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Die U-Bahn wird stark beansprucht – und das nicht nur, wenn die S-Bahn wie am Montag bestreikt wird.

© Fabrizio Bensch/Reuters

Öffentlicher Nahverkehr in Berlin: Probleme bei der BVG – Verkehrsclub schlägt Alarm

Nun beklagt auch der Verkehrsclub VCD wachsende Probleme bei der U-Bahn. Die BVG verspricht, dass sich die Lage bis zum Frühjahr spürbar entspannt.

Wenn man bisher mit BVG-Leuten über die Probleme der S-Bahn sprach, reagierten sie durchaus mit Verständnis: Deren System sei per se anfälliger für Störungen, weil unterschiedliche Linien sich gemeinsame Trassenabschnitte teilen. Außerdem sei die Infrastruktur der S-Bahn – mit Ausnahme des Nord-Süd-Tunnels – Wind und Wetter ausgesetzt, was der Technik zusetze, hieß es. Dabei schwang unausgesprochen mit: „Kann uns bei der BVG so nicht passieren.“

Doch von Woche zu Woche verstärkt sich der Eindruck, dass es gerade doch passiert: Zehn Minuten Warten auf die nächste U-Bahn zur Hauptverkehrszeit, hoffnungslos überfüllte Züge, technische Störungen, mangelnde Informationen: Während die S-Bahn ihre Ausfälle freimütig kommuniziert, sehen die Kunden auf den Anzeigen der BVG nur die teils verdächtig langen Wartezeiten. Und in der Zentrale ist als Erklärung mal von Ausfällen durch beschmierte Züge und mal von wetterbedingt starkem Andrang die Rede.

Nach dem Fahrgastverband Igeb schlägt jetzt auch der Verkehrsclub VCD Alarm: In einem offenen Brief an BVG-Chefin Sigrid Nikutta, Wirtschaftssenatorin Ramona Pop als Aufsichtsratsvorsitzende und an Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) beklagt sich der Verband über seit zwei Monaten gehäufte Probleme und schlechte Kommunikation – und fordert „ein Programm zur kurzfristigen Betriebsstabilisierung“, die Einsetzung eines externen Gutachters zur Schwachstellenanalyse und eine „proaktive Kommunikation“ mit täglichem Reporting der Ausfälle.

Klamauk statt Informationen

Die Kritik ähnelt der des Fahrgastverbandes Igeb. Deren Sprecher Jens Wieseke sieht einen Mangel an Fahrern für die neue Baureihe IK. Zudem beklagt er die Tendenz der BVG-Leitung, vor lauter „Weil wir dich lieben“-Klamauk die Information zu vernachlässigen und das Ausmaß der Probleme zu leugnen. Auch die Igeb fordert ein tägliches Meldeverfahren – und „die Abschaffung der Unsitte, dass ausgefallene Fahrten nicht die Statistik beeinflussen“.

Für Anfang 2019 ist BVG-Chefin Nikutta in die SPD-Fraktion eingeladen, um den Abgeordneten Rede und Antwort zu stehen. Unternehmenssprecherin Petra Reetz bestätigt, dass es Engpässe gebe, aber macht zugleich Hoffnung auf baldige Besserung: Vom neuen Modell IK18 seien wie geplant bisher 68 Wagen geliefert worden, weitere acht würden in den nächsten Tagen erwartet, die restlichen 32 wie geplant bis April 2019, weitere sollen später folgen. Die fürs Kleinprofil (U 1 bis U 4) konzipierten Wagen sollen – teils mit Umbauten fürs breitere Großprofil (U 5 bis U 9) – das gesamte Netz entlasten, aber vorrangig auf der U 2 eingesetzt werden. Der Fuhrpark sei nicht nur wegen jahrelang versäumter Neubestellungen knapp, sondern auch weil von Jahr zu Jahr mehr gefahren werde.

Zugleich muss die BVG nach Auskunft von Reetz immer mehr alte Züge ausrangieren: Von der fast 40 Jahre alten Baureihe F 79 seien inzwischen 44 von 70 Wagen wegen kaum reparabler Risse abgestellt. Perspektivisch werde wohl die gesamte Baureihe außer Betrieb gehen müssen. Und bei den Zügen, die fahren, häufen sich laut Reetz die Türstörungen, weil der Schließmechanismus – teils wegen Überfüllung, teils aus Egoismus Einzelner – immer öfter blockiert werde.

Dass es an Fahrern mangele, verneint die Sprecherin. Wenn überhaupt, fielen deswegen höchstens einzelne Fahrten aus, „und wir stellen ständig neues Personal ein“. All das will die BVG auch dem Verkehrsclub schreiben.

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