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Comeback des Ballgefühls. Ein Blick auf die dicht gedrängte Tanzfläche 2017 im Hotel Adlon. Diesmal wird es luftiger zugehen.

© Thilo Rückeis

Ohne Steinmeier, aber mit Melnyk-Rede: Der Bundespresseball in Berlin kehrt trotz Krieg und Corona zurück

Nach langer Pause tanzen und reden am Freitag 1800 Ballgäste im Hotel Adlon. Im Fokus: Pressefreiheit und Solidarität mit der Ukraine.

Pandemie und Krieg: Das sind zwei Argumente, die dagegensprechen, gerade jetzt einen Ball zu feiern. „Nach intensiven Diskussionen sind wir aber fest entschlossen, den Bundespresseball dennoch stattfinden zu lassen“, sagte der Vorsitzende der Bundespressekonferenz, Mathis Feldhoff jetzt auf Anfrage.

Die Mitglieder der Bundespressekonferenz seien schließlich mit Gesundheitspolitikern ständig im Gespräch, und so zu dem Schluss gekommen, dass sich der Ball verantwortungsvoll durchführen lässt. Zweimal wurde er bereits verschoben.

Im Hotel Adlon werden nun am 29. April statt 2300 nur 1800 Gäste feiern. Neben ihrem Impfausweis müssen sie den Nachweis eines tagesaktuellen Tests mitbringen.

Fast noch schwieriger war es, eine Antwort auf die Frage zu finden: „Wie gehen wir mit dem Krieg um?“ Das Motto des Balls lautet nun, anders als ursprünglich geplant: „Solidarität für die Ukraine. Für die Pressefreiheit.“ Die Unterdrückung der Pressefreiheit in Russland sei schließlich ein strategisches Kriegsinstrument.

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Spendenaktion für "Reporter ohne Grenzen"

So soll eine Spendenaktion für „Reporter ohne Grenzen“ neben ukrainischen Berichterstattern, die im Land bleiben, auch russischen Journalisten im Exil zugutekommen, die von der Unterdrückung der Pressefreiheit in ihrem Land betroffen sind und sich ihr entgegenstellen. Nach Einbruch der Dunkelheit soll das Hotel Adlon in blaugelbes Licht getaucht werden.

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Zwei junge deutsch-ukrainische Tanzpaare werden den Ball symbolisch eröffnen. Normalerweise gehört der erste Tanz dem Bundespräsidenten und der Frau des Vorsitzenden der Bundespressekonferenz sowie den jeweiligen Partnern.

Allerdings hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier seine Teilnahme für dieses Jahr, wie berichtet, inzwischen abgesagt, weil er der Auffassung ist, dass aktuell nicht die richtige Zeit für einen Ball sei. Er wolle sich aber gern mit einer Spende beteiligen, ließ er die Veranstalter wissen.

Rede des ukrainischen Botschafters erwartet

Innenministerin Nancy Faeser, die zunächst kommen wollte, hat aus Termingründen abgesagt. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht, Arbeitsminister Hubertus Heil und Kulturstaatsministerin Claudia Roth wollen aber dabei sein. Und der ukrainische Botschafter Andrij Melnik wird sogar eine Rede halten.

Derzeit sehr gefragt, aber nicht überall beliebt: Andrij Melnyk, Botschafter der Ukraine in Deutschland.
Derzeit sehr gefragt, aber nicht überall beliebt: Andrij Melnyk, Botschafter der Ukraine in Deutschland.

© Christophe Gateau/dpa

Die Gestaltung der Gästeliste hielt diesmal Herausforderungen bereit. Der russische Botschafter wurde schon vor langer Zeit eingeladen, hat sich aber nicht zurückgemeldet. Das erspart den Organisatoren eine Ausladung. Das gilt auch für Ex-Kanzler Gerhard Schröder, früher ein gern gesehener, ständig umringter Gast auf dem Ball. Auch er, sagte Feldhoff, habe sich nicht gemeldet. Sonst hätte man auch ihn wohl wieder ausgeladen.

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Der Bundeskanzler, dann gerade von seiner Japan-Reise zurück, will nicht kommen, was den Vorsitzenden der Bundespressekonferenz zu dem Satz verführte: „Olaf Scholz macht die Angela Merkel.“ Denn anders als die Bundespräsidenten war die langjährige Kanzlerin dem Ball immer ferngeblieben.

Ausverkauft ist der Ball schon seit Wochen, es gibt sogar eine Warteliste. „Das Bedürfnis, sich zu treffen und zu reden ist groß“, hat Mathis Feldhoff beobachtet. Insofern sei der Ball „ein gutes und ein richtiges Signal“.

Honorar wird gespendet

Traditionell wird das Honorar der Bundeswehr Big Band in Höhe von 10.000 Euro gespendet, diesmal an ein Bildungsprojekt für Flüchtlingscamps in der Türkei und in Syrien.

Eingeladen sind zudem ukrainische Folkloremusiker, eine Sandmalerin aus Odessa und eine geflüchtete Gitarrenspielerin. Auch sonst gibt es viele Hinweise auf die aktuellen Geschehnisse. Dazu zählen eine Friedenstaube als wiederkehrendes Motiv und eine ukrainische Lounge. Und ukrainische Brote, die ein Teil der Gäste als Giveaway bekommen sollen, und die von geflüchteten Frauen in großen Bäckereien eigens für dieses Ereignis gebacken werden.

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