haben bundesweit die höchste Belastung, werden aber am schlechtesten bezahlt“, sagt er. Im vergangenen Jahr hatte sein Verein gegen die harten Arbeitsbedingungen protestiert.

Die Feuerwehr ist schlechter ausgestattet als vor 10 Jahren

Viele Beamte würden in andere Bundesländer abwandern, weil dort die Besoldung besser sei, sagt Herbote. Oftmals gingen sie direkt nach der Ausbildung weg. „Die Berliner Feuerwehr ist heute schlechter ausgestattet als vor zehn Jahren“, sagt Herbote. Das ist seiner Ansicht nach „unwürdig“ für die Hauptstadt.

Tatsächlich hat der Personalmangel zur Folge, dass Einsatzfahrzeuge oft nicht vollständig besetzt werden können. Dann rückt zum Beispiel ein Löschwagen aus, doch die Drehleiter kann nicht fahren. Die muss dann von einem weiter entfernten Standort geholt werden. Das kostet Zeit. „Funktionsreduzierung“ nennt das der der offizielle Jahresbericht.cmk

Tag der offenen Tür der Berliner Feuerwehr, Sonntag 10 – 18 Uhr, Nikolaus-Groß-Weg 2, Charlottenburg. Weitere Infos unter berliner-feuerwehr.de

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