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Die Band City sind von links Manfred Hennig am Keyboard, Georgi Gogow an Geige und Bass, Klaus Selmke am Schlagzeug, Sänger Toni Krahl und Fritz Puppel an der Gitarre.

© Promo/Sanny Wildemann

Ost-Berliner Musiker: Band "City" feiert 40. Geburtstag

Der größte Hit von City ist unglaubliche 18 Minuten lang: „Am Fenster“. In der DDR zählten die Band zur „geduldeten Opposition“. Ihren 40. Geburtstag feiert sie nun mit neuem Album und Jubiläumstour.

Die Ananas-Schiffchen passen gut, denn die Temperaturen im Roten Salon der Volksbühne sind an diesem Mittwochnachmittag fast tropisch zu nennen. Immer wieder laufen Reporter, Fotografen und die wenigen geladenen Fans zum Tresen, um sich mit Früchten oder Getränken zu erfrischen. Dann endlich: Fünf nicht mehr ganz junge Männer kommen herein und rocken trotz der hohen Temperaturen los, dass die Glatzen glänzen. „Unter den beengten Bedingungen ist unser Bühnentanz heute leider etwas eingeschränkt“, entschuldigt sich Sänger Toni Krahl und vollführt während des kurzen Konzerts auf der kleinen Bühne dennoch manche geschmeidige Drehung.

40 Jahre steht die Ost-Berliner Band City seit ihren Anfängen in Köpenick und Prenzlauer Berg nun auf der Bühne, anzumerken ist es den „Rolling Stones der DDR“ („Spiegel“) nicht. „Es ist nur ein kleines Update. Nicht mehr, nicht weniger“, sagt Gitarrist Fritz Puppel übers Jubiläum. Und tatsächlich klingt Krahls Stimme noch immer zärtlich-heiser, Schlagzeuger Klaus Selmke trommelt nach wie vor barfuß und auf dem Boden sitzend, Puppel lebt seine Leidenschaft für scheußlich-schöne Cowboyhüte aus, und das Geigenspiel von Georgi Gogow klingt unverändert sehnsuchtsvoll wie in dem Lied „Am Fenster“, Citys größtem Hit von 1977. Mit ihm gelang der Band ein Jahr später auch im Westen der Durchbruch, und sogar in Griechenland wurde das Lied – wohl wegen der folkloristisch anmutenden Geigenmelodie – ein großer Erfolg.

Zum Jubiläum kommt an diesem Freitag das Album „Für immer jung“ auf den Markt. Am 23. März findet im Tempodrom das Auftaktkonzert der Jubiläumstournee statt – der Auftritt im Roten Salon ist eine kleine Kostprobe davon. „Wir werden fast alle Lieder der neuen CD spielen und unsere größten Hits aus den ersten 40 Jahren“, kündigt Krahl für die Tournee an. Während der Titelsong „Für immer jung“ vor allem eine persönliche Reflexion der Vergangenheit ist – unter anderem bezieht sich Krahl darin auf seinen 16-wöchigen Gefängnisaufenthalt in der DDR nach einer Protestaktion – dreht sich in „Zu spät“ alles um die menschliche Hybris. „Nicht alles ist gut, was geht“, kommentieren City in dem Song die nukleare Katastrophe von Fukushima. Es folgt das wunderschöne „Sind so kleine Hände“, das Liedermacherin Bettina Wegner 1978 geschrieben hatte. Und ein wenig Ost-Nostalgie muss dann schließlich auch noch sein: Ironisch-liebevoll mimt der 62-jährige Krahl den rotzig-halbstarken Helden aus dem Song „Der King von Prenzlauer Berg“, der 1978 auf Platz 4 der DDR-Jahreshitparade landete.

Den 18-Minuten-Dauerbrenner „Am Fenster“ lassen City im Roten Salon zwar aus. Doch werden sie das Sehnsuchtslied der DDR-Jugend mit der Schlusszeile „Flieg ich durch die Welt“ sicher im Tempodrom spielen, da das Konzert für den zweiten Teil der DVD „City – Live aus Berlin“ mitgeschnitten wird. Als Ehrengäste haben bereits Dieter Birr von den Puhdys sowie Anna Loos und Uwe Hassbecker von Silly zugesagt. Für den ersten DVD-Teil, zum 30. Jubiläum erschienen, überreichte der mit einer Gummiglatze geschmückte Musikmanager Thomas Stein der Band am Mittwoch in der Volksbühne eine Goldene DVD.

Wer City vor dem Konzert im Tempodrom lieber live und kostenlos erleben möchte, hat am Samstag im Kulturkaufhaus Dussmann (Friedrichstr. 90) dazu Gelegenheit. Ab 13 Uhr geben die fünf Musiker Autogramme und einen kurzen musikalischen Ausblick auf die Tournee.

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