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Hier trifft sich die Welt. Am Checkpoint Charlie wird schon seit Langem herumgeplant.

©  Thilo Rückeis

Öffentliche Diskussion zu Bauplänen: Wie geht es weiter am Checkpoint Charlie?

An diesem Sonnabend sollen die Baupläne öffentlich diskutiert werden. Das Museumsprojekt spaltet die Fachleute und die Eigentumsfrage die Politik.

Die Geheimniskrämerei um die Bauplanung am weltberühmten Checkpoint Charlie hält an. Und wie schon im vergangenen Jahr sollen erste Ergebnisse der Überlegungen aus dem Hause von Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke) nun ausgerechnet am Sonnabend in der Sommerpause öffentlich diskutiert werden. Nach Lage der Dinge bleiben Probleme bei der Nutzung der Brachen und bei den Eigentumsverhältnissen bestehen.

Der Checkpoint, das sei „nicht irgendein Ort, sondern er trägt die Geschichte schon in sich“, sagt der Chef des Landesdenkmalamtes Christoph Rauhut. Sein Vorgänger hatte im vergangenen Jahr die Brandwände der Altbauten, Zimmerstraße und Mauerstreifen noch unter Denkmalschutz gestellt – gerade noch rechtzeitig, bevor ein Investor das Grundstück östlich der Friedrichstraße mit einer bunten Filiale der „Hardrock“-Hotel-Kette durchsetzen konnte.

Für Rauhut machen die Lücken und der „Bruch“ in der Topografie des Quartiers die Authentizität des Checkpoints aus – und der anhaltende Ansturm der Touristen auf der Suche nach diesen Spuren sprechen dafür. Wenn die Lücken so faszinieren, dann ist der Bau eines Kalter-Krieg-Museums auf der östlichen Brache schwierig: Wächst dieser zu stark in die Höhe, verdeckt er die Brandmauern, und der Gedenkort wäre kaum wiederzuerkennen.

Hinzu kommt, dass der zurzeit kursierende Plan einen würfelartigen Baukörper vorsieht, der auf der Rückseite eine schmale Sackgasse übrig lässt als Abstandsfläche zum gegenüberliegenden Gewerbeobjekt – eine tote, schmale, schattige Sackgasse, wie sie in Großstädten gerne mal als Müllhalde und Pissoir missbraucht wird.

Komplizierte Bauplanungen

Der Direktor der Stiftung Berliner Mauer Axel Klausmeier, der als Betreiber des Museums im Spiel ist, bezifferte die benötigte Fläche mit knapp 3000 Quadratmeter, davon 1700 für die Dauerausstellung, 200 für wechselnde Schauen und der Rest für einen Seminarraum plus Büros für bis zu 15 Mitarbeiter.

Klausmeier entzauberte den Bebauungsplan darin, dass die darauf eingezeichnete „Freifläche“ doch mächtig schrumpft bei genauer Betrachtung: Ein guter Teil der 1150 Quadratmeter wird als Grundfläche durch das Museumsgebäude zugebaut. Das wirft das Dilemma auf: Je mehr Freiraum bleibt, desto höher muss der Bau wachsen, was wiederum Brandwände und Gedenkort entstellt.

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Davor warnte auch Heike Oevermann von der Humboldt-Universität, zumal nicht mal dem Parlament bisher der Kommentar zum Entwurf der neuen Bauplanung vorgelegt wurde, sondern nur Zeichnungen. Da fehlen wichtige Details der Planer-Abwägungen. Die Geheimniskrämerei geht gleichsam weiter, zumal Stadtentwicklungssenatorin Lompscher im Ausschuss zugegeben hatte, dass sie weiter mit einem einzelnen designierten Projektentwickler verhandle. Dabei gehört diesem das Grundstück gar nicht, sondern liegt im Besitz eines Insolvenzverwalters.

Kompliziert wird die Geschichte aber, weil eine weitere Firma mit Sitz in einer Steueroase die Rechte an alten Schulden erworben hat. Wer deren Hintermänner sind, bleibt im Dunkeln. Klar ist nur, dass der Senat im Bann von deren Interessen zu sein schien – und sich von diesen noch nicht ganz gelöst hat.

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Die verzwickten Eigentumsverhältnisse machen dem Vernehmen nach den Erwerb der Gedenkflächen durch das Land nicht ganz einfach. Die Linke fordert den Rückkauf und hatte dazu auch einen Beschluss gefasst. Die Grünen nannten ebenfalls bereits bei ihren ersten politischen Zwischenrufen im Streit um das Areal diese Frage als „eigentlichen Aufhänger“, so Daniel Wesener. „Unser Interesse an einem Museum auf öffentlichem Grundeigentum bleibt ungebrochen“, sagte er auf Anfrage.

Deshalb sieht Wesener die Planungen auf gutem Wege: Das Museum als Solitär auf einem eigenen Grundstück erleichtere die Aufteilung des Areals sowie eine Übernahme dieser Teilfläche durch das Land in öffentliches Eigentum.

Unklar bleibt die Haltung der SPD. Deren Politiker im Stadtentwicklungsausschuss hatten noch argumentiert, als ob der Checkpoint schon „Eigentum der Firma Trockland“ sei. Ob die Wahlumfragen zufolge schwächste Fraktion im Regierungsbündnis ihren Willen den zwei anderen Koalitionspartnern aufdrücken kann?

Stiftungschef Klausmeier jedenfalls erinnerte genüsslich daran, wie der Senat auch an der Bernauer Straße ein Grundstück nach dem anderen angekauft hatte, um das Mauermuseum zu schaffen – und dass „zeitgeschichtliche Museen“ enorme Wachstumsraten verzeichnen.

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