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Martina Trauth (parteilos, für Die Linke) und Mike Schubert (SPD) gehen am 14. Oktober in die Stichwahl um das Amt des Oberbürgermeisters in Potsdam.

© Sebastian Gabsch

Oberbürgermeister gesucht: Wieder eine rot-rote Stichwahl in Potsdam

Wer neuer Oberbürgermeister in Potsdam wird, entscheidet sich in drei Wochen. Im ersten Anlauf gewann Mike Schubert (SPD) vor Linke-Kandidatin Martina Trauth.

Brandenburgs Landeshauptstadt ist nicht in Wechselstimmung und wählt wieder Rot-Rot: Wer Potsdam in den kommenden acht Jahren regieren wird, entscheidet sich in drei Wochen zwischen Mike Schubert (SPD) und Martina Trauth (parteilos, für Die Linke), die am 14. Oktober in die Stichwahl gehen. Bei der ersten Abstimmung am gestrigen Sonntag lag Schubert mit 32,2 Prozent der Stimmen zwar klar vor Trauth (19,1 Prozent), konnte aber nicht die nötige Mehrheit von mehr als 50 Prozent der Stimmen auf sich vereinen.

Damit bleibt Potsdam seiner typischen Parteienkonstellation treu: Seit Einführung der Direktwahl des Stadtoberhaupts im Jahr 1993 lieferten sich in der Landeshauptstadt stets die Kandidaten der SPD und der PDS beziehungsweise Linke ein Duell – dreimal kam es zur Stichwahl, in der sich jeweils die SPD durchsetzte. Nur der spätere Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) gewann 1998 direkt im ersten Wahlgang gegen die Linke-Kandidatin Anita Tack. 2010 und 2002 kam es zu einer Stichwahl zwischen Amtsinhaber Jann Jakobs und Dauerkontrahent Hans-Jürgen Scharfenberg. Vor acht Jahren war der Wahlsieg für Jakobs deutlich, 2002 siegte er denkbar knapp. Der 64 Jahre alte Jakobs war nun nach 16 Jahren im Amt nicht wieder angetreten. Er hatte vor acht Jahren im ersten Wahlgang 41,7 Prozent der Stimmen geholt, also deutlich mehr als Schubert jetzt.

SPD-Kandidat setzt auf behutsame Stadtentwicklung

Der 45-Jährige zeigte sich dennoch zufrieden. „Mit dem Ergebnis haben wir eine gute Chance auf ein sehr gutes Ergebnis bei der Kommunalwahl 2019. Die Menschen trauen uns Lösungen zu“, sagte Schubert, der derzeit Sozialbeigeordneter der Stadt ist, auch mit Blick auf die derzeit schlechten Umfragewerte der SPD auf Bundes- und Landesebene. Inhaltlich wolle er weiter auf das Thema behutsame Stadtentwicklung setzen, sagte Schubert.

„Wir können hochzufrieden mit diesem Ergebnis sein“, erklärte der scheidende Oberbürgermeister Jakobs. Gegen den Bundes- und Landestrend habe die Potsdamer SPD viele Stimmen sammeln können. Die Potsdamer hätten sich ihre Wahlentscheidung genau überlegt. „Entscheidend ist, jetzt nicht nachzulassen“, sagte Jakobs und erinnerte an das knappe Stichwahl-Duell zwischen ihm und Scharfenberg 2002. Schubert müsse Wähler anderer Parteien für sich gewinnen und sich vor allem um Stimmen aus dem konservativen Lager bemühen.

Auch die zweitplatzierte Martina Trauth gab sich am Abend kämpferisch. „Ich habe wirklich alles gegeben, was ich geben konnte. Und ich werde die nächsten drei Wochen auf jeden Fall nochmal Vollgas geben“, sagte die 53 Jahre alte Potsdamer Gleichstellungsbeauftragte. Sie wolle weiter mit ihrer Forderung nach bezahlbarem Wohnraum überzeugen und gehe zuversichtlich in die Stichwahl. Die Stadt brauche einen Wechsel, 28 Jahre SPD an der Spitze seien genug. Die Sozialdemokraten stellen in Potsdam seit 1990 den Oberbürgermeister. Auf Landesebene regieren SPD und Linke gemeinsam.

Noch nie war die CDU so stark bei einer OB-Wahl

CDU-Kandidat Götz Friederich, ein Anwalt aus Babelsberg, erreichte sein erklärtes Ziel eines politischen Wechsels nicht, fuhr mit 17,4 Prozent aber ein deutlich besseres Ergebnis ein als 2010 die Landtagsabgeordnete und frühere Justizministerin Barbara Richstein, die nur 10,5 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnte. Es sei insgesamt das beste Ergebnis, das es je in Potsdam für die CDU gab, betonte Friederich. Dieser habe die CDU „ein Stück weit nach vorn“ gebracht, erklärte der Generalsekretär der Brandenburger CDU, Steeven Bretz. Eine Wahlempfehlung für die Stichwahl wollte Friederich am Sonntag noch nicht abgeben.

Auf Platz vier landete Lutz Boede von der linksalternativen Fraktion Die Andere mit 11,4 Prozent. Er überholte den AfD-Bewerber Dennis Hohloch knapp, der auf 11,1 Prozent kam und damit hinter dem Ergebnis seiner Partei in Potsdam bei der Bundestagswahl im Vorjahr zurückblieb. Damals bekam die AfD 13,5 Prozent der Stimmen in der Landeshauptstadt. Als Ziel für die OB-Wahl hatte Hohloch 16 Prozent ausgegeben. Die Kandidatin von Bündnis 90/Die Grünen, Janny Armbruster, war mit 8,9 Prozent chancenlos, verbesserte aber das Ergebnis ihrer Partei im Vergleich zu 2010 um 2,5 Prozentpunkte.

Der diesjährige Wahlkampf hat mehr Bürger mobilisiert als jener vor acht Jahren: Die Wahlbeteiligung lag bei 53 Prozent und damit höher als im Jahr 2010. Damals machten nur 45,9 Prozent der Stimmberechtigten ihr Kreuz auf dem Wahlzettel. Am Sonntag waren 140 963 Potsdamer wahlberechtigt. Im Wahlkampf war der Umgang mit dem rasanten Wachstum der Stadt – die Verkehrs- und die Wohnungspolitik – das bestimmende Thema. (mit wik/HK/vab)

Marion Kaufmann

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