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Vor allem die Mitarbeiter in Clubs sind Infektionsgefährdet.

© imago/fStop Images

Partys als Superspreading-Events: Drosten-Studie zu Corona-Ausbruch in Berliner Club veröffentlicht

74 Menschen haben sich im Frühjahr im „Trompete“ mit Corona infiziert. Laut einer Untersuchung haben sich vor allem verhältnismäßig viele Club-Mitarbeiter angesteckt.

Von Valerie Barsig

Clubbesuche in Zeiten der Pandemie haben das Zeug, zum Superspreader-Event zu werden. Dass praktisch seit dem Frühjahr das Clubgeschehen brachliegt, ist vor diesem Hintergrund sinnvoll.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Teams rund um den Virologen Christian Drosten, die noch nicht von anderen Experten begutachtet wurde, jedoch schon im medizinischen Fachjournal "Emerging Infectious Diseases" veröffentlicht worden ist. Beteiligt waren auch das Robert-Koch-Institut, die Charité und örtliche Gesundheitsbehörden.

[Lesen Sie hier den T-Plus-Text: Immunität nach einer Coronainfektion – Warum Genesene ein zweites Mal erkranken könnten. (T+)]

Dass wissenschaftliche Arbeiten bereits vor einer Begutachtung (auch Peer-Review genannt) veröffentlicht werden, ist in der Pandemie regelmäßig zu beobachten. Es soll dazu dienen die Arbeit reif für die Veröffentlichung in einem anerkannten Journal zu machen. Es wird auch als Alternative zum üblichen Peer-Review-Verfahren gesehen, das als Hindernis für die Forschung kritisiert wird.

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Untersucht worden ist in der neuen Studie ein Corona-Ausbruch, der sich nach dem Besuch eines infizierten Mannes im Club "Trompete" in Berlin-Mitte am 29. Februar entwickelt hatte. Infektionen von 74 Menschen konnten die Forscher auf diesen Clubaufenthalt zurückführen.

Laut Studie haben sich vor allem verhältnismäßig viele Mitarbeitende des Clubs mit dem Virus angesteckt - insgesamt 56 Prozent des exponierten Personals. Insgesamt gab es 16 Club-Mitarbeiter. Mit insgesamt 44 Personen führten die Forscher Interviews.

In der Zeit zwischen dem 29. Februar und dem 5. März besuchten rund 650 Personen während verschiedener Partys den Club, bevor die Infektion bekannt wurde. Am 6. März startete das Gesundheitsamt dann einen Aufruf in den Medien, um Menschen ausfindig zu machen, die sich zur fraglichen Zeit in dem Club aufgehalten und womöglich infiziert hatten.

Die Ergebnisse der Studie lassen laut den Forschern vermuten, dass die Club-Mitarbeiter an einer Übertragung des Virus zwischen den Veranstaltungen beteiligt waren. Die Mehrzahl der Infizierten habe sich allerdings bei der Party am 29. Februar angesteckt. 

Vor allem das Personal war gefährdet

Zunächst als infiziert gemeldet hatte sich, wie im Tagesspiegel berichtet, ein Bezirksamtsmitarbeiter aus Reinickendorf, der sich am 29. Februar in dem Club am Lützowplatz unweit des Konrad-Adenauer-Hauses aufgehalten hatte. Erst am 16. März waren Clubbesuche im Zuge des Lockdowns verboten.

Je die Hälfte der insgesamt 74 bekannten Fälle seien laut Studie Männer und Frauen mit dem Durchschnittsalter 30 gewesen. Die Inkubationszeit betrug rund vier Tage.  

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Laut Studie habe eine Person bereits vor ihrem Clubbesuch Corona-Symptome verspürt, später auch Teile des Personals bei den Feiern zwischen dem 29. Februar und dem 5. März.

Weil sich insbesondere bei der ersten Party am 29. Februar viele Personen infiziert hatten und die Inkubationszeit relativ kurz gewesen sei, bestätige dies die These, dass Nachtclubs sich für Superspreading-Events eignen, so die Forscher. Insbesondere das Personal könne gefährdet sein, sich anzustecken und auch Überträger zu sein, wenn keine Abstands- und Hygieneregeln befolgt würden. Deshalb empfiehlt die Studie auch, bei Wiedereröffnungen von Clubs und Bars insbesondere die Mitarbeiter zu schützen.

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