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Der Angeklagte soll mehrmals Jungs über online Spiele auf der Playstation kennengelernt und missbraucht habenn.

© imago/Pixsell

Opfer über die Playstation gefunden: 25-Jähriger gesteht Missbrauch eines Zehnjährigen aus Berlin-Hellersdorf

Monatelang spielte Marvin H. mit einem Jungen online über die Playstation. Dann besuchte und missbrauchte er ihn. Er war nicht sein einziges Opfer.

Monatelang hatte der 25-jährige Marvin H. mit einem zehn Jahre alten Jungen aus Hellersdorf in der virtuellen Welt gespielt. Die Playstation-Fans schienen Freunde geworden zu sein. Nun steht er jedoch wegen sexuellem Missbrauch vor dem Berliner Landgericht.

Auch die Eltern des Zehnjährigen hatten Vertrauen gefasst und luden den Fremden aus Nordrhein-Westfalen zu sich ein. Am vierten Tag seines Besuches warfen sie ihn fassungslos und verzweifelt aus ihrer Wohnung. Marvin H. hatte ihren Sohn sexuell missbraucht.

Sechs Monate später hat der Prozess gegen den Mann aus Bielefeld mit einem Geständnis begonnen. „Ich bin übergriffig geworden“, sagte der 25-Jährige. Als der Junge schlief, habe er ihn angefasst.

Eigentlich fühle er sich sexuell nicht zu Kindern hingezogen. „Manchmal handele ich und denke nicht nach“, meinte er. Mit Erwachsenen komme er nicht klar. Der Junge hatte nach den Übergriffen im Juli 2020 in seinem Kinderzimmer von H. verlangt, dass er die Taten gestehen solle. „Ich bin dann zu seiner Mutter und habe gesagt, dass ich etwas Schlimmes gemacht habe“, sagte der Angeklagte.

„Ich habe ihn halt vergewaltigt“

Er sei danach zurück nach Bielefeld gefahren. Dort wartete bereits der von der Mutter des Jungen informierte Vater des Täters. H. ging zur Polizei. „Ich habe ihn halt vergewaltigt“, gab er zu Protokoll. Zudem soll er den Jungen mehrfach über Videoanruf zu sexuellen Handlungen aufgefordert haben. Marvin H. wurde am 4. August in Bielefeld festgenommen. Zu dem Zeitpunkt lief bereits ein anderes Verfahren gegen ihn. Wie im Fall des Jungen aus Berlin soll er weitere Kinder über das Playstation-Kultspiel „Grand Theft Auto“ (GTA) missbraucht haben.

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Er soll sie im Chat dazu aufgefordert haben, gegen Geld sexuelle Handlung an sich vorzunehmen. 20 Euro Guthaben habe er gezahlt, sagte H. nun. Etwa 100 Euro im Monat habe er dafür ausgegeben, gab der Arbeitslose zu. Auch im Zusammenhang mit dem Bielefelder Verfahren war der Angeklagten nach einer Anzeige abgeführt worden. „Ich wurde festgenommen, vernommen und dann wieder nach Hause geschickt“, erzählte der Angeklagte.

Zehn Stunden Playstation am Tag

Daraus habe er aber „nichts gelernt“ und den Kontakt zu dem Berliner Jungen aufgebaut. In den Jahren 2018 und 2019 sollen vier Jungen, zehn bis 13 Jahre alt, über das Playstation-Spiel Opfer von H. geworden sein. Die Ermittlungen laufen noch, hieß es im jetzigen Prozess.

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Die Playstation war sein Universum. Täglich soll der Angeklagte GTA gespielt haben – zehn Stunden lang am Tag. Als Eigenbrötler wurde er von einem Zeugen beschrieben.

H. habe bei seinem Vater gelebt, zwei Schachteln Zigaretten am Tag geraucht, vor der Playstation gesessen – und offensichtlich in den letzten Jahren im virtuellen Raum immer wieder nach Opfern gesucht.

Der Prozess wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern und Vergewaltigung wird am Donnerstag fortgesetzt.

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