zum Hauptinhalt
Einzelne E-Fahrzeuge hat die BVG schon.

© dpa

Öffentlicher Verkehr in Berlin: Die BVG kommt bei E-Mobilität nicht voran

„Beim Diesel können wir alles“, sagt BVG-Sprecherin Reetz, – aber Elektro? Die Umstellung ist gar nicht so einfach. Es geht ums Geld und teure Umbauten. Hamburg ist da weiter.

Hamburg macht ernst, und Berlin fährt noch hinterher. An der Elbe wollen die Verkehrsbetriebe weg vom Diesel und 2019/2020 die ersten „Stromer“–Busse in Serie beschaffen – bei der BVG gibt es dagegen noch keine konkreten Pläne. Dabei haben die Hamburger Hochbahn und die BVG 2016 vereinbart, gemeinsam emissionsfreie Busse anzuschaffen. Ziel war es, dass beide Städte spätestens von 2020 an gemeinsam bis zu 200 emissionsfreie Busse pro Jahr kaufen. Der Diesel sollte aussortiert werden. Das Hauptproblem: In Deutschland gibt es bisher keinen Hersteller, der solche Busse anbietet.

Die BVG testet seit 2015 vier elektrisch angetriebene Busse auf der Linie 204 (Südkreuz–Zoologischer Garten) – hergestellt von dem polnischen Unternehmen Solaris. Der Erfolg war zunächst mäßig; die Fahrzeuge waren häufig defekt. Inzwischen laufe der Betrieb „ziemlich stabil“, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz. Man habe sich „aneinander gewöhnt“.

Probleme gebe es nach wie vor mit den Ladestationen. Der Bahnhersteller Bombardier hat dafür ein besonderes System entwickelt; Primove genannt. Wie bei einer elektrischen Zahnbürste erfolgt das Laden der Batterie kabellos durch Induktion. Solche Ladestationen, die es an den beiden Endstellen der Linie 204 gibt, seien sehr wartungsintensiv, sagte Reetz.

Die BVG versucht jetzt auch ein Laden „von oben“ über einen Stromabnehmer. Solche Ladesäulen seien aber „eine Architektur in der Stadt“ und nicht überall problemlos aufzubauen. Dies gelte auch für die klassischen Oberleitungsbusse, die ihre Energie schon im 19. Jahrhundert über eine Oberleitung – wie bei der Straßenbahn – erhielten. Die Rückkehr der längst ausgemusterten O-Busse sei auch deshalb kein Thema, sagte Reetz.

E-Busse sind doppelt so teuer wie herkömmliche Fahrzeuge

Die Zukunft gehöre den Batteriebussen. Rainer Bomba, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, ist überzeugt, dass der Linienbus-Verkehr in etwa 20 Jahren nur noch elektrisch betrieben wird. Doch das Umstellen von Diesel auf Strom ist nicht einfach: Auch die Infrastruktur muss angepackt werden.

Statt Tanklagern müssen die Betriebshöfe Lademöglichkeiten für den Strom haben – in welcher Form auch immer. Auch Werkstätten müssten umgebaut werden, weil die E-Busse anders gewartet werden als die Diesel-Fahrzeuge. Eventuell müssten Anlagen auch neu gebaut werden, sagte Reetz. Alles Neuland für die BVG. „Beim Diesel können wir dagegen alles“, sagte Reetz.

Und dann ist da noch das Geld. E-Busse sind derzeit etwa doppelt so teuer wie herkömmliche Fahrzeuge, auch weil sie noch nicht in Serie produziert werden. Die Nachfrage sei aber in vielen Verkehrsbetrieben vorhanden, ist Henrik Falk,der Chef der Hamburger Hochbahn, die auch den Busverkehr betreibt, überzeugt. Die Hersteller müssten jetzt zeigen, dass sie serienreife E-Busse liefern können.

Wo es möglich ist, hat die BVG auch bereits zugegriffen: Die in ihrem Auftrag betriebenen Fähren in der Stadt fahren seit 2014 elektrisch. Eine Ausnahme ist nur noch die Verbindung Kladow–Wannsee, weil dort ein großes Schiff eingesetzt werden muss, für das der E-Antrieb – noch – nicht geeignet ist.

Und auch ihre Dienstwagen lässt die BVG elektrisch fahren. Über 100 Fahrzeuge sind vorhanden. Geplant sei, auch Arbeitsfahrzeuge umweltfreundlich mit Strom fahren zu lassen, sagte Reetz. Noch bezieht die BVG den Strom auch aus Kohlekraftwerken; auf Atomstrom verzichtet sie dagegen schon seit 2014.

Und zum Teil erzeugt sie sogar selbst Energie. Moderne U- und Straßenbahnen speisen die sonst beim Bremsen verloren gehende Energie zurück ins Netz, aus dem dann andere Fahrzeuge wiederum ihren „Saft“ beziehen können.

Doch nicht nur der elektrische Antrieb soll die Umwelt schonen. Die BVG stellt für ihre Mitarbeiter auch klimafreundliche Dienstfahrräder bereit. Sie werden nach Angaben von Reetz auch rege genutzt. Sogar ohne elektrische Hilfe.

Zur Startseite