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Saraya Gomis griff ein, wenn es diskriminierende Vorfälle an Schulen gab.

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Offener Brief an Sandra Scheeres: Netzwerk stellt Schulsenatorin Ultimatum wegen Antidiskriminierungsbeauftragter

Das Berliner Netzwerk fordert eine weitere Zusammenarbeit mit der Beauftragten Saraya Gomis. Diese hatte ihren Rückzug von der Stelle angekündigt.

Von Sandra Dassler

Die Botschaft an Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) ist eindeutig: „Wir haben nach wie vor eine große Bereitschaft, die Modulschulung ,Diskriminierungskritische Qualifizierung’ durchzuführen – sehen aber die Voraussetzungen dafür derzeit nicht erfüllt.“

So steht es in einem Offenen Brief des Berliner Netzwerks Diskriminierungskritische Qualifizierung (DQ), der am Wochenende bekannt wurde: „Wir bitten Sie daher eindringlich, die Bedingungen innerhalb der Senatsverwaltung so zu umzugestalten, dass eine weitere Zusammenarbeit mit Saraya Gomis als Antidiskriminierungsbeauftragte für uns möglich ist. Bis dahin setzen wir jegliche Schulungen bis auf weiteres aus“.

Das Netzwerk führt eine verpflichtende Schulung für Führungs- und Leitungskräfte in der Bildungsverwaltung durch, die von Saraya Gomis initiiert wurde. Diese hatte wie berichtet kürzlich angekündigt, sich zum neuen Jahr nicht mehr auf die Stelle der oder des Antidiskriminierungsbeauftragten der Bildungsverwaltung zu bewerben. Gründe hatte sie nicht genannt, nur gesagt, dass sie sehr traurig sei, weil ihr die Arbeit am Herzen lag. Auch am Wochenende beantwortete sie Anfragen des Tagesspiegels nicht.

Bundesweit ein einzigartiger Posten

Der vor drei Jahren geschaffene Posten ist einzigartig in Deutschland und hat daher bundesweit und im Ausland viel Aufmerksamkeit und Anerkennung gefunden. Gomis griff zum Beispiel ein, wenn Kinder von Mitschülern als „Juden“, „Schwuchtel“ oder „Zigeuner“ beschimpft wurden, stellte Schulleiter und Lehrer zur Rede, die rassistische und generell diskriminierende Sprüche gemacht haben sollen.

Manchmal sei sie dabei über das Ziel hinausgeschossen, sagen Kritiker. Andere, wie die Unterzeichner des Offenen Briefes, beklagen hingegen, dass das Amt nicht mit klaren Befugnissen ausgestattet sei. Sie halten es für notwendig, dass die Antidiskriminierungsbeauftragte beispielsweise Schulleitern gegenüber weisungsberechtigt ist. Aus der Bildungsverwaltung hieß es, dies sei schon allein aus rechtlichen Gründen schwierig.

Die Senatsverwaltung will das Gespräch suchen

Allerdings, sagte Sprecherin Iris Brennberger, „wurde Frau Gomis' Arbeit im Haus sehr geschätzt und es wäre gerne gesehen worden, dass sie sich bewirbt. Sie hat es nicht getan.“ Dabei sei die Stelle durch eine tarifliche Anhebung deutlich auf E15 aufgewertet worden, das entspreche dem Gehalt eines Schulleiters. Außerdem seien zwei Stellen neu hinzugekommen, so dass sich die Bedingungen durchaus verbessert hätten.

Man sei froh, mit dem neuen Antidiskriminierungsbeauftragten Dervis Hizarci einen hervorragenden Nachfolger gewonnen zu haben. „Er ist ein berlinweit angesehener Antidiskriminierungs-Experte und engagierter Pädagoge mit hoher interkultureller Kompetenz“, sagte Brennberger: „Seine Vita und sein bisheriges Engagement sprechen für sich.“

Unabhängig von der Neubesetzung werde die Senatsverwaltung aber das Gespräch mit dem Netzwerk Diskriminierungskritische Qualifizierung und dem Migrationsrat suchen, sagte Sprecherin Brennberger. „Eine Diskussion in Form von offenen Briefen halten wir allerdings nicht für hilfreich.“

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