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Die Band Kora Winter im Winter 2016 im Nuke Club. Der Laden ist für Konzerte von Rock-, Metal-, Gothic- und Punk-Bands bekannt.

© Björn Draws/ Imago Images

Nuke Club in Friedrichshain vor dem Aus: Ex-Griessmühlen-Vermieter kündigt weiterem Berliner Club

Die S Immo AG warf Anfang 2020 bereits den Technoclub Griessmühle unter großen Protest aus seinen Räumen. Nun soll auch der Nuke Club schließen.

Der „Nuke Club“ in Berlin-Friedrichshain steht offenbar vor dem Aus - nachdem er zuletzt noch Spendengelder und Coronahilfen erhalten hatte. Der Vermieter hat den Betreibern zum 31. Juli mit einer Frist von sechs Wochen gekündigt. Laut eigener Aussage können die Betreiber des Clubs nicht rechtlich gegen die Kündigung vorgehen, da die Frist vertraglich geregelt war.

Beim Vermieter handelt es sich um die S Immo AG, die bereits Anfang 2020 in den Schlagzeilen war, als sie dem beliebten Technoclub Griessmühle in Neukölln kündigte. Die Betreiber und Gäste reagierten damals mit lautstarkem Protest und einer groß angelegten Kampagne zur Erhaltung des Clubs – vergeblich. Trotz zahlreicher Unterstützer:innen auch aus der Politik musste die Griessmühle Anfang Februar 2020 an ihrem Standort an der Sonnenallee schließen.

Dieses Schicksal wird nun voraussichtlich auch den Nuke Club in der Pettenkoferstraße 16-18 im Friedrichshainer Nordkiez treffen. Wie die Betreiber des Clubs am Dienstag mitteilten, hat die S Immo das Gelände 2014 vom damaligen Besitzer erworben und ihnen die Räume nur unter der Bedingung einer Kündigungsfrist von sechs Wochen weiter überlassen.

Der Versuch, mit dem Vermieter über eine längere Nutzungsdauer zu verhandeln, sei demnach gescheitert. Für „absolut verwerflich“ halten die Clubbetreiber den Fall auch deshalb, weil in den Monaten des Lockdowns staatliche Hilfen und Spendengelder von Unterstützer:innen in die Miete geflossen seien.

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Robert Neumüller, Geschäftsführer der S Immo in Deutschland, sagte gegenüber dem Tagesspiegel, der Club habe schon seit sieben Monaten keine Miete bezahlt. „Wir können die Coronahilfen nicht eingestrichen haben, weil wir sie gar nicht bekommen haben.“ Auch verstehe er die Enttäuschung des Betreibers nicht, da von Anfang an klar gewesen sei, dass die Räumlichkeiten nur mittelfristig zur Zwischennutzung zur Verfügung stünden.

Wo jetzt der Club ist, sollen wieder Büros entstehen

Tino Zaddach vom Nuke Club entgegnete darauf am Telefon, es sei generell korrekt, dass coronabedingt Mietrückstände entstanden seien, gerade zum Anfang der Zeit. „Allerdings gab es dort ja gesetzliche Regelungen bezüglich dem Kündigungsschutz und Abzahlungsmöglichkeiten.“

Anfang des letzten Jahres habe der Club wenig Geld bekommen. „Die Aussage der Hausverwaltung war immer, das sei gar kein Problem - die politische Lage schaffe neue Gesetzessituationen“, sagt Zaddach. „Wir haben das jetzt aufgerechnet und haben die Hälfte der ausstehenden Miete direkt überwiesen. Dieses Geld müsste auch schon da sein. Es sind sehr wohl Zahlungen geflossen.“

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Laut Robert Neumüller von der S Immo sollen die Flächen, auf denen sich aktuell der Club befindet, „wieder der Nutzung zugeführt werden, die sie in der Vergangenheit auch schon hatten“. Es sollen wieder Büro- oder Co-Working-Flächen entstehen, eventuell auch Teilgewerbe mit Wohnungen. Die Nachfrage danach sei sehr hoch in der Stadt.

Der Nuke Club befindet sich nach eigenen Angaben seit 2003 an diesem Standort, bis 2016 unter dem Namen K17. Mit Auftritten von Rock-, Metal-, Gothic- und Punk-Bands ziehe man Gäste aus der ganzen Welt an und stehe als Kulturinstitution für diese Art von Musik.

Die Betreiber fordern auch Unterstützung von der Politik und berufen sich auf einen Beschluss des Bundestags von Anfang Mai: Clubs und Livespielstätten sollen künftig als Kulturstätten gelten und unter besonderem Schutz stehen. Außerdem haben die Betreiber eine Unterschriften-Kampagne auf Change.org gestartet.

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