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Nachfolger gesucht. Die S-Bahn braucht neue Züge, die alte ersetzen.

© imago/Ralph Peters

Öffentlicher Nahverkehr in Berlin: Sechs Modelle für die Zukunft der S-Bahn

Mithilfe einer Markterkundung startet der Senat die Suche nach den günstigsten neuen Zügen für die S-Bahn. Die Verkehrsverwaltung schickt gleich sechs Varianten ins Rennen.

Wer zahlt mal eben so die geschätzten 2,4 Milliarden Euro für den Kauf neuer S-Bahnen? Eine Antwort will die Senatsverkehrsverwaltung jetzt mit einer so genannten Markterkundung finden, die in den nächsten Tagen starten soll. Dann wird sich zeigen, ob es genügend Interessenten und damit auch Wettbewerb gibt.

Die Verkehrsverwaltung unter Führung von Senatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) hat nach Kritik auch aus den Koalitionsfraktionen ihr Konzept modifiziert und schickt nun gleich sechs Varianten ins Rennen.Zentraler Bestandteil bleibt ein „Fahrzeugdienstleister“, der die wahrscheinlich mehr als 600 Doppelwagen, Viertelzug genannt, beschafft und 30 Jahre lang auch unterhält. Varianten gibt es bei der Finanzierung. Im Fahrzeugdienstleistermodell übernimmt das Unternehmen auch den Kauf der Züge. Bei Bedarf kann es eine „strukturelle Unterstützung“ durch die Länder Berlin und Brandenburg geben, sofern sich diese nicht auf die Schulden auswirkt.

Beim Fahrzeugpoolmodell beschafft der Dienstleister zwar auch die Fahrzeuge, verkauft sie aber nach der mängelfreien Auslieferung an die Länder. 113 Millionen Euro hat Berlin bereits dafür gebunkert. Die Länder refinanzieren dann den Kauf über Zahlungen des künftigen Betreibers, dem die Züge überlassen werden. Weitere Varianten sehen vor, dass die Länder sich mit einer Sperrminorität an der Fahrzeugdienstleistungsgesellschaft beteiligen – jeweils mit der Option, später alle Anteile übernehmen zu können.

Der Kauf der S-Bahn wird geprüft

Auch hier gibt es wieder die Möglichkeit, dass ein Unternehmen die Züge auf eigene Rechnung kauft und behält oder sie an die Länder veräußert. Ferner gibt es die Variante, dass die Länder ein eigenes Unternehmen für den Betrieb gründen oder ein bestehendes wie die BVG oder die Behala nutzen, dem sie den Betrieb ohne europaweite Ausschreibung überlassen können. Auch hier würden die Züge über eine Gesellschaft beschafft und 30 Jahre gewartet.

Und schließlich wolle man auch prüfen, ob es möglich ist, die S-Bahn komplett zu kaufen, sagte Günther am Mittwoch. Dies hatte der Bahnkonzern in der Vergangenheit stets strikt abgelehnt.

Mit diesem Vorgehen will der Senat vermeiden, nur von einem Unternehmen abhängig zu sein – wie zuletzt bei der Ausschreibung für den Betrieb auf dem Ring. Die Länder hatten verlangt, dass der Betreiber auch die Fahrzeuge kauft. Am Schluss war die S-Bahn der einzige Bewerber, der Monopolpreise verlangen konnte, wie Günther sagte. Auch jetzt kann sich die S-Bahn wieder bewerben, womit fest zu rechnen ist.

In der Hand hat sie zudem die Werkstätten. Bei einem Betreiberwechsel müsste der Nachfolger eigene Anlagen bauen oder sich die Leistung von der Bahn erkaufen.

Gelten soll das neue Modell für die Strecken auf der Stadtbahn sowie für die Nord-Süd-Verbindungen.

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