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Radschnellweg am Südkreuz

© Jörn Hasselmann

„Panke Trail“ für 60 Millionen Euro: Berlin plant Radschnellweg über sechs neue Brücken – und durch einen Park

18 Kilometer lang soll der Radschnellweg von Pankow nach Mitte und Prenzlauer Berg werden. Es gibt noch viele kritische Stellen - darunter eine Spielstraße.

Von Christian Hönicke

Die Vorzugsvariante für den „Panke Trail“ steht fest – als vierter der inzwischen elf geplanten Radschnellwege Berlins. Auf insgesamt 18 Kilometern soll die Gabeltrasse vom Norden Pankows nach Mitte und Prenzlauer Berg geführt werden. Laut den Planern der landeseigenen Infravelo GmbH sind Gesamtkosten von etwa 60 Millionen Euro möglich - das wären mehr als drei Millionen Euro pro Kilometer.

Ein Großteil davon würden die bis zu sechs neuen Brücken und drei neuen Unterführungen ausmachen, dazu soll umfangreich Kopfsteinpflaster in Wohnstraßen asphaltiert werden. Auch Privatgrundstücke müssten für den „Panke Trail“ angekauft werden, etwa von der Deutschen Bahn. Der Baustart der Schnelltrasse ist für 2024 avisiert und die Fertigstellung für 2026.

Die Route soll zu knapp 11 Kilometern über neu eingerichtete Fahrradstraßen geführt werden und zu sieben Kilometern auf bis zu vier Meter breiten „Zweirichtungsradwegen“ fernab des Straßenverkehrs.

Dabei beinhaltet die Vorzugsvariante noch mehrere kritische Stellen: So soll mit dem Park am Nordbahnhof eine geschützte Grünanlage durchquert werden, außerdem ist eine Spielstraße in Prenzlauer Berg betroffen. Die Führung am „Pankower Tor“ ist überdies noch komplett unklar.

Die Senatsverkehrsverwaltung verweist darauf, dass die Pläne noch nicht final sind und noch geändert werden können: „Im Zuge der weiteren Planung werden noch Verbände, Bezirke, Behörden und Bürger beteiligt, es folgt außerdem noch das Planfeststellungsverfahren mit allen Abwägungen. Ob Kosten in dieser Höhe entstehen, hängt letztlich von der Streckenführung ab.“ Insbesondere die teuren Über- und Unterführungen sollen noch auf den Prüfstand.

Die Vorzugsvariante des "Panke Trails" mit allen geplanten Brücken und Unterführungen.
Die Vorzugsvariante des "Panke Trails" mit allen geplanten Brücken und Unterführungen.

© Infravelo

Klar ist in jedem Fall: Die Route startet im nördlichen Pankower Ortsteil Karow in der Boenkestraße und soll über die Krontaler Straße unter die Bahngleise am Karower Kreuz geführt werden. Danach verläuft sie auf der Trasse Flaischlenweg, Burgwallstraße und Maronensperlingweg parallel zur Autobahn A114 durch Wohn- und Laubengebiete.

Hier müssten viele Kopfsteinpflasterpassagen asphaltiert werden. Die stark befahrene Bahnhofstraße in Blankenburg soll zwischendurch mit einer neuen Radbrücke überquert werden.

Der Verlauf am Pankower Tor ist unklar

Spannend wird es im Bereich des geplanten Baugebiets „Pankower Tor“. Infravelo bevorzugt hier einen „sehr gradlinigen Verlauf auf ehemaliger Bahntrasse“. Das heißt: Der „Panke Trail“ soll vorbei am Rundlokschuppen unter die Auffahrtsrampe zur A114 (Heinersdorfer Brücke) und dann parallel zu den Gleisen über das Areal des Investors Kurt Krieger geführt werden. Allerdings laufen hier noch die Verhandlungen mit Krieger, so dass dieser Streckenabschnitt noch nicht detailliert ausgearbeitet wurde.

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Von den Planern empfohlen wird, dass der Radschnellweg dann zur „planfreien Querung des Kfz-Verkehrs“ per Brücke über die wuselige Berliner Straße am Bahnhof Pankow weiterläuft. Ob sich eine Brücke an diesem Nadelöhr tatsächlich realisieren lasse, werde nun geprüft, teilt die Verkehrsverwaltung mit.

So verläuft die Westroute

Am „Pankower Tor“ gabelt sich die Route. Die Weststrecke soll entlang der Stettiner Bahn über Gesundbrunnen und Humboldthain bis zum Nordbahnhof geführt werden. Zunächst auf bisherigem Brachland und per vorhandener Brücke über die Mühlenstraße, auf Höhe Esplanade wird die Unterführung auf die Weddinger Seite genutzt. Dort geht es weiter auf der Grüntaler Straße bis zur Hochstraße am Humboldthain.

Hier ist ein weiterer kritischer Wegpunkt erreicht, denn der Humboldthain ist eine geschützte Grünanlage, in der bislang Fußgänger per Gesetz auf allen Wegen Vorrang haben. Planungen, die Trasse dennoch durch den Park zu führen, verwarf Infravelo nun.

Stattdessen soll der Weg über eine neue Radbrücke von der Hochstraße zwar über die Bahngleise bis an den Nordwestrand des Humboldthains führen, allerdings dann direkt neben den S-Bahn-Schienen auf Bahngelände gen Süden verlaufen.

Im Anschluss soll die markante Liesenbrücke, eine alte Bahnbrücke, für den Radverkehr umgebaut werden. Sie müsste ebenfalls von der Bahn erworben werden. Direkt hinter der Brücke wäre dann tatsächlich eine geschützte Grünanlage betroffen: der Park am Nordbahnhof. Laut Verkehrsverwaltung soll der Schnellweg jedoch nur „für eine kleine Teilstrecke von maximal 50 Metern“ durch den schmalen Park führen.

So verläuft die Ostroute

Die Ostroute des "Panke Trails" nutzt keine Parks, aber auch hier gibt es noch Konfliktstellen. Die erste ist gleich am Anfang, denn sie zweigt auf dem Gelände des „Pankower Tors“ nach Süden Richtung Prenzlauer Berg ab – wo genau, darüber muss ebenfalls noch mit Eigentümer Krieger verhandelt werden. Nach der Führung durch die Neumannstraße (überwiegend als Fahrradstraße) sollen nach dem Willen der Infravelo-Planer auf wenigen Metern gleich drei neue Radbrücken gebaut werden: an der Arnold-Zweig-Straße, am Eschengraben und über die Wisbyer Straße.

[Der Autor dieses Textes, Christian Hönicke, schreibt den Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Pankow. Den gibt es hier: leute.tagesspiegel.de]

Im Anschluss sollen Gudvanger, Erich-Weinert-, Stargarder, Duncker-, Senefelder- und Kollwitzstraße in Prenzlauer Berg allesamt zu Fahrradstraßen umgewandelt werden, die nur Anlieger mit Autos befahren dürfen. Ein Hindernis ist dabei bisher noch das teilweise unter Denkmalschutz stehende Kopfsteinpflaster, das asphaltiert werden soll. Ebenfalls schwierig ist der Verlauf durch die Senefelderstraße. Die Pankower Lokalpolitik sieht es kritisch, dass die Schnelltrasse ausgerechnet vor der Grundschule im Eliashof vorbeigeführt werden soll - dort ist nämlich aus diesem Grund eine verkehrsberuhigte Spielstraße ausgewiesen.

Entlang der Kollwitzstraße sollen Autoparkplätze „neu geordnet“ werden, um Platz für die Räder zu schaffen – das heißt, Autos sollen künftig parallel zur Straße parken. An ihrem südlichen Ende verzweigt der Radschnellweg dann auf die Radstreifen der Schönhauser Allee.

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