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Über zwei Millionen leben in Berlins Kanälen. Diese hier hat aber im Tierpark Friedrichsfelde ihr Zuhause.

© imago/Olaf Wagner

Opfer des Starkregens: Berliner Unterwasserratten

Nach dem Gewitter vom vergangenen Freitag stieg die Spree um einen halben Meter – zahlreiche Ratten wurden dadurch getötet.

Die Gewässer der Hauptstadt bergen manche Überraschung – Einkaufswagen im Landwehrkanal, Fahrräder in der Panke, Monsterwelse im Schlachtensee. Aber tote Ratten auf der Spree gibt es nicht alle Tage. Anfang der Woche trieben zahlreiche Kadaver in Charlottenburg an der Oberfläche. Die Frage ist, wie sie dorthin gelangten.

Höchstwahrscheinlich waren die Tiere entweder in der Kanalisation unterwegs, die bei den heftigen Regengüssen der vergangenen Woche mehrfach übergelaufen war. Oder sie hatten ihre Nester im Uferbereich des Flusses, der mangels ergiebigen Regens seit Monaten kaum noch fließt – aber manchmal eben doch, und zwar ganz plötzlich und sehr heftig.

Messdaten von Wasserbehörden zeigen, dass die Spree an ihrer Mündung in Spandau nach dem Unwetter am vergangenen Freitagabend kurzzeitig um einen halben Meter anschwoll und 125 Kubikmeter Wasser pro Sekunde in die Havel spülte – 25 Mal so viel wie im Mittel der vergangenen Tage.

Was zurzeit durch die Spree fließt, stammt überwiegend aus den Abläufen der Klärwerke – und nach Gewittern eben auch aus dem, was die sogenannte Mischkanalisation nicht fassen kann. Das betrifft den Innenstadtbereich, in dem das Wasser von den Straßen die Kanäle mit den Hausabwässern flutet, die sonst gemächlich Richtung Klärwerk dümpeln.

2.241.481 Ratten in der Stadt

Außerhalb des Zentrums sind die Kanäle für Schmutz- und Regenwasser getrennt, aber in kurzzeitig überfluteten Straßen droht derselbe Überlauf-Effekt. Verlässliche Zahlen, wie viel mit Keimen verseuchtes Abwasser bei den Unwettern der vergangenen Tage in die Gewässer gerauscht ist, existieren nach Auskunft von Stephan Natz nicht; es gebe nur punktuelle Hochrechnungen.

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Als Sprecher der Berliner Wasserbetriebe (BWB) kann Natz aber mit einer Zahl zur Berliner Rattenpopulation dienen, die bekanntlich die Vorzüge des Kanalsystems – keine Autos, keine Füchse, keine Krähen – zu schätzen weiß: 2.241.481 Exemplare, steht als Ergebnis eines langen Rechenweges in einer Studie, die die Wasserbetriebe 2015 erstellen ließen. Deren Anlass waren Medienberichte, wonach die Nager in der Hauptstadt gegenüber den Menschen bei weitem in der Mehrheit seien.

Berlins Kanäle werden nie frei von Ratten sein

Das ist durch die Studie, die selbst auf bewusst hoch angesetzten Annahmen zu Rudelgrößen und Futterversorgung beruht, also widerlegt worden. Außerdem schreibt der Autor der Studie: „Das Kanalsystem ist höchstens Transitstelle und Futterquelle“, aber „kein Lebensraum, in dem sich eine Ratte gerne und länger aufhält, um zu nisten“.

Offene Müllplätze und verdreckte Parks oder die Umgebung von Imbissbuden sind attraktiver. Am ehesten ließen sich Ratten durch bauliche Maßnahmen fernhalten. Das Kanalnetz als Transitweg aber werde „niemals frei von Ratten sein“. Weil Wanderratten immer wandern.

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