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Symbolträchtig: Dieses Foto entstand bei einer Gewerkschaftsaktion. Jetzt passt es auch zur Situation der verwaisten Schulküchen.

© GEW

Offener Brief an den Regierenden Bürgermeister: Schulcaterer warnen vor Zahlungsunfähigkeit

Verband spricht von „Totalausfall“ und bittet um ein Soforthilfeprogramm. Fast alle Einkünfte aus der Kita- und Schulspeisung sind weggefallen.

Der Verband der Deutschen Schul- und Kitacaterer hat sich am Freitagmorgen mit einem offenen Brief an den Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) gewandt und um Unterstützung gebeten. Angesichts des Verlusts von über 90 Prozent des Umsatzes drohe den Betrieben die Zahlungsunfähigkeit.

Dies aber gefährde die Unternehmen und somit die Struktur der Schul- und Kitaverpflegung. Somit bestehe die Gefahr, dass das „Wiederanfahren“ nach der Krise nicht mehr gelinge. Ein durchaus systemrelevanter Bereich sei daher in Gefahr.

Zwar liefern die Caterer zurzeit noch die Verpflegung für die Notbetreuung in Kitas und Schulen. Dies macht aber nur rund sieben Prozent der üblichen Portionenzahl aus. Diese Lage besteht seit der Schließung der Einrichtungen vor knapp drei Wochen.

"Verlust der Geschäftsgrundlage"

"Durch die Schließung der Schulen und Kindertagesstätten erleiden die Schul- und Kitacaterer den Verlust ihrer Geschäftsgrundlage", heißt es in dem Brief, der dem Tagesspiegel vorliegt. Anstatt wie üblich rund 250.000 Portionen zu liefern, können sie seit dem 16. März nur noch einige Tausend Essen absetzen. Dennoch laufen die wesentlichen Kosten wie Personalkosten, Pacht, Energiekosten und Darlehenstilgungen weiter, erläutert der Verband, dem fast alle großen Schul- und Kitacaterer angehören.

Kinder beim Essen in der Schule.
Zurzeit kaum vorstellbar: Volle Kitas und Schulen, gedeckte Tische. Aber erst drei Wochen her.

© Roland Weihrauch/dpa

Gerade erst hatten die Betriebe expandiert

"Viele Caterer können durch fehlende Liquidität bis hin zu Insolvenzen die Struktur der Schul-und Kitaverpflegung nicht mehr aufrechterhalten", schildert der Verbandsvorsitzende Rolf Hoppe die Lage. Die Zukunft vieler Unternehmen und die der Schul-und Kitaverpflegung allgemein sei "akut bedroht".

Der Einbruch infolge der Coronakrise trifft die Betriebe in einem besonders ungünstigen Moment: Viele hatten gerade massiv in Fuhrpark, Räume und Maschinen investiert, um die steigende Nachfrage zu bedienen. Diese steigende Nachfrage hängt damit zusammen, dass das die Berliner Eltern seit Sommer 2019 nichts mehr zum Schulmittagessen zuzahlen müssen. Die Unternehmen hatten sich bereits Mitte März um Hilfe an Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) gewandt. Offenbar erfolglos.

"Was nutzt den Eltern ein kostenloses Mittagessen, wenn es keine Caterer mehr gibt, die liefern können", lautete am Donnerstag die rhetorische Frage von Mittes Bildungsstadrat Carsten Spallek (CDU).

Alles ist bereit für die Rückkehr der Kinder - auch in der Charité-Kita von Fröbel e.V. an der Invalidenstraße.
Alles ist bereit für die Rückkehr der Kinder - auch in der Charité-Kita von Fröbel e.V. an der Invalidenstraße.

© Susanne Vieth-Entus

Um die laufenden Kosten decken zu können, fordert der Verband eine "angepasste Weiterzahlung" für die Unternehmen mit über 50 Mitarbeitern: Die vorhandenen Hilfeprogramme würden zwar den kleinen Unternehmen "sehr helfen"; die mittelständischen Unternehmen seien aber "schlichtweg vergessen worden". Denn durch die vielen Teilzeitkräfte hätten die meisten Unternehmen mehr als 50 Mitarbeiter. Von den 190 jährlichen Verpflegungstagen seien schon jetzt 15 Tage ersatzlos wegfallen, was "nie" wieder aufgeholt werden könne.

Alle bekannten Caterer sind dabei

Daher fordert der Verband die Erweiterung der Soforthilfen auf die mittelständischen Unternehmen des Schul- und Kitacaterings. Unterzeichnet ist der Brief an den Regierenden Bürgermeister von den Unternehmen Blauart, Drei-Köche, Greens-Unlimited, Handfest, Löwenzahn, Luna, Nobis-Berlin, Pausenpiraten, Schildkröte, Sodexo, Sunshine-Catering, UBS und Z-Catering.

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