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Ein architektonisches Juwel. Für das Palais am Festungsgraben wird eine neue Nutzung gesucht.

© Ulli Winkler/Imago

Palais am Festungsgraben: Zukunftsforscher wollen „Haus für die Vereinten Nationen“ in Mitte

Und noch ein Konzept fürs Schmuckstück am Festungsgraben: Eine Initiative will ein Haus für die Vereinten Nationen. Doch der Senat hat andere Pläne.

Rolf Kreibich ist empört: Die in der vergangenen Woche durch den Tagesspiegel-Newsletter Checkpoint bekannt gewordenen Pläne für das „Palais am Festungsgraben“ seien allesamt „Gemischtwarenkonzepte“, von denen man in der Stadt schon zur Genüge habe. Der Zukunftsforscher und seine Mitstreiter, zu denen Botschafter, Professoren und Politiker gehören, haben etwas anderes vor mit dem Schmuckstück Unter den Linden: Sie wollen es zu einem „Haus für die Vereinten Nationen“ machen. Nach ihren Vorstellungen soll es ein öffentlich zugängliches Informations- und Kommunikationszentrum werden, ein weltweit einmaliges Projekt der direkten Kommunikation von Vereinten Nationen und Bürgerschaft.

Das Palais sei der „Idealstandort“ für das Vorhaben, schwärmt Kreibich, „ein starkes Signal“. Man möchte das Bewusstsein für die Vereinten Nationen stärken und dem Bild eines „Papiertigers“ entgegenwirken, das viele Menschen von der Weltorganisationen hätten.

Die Entscheidung wird letztlich der Senat treffen

Die Initiatoren haben sich am Interessenbekundungsverfahren der landeseigenen Immobilienmanagement-Gesellschaft BIM beteiligt, so wie neun weitere Interessenten auch. Drei Konzepte sind bisher bei der zuständigen Lenkungsgruppe in die engere Wahl gekommen; das Haus für die Vereinten Nationen gehört nicht dazu. Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) favorisiert stark die Pläne der ebenfalls landeseigenen Gesellschaft Berlinovo für einen multifunktionalen „Berliner Kultursalon“. Diese Präferenz teilen aber nicht alle im Senat, der letztlich die Entscheidung treffen wird.

Kultursenator Klaus Lederer (Linke) unterstützt das Konzept für ein „Deutsches Haus“, das vor allem vom Maxim-Gorki-Theater getragen wird und ein Forum für Künstler und Wissenschaftler vorsieht, die sich mit den Themen Flucht und Zuflucht beschäftigen. Unter die ersten drei hatte es zudem eine Idee der Humboldt-Universität für ein Forum der Religionen geschafft. Auch wenn man nicht zu den favorisierten Projekten gehöre, sei man noch im Verfahren, sagt Kreibich, der die Idee für ein „Haus für die Vereinten Nationen“ bereits vor anderthalb Jahren vorgestellt hatte.

Die Initiative, laut Kreibich „total überparteilich“, strebt eine enge Kooperation mit dem Humboldt-Forum, dem Maxim-Gorki-Theater, den Berliner Hochschulen, anderen Einrichtungen des Landes und des Bundes an. Das Palais soll Sitz für die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen und Nicht-Regierungsorganisationen werden. Den Planungen zufolge sollen Kreative und Wissenschaftler, die sich mit den Zielen der Vereinten Nationen auseinandersetzen, dort Raum finden. Das Theater im Palais soll seine Räume behalten. Und auch umfassende gastronomische Einrichtungen sollen dort Platz finden. „Säle und Foyers sind fantastisch für Veranstaltungen zu vermieten“, sagt Kreibich. Organisiert würde das Haus, in dem rund 4600 Quadratmeter genutzt werden können, durch Gremien wie ein Kuratorium und einen Beirat. Und ganz wichtig: Der Verein garantiere die Finanzierung, sagt Kreibich. Es gebe schon Zusagen von Stiftungen, die Gelder bereitstellen wollen. Man brauche keine „Staatsknete“.

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