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Wie kann man wohnungslosen Menschen helfen? Damit beschäftigt sich die Konferenz in Berlin.

© Hauke-Christian Dittrich/dpa

Obdachlosenhilfe in Berlin: Mit Daten und Prävention gegen Wohnungslosigkeit

Wochenlang haben Fachleute in Berlin an einem Konzept für eine bessere Obdachlosenhilfe gefeilt. Zu den wichtigsten Punkten gehört Prävention.

Die Augen sind in Herzform gemalt, am Kopf ragen zwei spitze Hörner in die Höhe. Wie Kinder halt malen, aber die Herzen drücken Dankbarkeit und Zuneigung aus. Kindliche Sympathie zu jenen Menschen, deren Namen um das Gesicht geschrieben sind. Sympathie für die Mitarbeiter der Notunterkunft für wohnungslose Familie in der Wrangelstraße, Kreuzberg.

Das Bild hängt im Spielzimmer. Die Diakonie unterhält in der Wrangelstraße eine Anlaufstelle mit 30 Zimmern. Neun Familien leben hier, einerseits letzte Zuflucht vor dem Leben auf der Straße, andererseits ein Ort, in dem sie alle durchatmen können, die Eltern und die Kinder.

Elke Breitenbach (Linke), die Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, hat die Unterkunft am Dienstagvormittag besucht. Das war die Praxis. Die Theorie folgte zwei Stunden später. Da begann die „2. Strategiekonferenz zur Wohnungslosenhilfe“. Ein Treffen von vielen Experten, Wohlfahrtsverbände, soziale Träger, Bezirke, Senatsverwaltung für Arbeit, alles dabei.

Wie hilft man Betroffenen? Wie verhindert man frühzeitig Wohnungsräumungen? Wie hilft man Menschen auf der Straße, dass sie wieder eine Wohnung, vielleicht sogar Arbeit finden? Um diese Fragen ging es in der Konferenz. Wochenlang tagten die Fachleute in neun Arbeitsgruppen, koordiniert von der Senatsverwaltung für Arbeit. Am Dienstag präsentierten sie ihre Ergebnisse.

Prävention als Kernpunkt

Eine Forderung betrifft die Datenlage. Es ist ja gar nicht genau bekannt, über wie viele Betroffene diese Experten überhaupt debattierten. Gut, dass von den Bezirken derzeit insgesamt 37.000 Menschen in Not-, Gemeinschafts- und anderen Unterkünften untergebracht sind, damit sie nicht auf der Straße leben müssen, das weiß man. Aber wie viele Menschen leben auf der Straße? 4000? 6000? Die Antwort soll bald vorliegen. An einem Stichtag schwärmen Dutzende Freiwillige in der Stadt aus und zählen die Obdachlosen.

Wenn dann zum Beispiel bekannt ist, wie viele alleinstehende Frauen oder Behinderte unter freiem Himmel schlafen, kann man die Hilfsangebote entsprechend anpassen oder ausbauen. Es geht ja auch um barrierefreie Unterkünfte. Aber genauso um einen besseren Zugang zu den Beratungsstellen. In den Einrichtungen der Kältehilfe fehlen derzeit Informationen, die in verschiedenen Sprachen abgefasst sind. In diesem Jahr gibt der Senat 8,1 Millionen Euro zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit aus.

Für Elke Breitenbach ist Prävention ein Kernpunkt. Sie möchte, dass Menschen, die entweder Miete oder Betriebskosten nicht bezahlt haben, erst gar nicht zwangsweise aus ihren Wohnungen müssen.

Bezirke müssen miteinbezogen werden

Eine Forderung der entsprechenden Arbeitsgruppe lautet denn auch, dass geplante Räumungen gemeldet werden, damit eine Behörde noch eingreifen kann. „Wir müssen schauen, dass wir das Beratungs- und Hilfsnetz in Berlin enger machen“, sagte Breitenbach. „Aber da müssen auch die Bezirke mit ins Boot. Die benötigen mehr Personal.“

Auch die Schuldner- und überhaupt die allgemeinen Sozialberatung soll ausgebaut werden. Nächstes Stichwort: bessere Koordination aller Beteiligten. Der Bezirk Mitte soll federführend eine Fachstelle einrichten, „die mit verschiedenen Akteuren aus dem Bereich der Wohnungslosenhilfe kooperiert“.

Ein erfolgversprechendes Hilfsprojekt hatte sich Elke Breitenbach am Dienstagvormittag auch noch angesehen. Das Projekt „Tria“ bietet derzeit in einer WG nicht nur – derzeit acht – Obdachlosen eine Unterkunft, es hilft ihnen auch, nach Möglichkeit eine Unterkunft oder eine Arbeitsstelle zu finden. Hilfe kann auch bedeuten, dass die Betroffenen, zum Beispiel Polen, nicht bloß ein Busticket in ihre Heimat erhalten, sondern dank der Vorarbeit von „Tria“ dort weiter betreut werden.

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