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Seit Beginn des Schuljahres gibt es an Grundschulen ein kostenloses Mittagessen. Für Wegner ein Füllhorn kostenloser Leistungen.

© Jörg Carstensen/dpa

„Ohne gute Bildung gibt es keine gute Zukunft“: Berlin braucht eine Bildungsgarantie

Der rot-rot-grüne Senat spendiert Eltern kostenlose Leistungen, aber in den Schulen fehlt es an Qualität. Ein Gastbeitrag.

Berlin befindet sich im Bildungsnotstand: Die Grundschüler schneiden in Vergleichstests katastrophal ab, in keinem anderen Bundesland verlassen so viele die Schule ohne Abschluss und zwei Drittel der neu eingestellten Lehrer sind Quer- oder Seiteneinsteiger. Es ist tragisch, wie viele Schülerinnen und Schüler um ihre Zukunftschancen betrogen werden.

Seit über 22 Jahren steht die SPD der Bildungsverwaltung vor. Die aktuelle Bildungssenatorin ist seit 2011 im Amt, inszeniert sich derzeit aber eher als Verantwortliche für das – vermeintlich – Soziale. Und kippt ein Füllhorn kostenloser Leistungen aus. Sie begleicht die Rechnung für das Schulessen mit dem Geld der Steuerzahler, ebenso die Hortbetreuung für die ersten beiden Jahrgangsstufen, und packt auch noch ein Schülerticket für den ÖPNV drauf.

Ich finde das überhaupt nicht sozial gerecht, denn jetzt finanzieren auch Geringverdiener mit ihren Steuern den Hortplatz des Ärztesohnes. Der alte Leitsatz, wonach breite Schultern mehr tragen sollen als schmale, gilt unter Rot-Rot-Grün nicht mehr. Aber auch gut verdienende Eltern dürften das Geld, das sie nun einsparen, bestimmt lieber in die bestmögliche Bildung investiert sehen.

Ohne gute Bildung gibt es keine gute Zukunft. Deshalb brauchen wir eine Berliner Bildungsgarantie, bestehend aus drei Elementen: Erstens müssen am Ende der Grundschule alle Kinder ordentlich lesen, schreiben und rechnen können. Zweitens müssen alle Schülerinnen und Schüler die Schule mindestens mit der Berufsbildungsreife verlassen und auch wirklich ausbildungsfähig sein. Und drittens muss das Berliner Abitur einen Standard haben, der die Studierfähigkeit der Absolventen sicherstellt.

Wie lösen wir die Bildungsgarantie ein? Mit einer Qualitätsoffensive für alle Schulformen. Qualität zeigt sich zuerst in den Lehrerzimmern. Unsere Kinder verdienen das beste Lehrpersonal. Quer- und Seiteneinsteiger können eine zusätzliche Verstärkung sein, aber als tragende Säule des Unterrichts brauchen wir fachlich und pädagogisch voll ausgebildete Lehrer. Es wird höchste Zeit, im Wettstreit um die besten Lehrer wieder konkurrenzfähig zu werden. Berlin muss tun, was alle anderen Länder bereits machen: seine Lehrer endlich wieder verbeamten.

Wenn die Zahl von Lehrern endlich ausreicht, wird vieles möglich: kleinere Klassen, mehr Teamteaching, mehr Unterrichtsstunden gerade für Grundschulkinder. Es ergäben sich neue Perspektiven für Schulen in sozial schwachen Kiezen. Denn gerade im sozialen Brennpunkt sammeln sich die Quer- und Seiteneinsteiger. Sie können dem besonderen Förderbedarf kaum gerecht werden. Leidtragende sind Kinder aus sozial schwachen Familien und solche mit Migrationshintergrund. Rot-Rot-Grün steht auch hier für das Gegenteil von sozialer Gerechtigkeit. Was die sogenannte Brennpunktzulage nicht erreicht hat, kann mit der Absenkung der Pflichtstundenzahl gelingen: nämlich gut ausgebildete Pädagogen auch in die sozialen Brennpunkte zu bringen.

Und wir müssen frühzeitig ansetzen. Bereits die frühkindliche Bildung in der Kita müssen wir qualitativ und quantitativ weiter stärken. Außerdem muss die bewährte Vorschule, die Rot-Rot abgeschafft hat, wieder eingeführt werden. Hier können Kinder mit sprachlichen, motorischen oder verhaltensbedingten Defiziten bestmöglich auf eine erfolgreiche Schullaufbahn vorbereitet werden.

Der Senat versagt bei der Bildung und versündigt sich an der Zukunft unserer Kinder. Wir können und müssen umsteuern: mit einer Qualitätsoffensive und der Berliner Bildungsgarantie. Unser Anspruch muss sein, dass alle jungen Menschen einen Abschluss erreichen und ihnen der Weg in eine gute Zukunft offensteht.

Kai Wegner

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