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Feuerwehrmänner bekämpfen einen Waldbrand bei Treuenbrietzen.

© Michael Kappeler/dpa

Personal und Ausrüstung fehlt: Deutschlands Feuerwehren brauchen dringend Hilfe

Wir erwarten, im Notfall schnell gerettet und perfekt erstversorgt zu werden. Dass es bei den Feuerwehren seit Jahren an allem mangelt, wird gern vergessen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Werner van Bebber

Nun sind sie wieder die Helden, und die Politiker überschütten sie mit Dank und Anerkennung. Hunderte Feuerwehrmänner aus Brandenburg und Berlin haben einen Waldbrand südwestlich von Berlin unter Kontrolle gebracht, der nicht allein die Bewohner umliegender Dörfer das Fürchten lehren konnte.

Brennende Bäume, Büsche und dichter Rauch, wohin man sieht: So stellt es sich im Ernstfall dar für die Brandbekämpfer. Nicht jedes Feuer bringt sie in Lebensgefahr, doch von jetzt auf gleich können sie in Situationen geraten, in denen sich viele Menschen nicht mehr zu helfen wüssten.

Feuerwehrleute sind Rettungs-Infrastruktur

Feuerwehrleute sind Rettungs-Infrastruktur. Die Infrastruktur hält – das ist in Deutschland noch immer so etwas wie eine kollektive Überzeugung. Brücken brechen nicht zusammen, Züge verkehren regelmäßig, die Polizei kommt, wenn man sie ruft, und Feuerkatastrophen haben nicht die Ausmaße wie in Griechenland, Portugal oder Kalifornien. Feuerwehrleute sind menschliche Infrastruktur – deshalb sollten die, die sich von ihnen aus einem brennenden Haus oder Auto retten oder ins nächste Krankenhaus bringen lassen, zusehen, dass es dieser menschlichen Infrastruktur einigermaßen gut geht.

Daran aber gibt es Zweifel. Es gehört zu den Merkwürdigkeiten der Gegenwart, dass man erwartet, im Notfall schnell gerettet, perfekt erstversorgt und zuverlässig gepflegt zu werden. Doch an die, die für Rettung zuständig sind, wenn es brennt, wenn Flüsse über die Ufer treten oder wenn zwei Autos zusammengekracht sind, denkt man, wenn überhaupt, bloß mal kurz, wenn man ihre Hilfe braucht.

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Die Politiker, die nun wieder danken und loben, sind nicht besser. In Brandenburg leisteten sich drei Städte eine jahrelange gerichtliche Auseinandersetzung mit 14 Feuerwehrleuten über die Bezahlung von Überstunden.

Mit menschlicher Anerkennung hat das nicht viel zu tun. Es ging um je fünfstellige Summen und um Arbeitszeiten von 56 Wochenstunden – die Kommunen unterlagen am Ende. In Berlin organisierte die Ehefrau eines Feuerwehrmanns vor ein paar Monaten eine Petition, weil sie nicht mehr mitansehen wollte, „wie es meinem Mann und seinen Kolleg(inn)en im Arbeitsalltag ergeht“.

Zumindest die Berliner Feuerwehr ist über Jahre kurzgehalten worden von der Politik. Das zeigt sich heute an maroden Wachen und an Fahrzeugen, die, wie es amtsdeutsch heißt, ihre Nutzungsdauer überschritten haben. Neuerdings geben der Innen- und der Finanzsenator wieder Geld aus für die Feuerwehr.

In Berlin mangelt es an guten Arbeitsbedingungen

Zusätzliche Stellen werden bewilligt – indes nicht so viele, wie in der erwähnten Petition gefordert worden sind. Darin ist von 1100 fehlenden Feuerwehrleuten die Rede; Innensenator Geisel will 350 neue Stellen schaffen. Im April sicherte er außerdem kürzere Arbeitszeiten (44 Stunden, ab September) und eine Vergütung der Überstunden zu.

Man darf bezweifeln, ob das den gefährlichen Beruf um so viel attraktiver macht. In Brandenburg, wo die freiwilligen Feuerwehren auch eine gesellschaftliche Funktion in den Dörfern haben und mancherorts die letzten funktionierenden Vereine sind, fehlt Nachwuchs. Die Politiker beklagen das seit Jahren. In Berlin mangelt es an guten Arbeitsbedingungen. Feuerwehren sollen gefälligst funktionieren. Das kostet in Zukunft etwas mehr, als derzeit dafür vorgesehen ist.

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