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Michael Müller (SPD) und Fank Henkel (CDU).

© REUTERS

Oskar Niedermayer zur Berlin-Wahl: "SPD kann die Uns-gehört-die-Stadt-Attitüde nicht behalten"

Die Grünen würden immer schlechter abschneiden, als erwartet und die Linke punktet mit Kompetenz. Der Parteienforscher Oskar Niedermayer bewertet das Wahlergebnis im Interview.

Von Ronja Ringelstein

Herr Niedermayer, was ist das Besondere an diesem Wahlergebnis?
Beide Regierungsparteien haben ihr jeweils schlechtestes Ergebnis seit dem Zweiten Weltkrieg eingefahren. Die SPD redet sich das schön, doch auch sie hat drastisch verloren. Aber das ist kein Wunder. Die Berliner waren sehr unzufrieden mit der Arbeit des Senats.

Wie sehr hängt das Wahlergebnis von den Spitzenkandidaten ab?

Die spielen immer eine Rolle. Aber weder Michael Müller noch Frank Henkel haben ihren Parteien geholfen. Der sehr auf Müller zugeschnittene Wahlkampf hat die SPD nicht hochgezogen. Der Regierende Bürgermeister hat zwar deutlich bessere Umfragewerte als seine Herausforderer, aber auch seine Werte sind schlecht. Auch sein Amtsbonus war nicht besonders hoch.

Werden sich die drei Parteien bei einem möglichen Rot-Rot-Grün-Bündnis auf Augenhöhe begegnen?
Alles andere wird für die SPD schwierig. Sie muss da jetzt die Kurve kriegen, die anderen Parteien ernst zu nehmen. Die „Uns gehört die Stadt“-Attitüde kann sie nicht behalten - diese Attitüde hatte Michael Müller im Wahlkampf durchaus. Das werden sich die anderen Parteien nicht gefallen lassen.

Die Linke hat mit über 15 Prozent ein viel stärkeres Ergebnis als 2011.
Sie hat dazugewonnen, weil sie bei ihrem Kernthema, der sozialen Gerechtigkeit, auch Kompetenzen vorweisen kann. Sie hat recht gut verschleiert, dass sie am "Sparen bis es quietscht" damals beteiligt war. Die Grünen stehen interessanterweise in Umfragen meistens besser da als am Wahlabend selbst. Warum, ist schwer zu sagen.

Und die AfD?
Für die AfD ist es ein sehr großer Erfolg, in einer Großstadt mit etwa 15 Prozent abzuschneiden. In Hamburg und Bremen war das Ergebnis lang nicht so gut. Zu den Protestwählern kommen inzwischen Stammwähler: Da hat sie schon so viele wie die FDP. Deshalb bekommt sie auch Stimmen von allen anderen Parteien, nicht etwa nur von der Linken, die sonst die Protestwähler hinter sich bringen konnte. Es sind auch viele von der SPD zur AfD abgewandert.

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