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Geschichte: Das Kino Colosseum soll nicht wieder eröffnen.

© Robert Klages

Pachtvertrag sofort gekündigt: Das Colosseum ist jetzt offiziell kein Kino mehr

Der Pachtvertrag für das Traditionskino ist fristlos gekündigt. Die Betreiberfirma hat laut Insolvenzverwalter kein Geld mehr und muss das Kino zurückgeben.

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Für das Berliner Traditionskino Colosseum in Prenzlauer Berg gibt es offenbar keinerlei Hoffnung mehr. Der zunächst zum Jahresende gekündigte Pachtvertrag ist nun fristlos gekündigt worden. Die Betreibergesellschaft muss die Immobilie nun an die Eigentümer herausgeben. Damit ist das Colosseum jetzt auch offiziell kein Kino mehr - und die Immobilie fällt zurück vom Insolvenzverwalter an die Familie Brauner.

Insolvenzverwalter Sebastian Laboga hat nun beim Amtsgericht Charlottenburg für die „Kino Colosseum Betriebsgesellschaft mbH“ die sogenannte Massenunzulänglichkeit angezeigt. Demnach reichen die noch vorhandenen Mittel des Unternehmens nicht aus, um die bestehenden Verbindlichkeiten überhaupt zu bedienen.

Wie Laboga nun mitgeteilt hat, haben die Eigentümer – also die Erben von Produzentenlegende Artur „Atze“ Brauner – den Pachtvertrag außerordentlich fristlos gekündigt. Geführt worden war die Betreiberfirma von Sammy Brauner, der ebenfalls einer der Erben ist.

„Der Insolvenzverwalter muss die Immobilie deshalb umgehend an die Eigentümerin zurückgeben“, heißt es in der Mitteilung. „Die dafür erforderlichen Schritte wurden bereits eingeleitet.“

Grund für die Zuspitzung der Finanzlage seien offene und fällige Pachtansprüche der Eigentümer. Demzufolge kann die Betreiberfirma die Pacht für die Immobilie nicht mehr zahlen. Zudem hätten die Betreiber seit der Schließung im März wegen der Corona-Pandemie keine Einnahmen erzielen können. Für Löhne und Pacht seien jedoch weitere Kosten entstanden.

Mitarbeiter wollen jetzt mit den Brauner-Erben verhandeln

Zumindest die 40 Mitarbeiter aber haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben. „Das war für uns klar, dass es so kommt“, sagt Michel Rieck vom Betriebsrat der Kino-Mitarbeiter zur Kündigung. Der Betriebsrats-Vorsitzende Martin Rathke befand aber, dass "der Kino-Betrieb vonseiten der Kino Colosseum Betriebsgesellschaft nun nicht mehr möglich ist, da sie jetzt keine Betriebsstätte mehr hat".

Es sei dadurch schwieriger geworden, sofort wieder ein Kino in der Immobilie aufzumachen. "Aber perspektivisch ist ein Kino-Betrieb mit einer neuen Gesellschaft weiter möglich, und daran arbeiten wir."

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Dass die Familie Brauner nun wieder Ansprechpartner sei, sei "für uns sogar positiv", erklärt Rieck. „Damit kann die Familie das Haus wieder frei verwalten. Und jetzt können wir auch wieder direkt mit der Familie verhandeln.“ Zum Beispiel darüber, eine neue Betreibergesellschaft zu gründen, „in welcher Form auch immer“.

Die Mitarbeiter jedenfalls wollten das Kino weiterführen und würden dazu gerade ein Konzept ausarbeiten, so Rieck: „Unser Ziel ist es weiterhin, dass wir die Familie an den Tisch kriegen – und jetzt liegen beiden Parteien da keine Altlasten mehr im Weg.“

Das Kino Colosseum und was bisher geschah

Das Traditionskino soll zu einem Bürokomplex umgebaut werden. Einen entsprechenden Bauvorbescheid hatte das Pankower Bezirksamt bereits im Herbst 2019 erteilt. Warum der Vorgang bis zum Juni dieses Jahres unterhalb des politischen Radars verlief, beschäftigt die Bezirkspolitik und bringt auch Streit in der rot-rot-grünen Zählgemeinschaft in der Bezirksverordnetenversammlung hervor.

Zwar wird parteiübergreifend bekräftigt, das Bezirksamt habe „formal korrekt“ gehandelt - doch angesichts des prominenten Ortes habe es an politischem Gefühl für die Brisanz des Themas gefehlt. Linkspartei, SPD und CDU kritisieren dafür nicht zum ersten Mal den Baustadtrat Vollrad Kuhn (Grüne). Dessen Partei wiederum sieht ein Versagen der gesamten Pankower Bezirkspolitik.

Auch der für Kultur zuständige Bürgermeister Sören Benn (Linke) und Wirtschaftsstadträtin Rona Tietje (SPD) hätten die Brisanz der Angelegenheit trotz vorliegender Informationen nicht erkannt und „geschlafen“, befindet Grünen-Fraktionschefin Cordelia Koch. Benn und Tietje weisen das energisch zurück und erklären, die Verantwortung für die Kommunikation von Bauvorbescheiden liege allein bei Kuhns Stadtplanungsamt.

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