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Der Frühling hat begonnen, doch der die Kälte ist allgegenwärtig.

© Paul Zinken/dpa/ZB

Obdachlosigkeit in Berlin: Notunterkünfte schließen trotz Kälte

Gerade lag in Berlin noch Schnee. Doch abgesehen von ein paar Ausnahme fallen viele Übernachtungsplätze für Obdachlose Ende des Monats weg.

Von Markus Lücker

Mit dem März endet auch die Kältehilfe-Saison für Obdachlose. Und dann? Meteorologen rechnen für Ostern mit einem erneuten Kälteeinbruch. Maximaltemperatur: fünf bis zehn Grad. Von den 1200 Übernachtungsplätzen für Obdachlose fallen dann jedoch weite Teile weg. Zwei der vier von der Stadtmission mitgetragenen Notunterkünfte werden am 31. März schließen.

Von Seiten der Stadtmission bleiben bis zur kommenden Kältehilfesaison nur 143 Schlafplätze verfügbar. Eine eigentlich nur für die Kältezeit angedachte Unterkunft wird dazu umgebaut und dauerhaft geöffnet. Das soll laut Mission den Übergang erleichtern.

Für 2018/2019 will Sozialsenatorin Breitenbach (Linke) die Öffnungsmonate der Unterkünfte zeitlich ausdehnen. Bereits im Oktober sollen 500 Plätze verfügbar sein. 2017 hatte die Kältehilfe-Saison erst im November angefangen. Auch nach hinten wird um einen Monat bis Ende April ausgedehnt, wieder mit 500 Plätzen. Für die Monate dazwischen wird wie anfangs auch in der vergangenen Saison ein Wert von 1000 Plätzen angestrebt, allerdings mit Potential nach oben.

„Wir haben gute Erfahrungen mit den aktuellen Kapazitäten gemacht“, heißt es von einer Sprecherin der Senatsverwaltung für Soziales. „Das eigentliche Problem war die Koordinierung“. Einige Unterkünfte seien voll ausgelastet gewesen während in anderen noch Platz war.

Eine Frage der Koordinierung?

Ortrud Wohlwend ist Sprecherin der Städtischen Mission und arbeitet in der Notunterkunft Lehrter Straße. Am Montag sei dort ein 49-Jähriger verstorben – vermutlich als Folge von Alkoholismus und Epilepsie. Deshalb reagiert Wohlwend auch skeptisch, wenn sie von den angeblich ausreichenden Plätzen hört. „Unterkünfte im Innenstadtbereich arbeiten seit Jahren mit Auslastungen über 100 Prozent“.

Der Grund sei nicht allein die Koordination. Die stärker frequentierten Unterkünfte würden oft auch medizinische Hilfsangebote bieten und könnten Rollstuhlfahrer aufnehmen. „Kleine Einrichtungen können das nicht leisten.“ Das führe zum Ungleichgewicht.

Ein weiteres Problem: Bislang ist nicht bekannt, wie viele Obdachlose überhaupt in Berlin leben. Eine von der Alice Salomon Hochschule mitorganisierte Wohnungslosenstatistik soll 2019 Klarheit schaffen. Zum einen sollen Daten aus dem Unterkünften zusammengetragen werden, zum anderen würden Zählungen auf der Straße diskutiert. Vorbild für die Zählung sind London und Hamburg.

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