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Doppelstockbetten aus Metall und Holz stehen in einem Hangar des ehemaligen Flughafen Tempelhof in Berlin für die Einrichtung einer Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge.

© Gregor Fischer/dpa

Update

Notunterkunft in Berlin: Flughafen Tempelhof: Erste Flüchtlinge sind angekommen

Jetzt wurde auch der erste Hangar am ehemaligen Flughafen Tempelhof zur Flüchtlingsunterkunft hergerichtet. Am späten Sonntagabend kamen die ersten Asylsuchenden an.

Von Sandra Dassler

Sonnenstrahlen erhellen den riesigen Raum, tanzen über die Uniformen der Bundeswehrsoldaten, lassen die niegelnagelneuen Ikea-Betten noch glänzender erscheinen. 500 Doppelstockbetten haben die Soldaten und die vielen Kollegen und Kameraden der Berliner Feuerwehr in Hangar 1 des ehemaligen Flughafens Tempelhof ausgepackt und aufgestellt. 500 neue Matratzen werden aus Tüten gerissen, wandern in die Betten. 500 Kopfkissen folgen.

"Wir finden das prima", sagen zwei Skater

Draußen, auf dem Tempelhofer Feld, hat sich an diesem schönen Samstag schon herumgesprochen, dass der Senat jetzt doch Flüchtlinge in großen Zelten in den Flugzeughangars unterbringen will. „Wir finden das prima“, sagen zwei Skater und strahlen mit der Sonne um die Wette: „Die Flüchtlinge stören uns nicht – im Gegenteil: Solange die im Flughafen untergebracht sind, können die hier keine andere Bebauungsidee umsetzen und alles bleibt so wie es ist.“

Ein älteres Ehepaar mit Hund, das am Columbiadamm spazieren geht, sieht das anders: „Die Flüchtlinge werden nicht die ganze Zeit im Gebäude bleiben“, sagt der Mann. „Ich finde ja, dass das nicht mehr endlos so weitergehen kann.“

An diesem Wochenende geht es aber erst mal so weiter, sagt die Sprecherin der Senatsverwaltung für Soziales, Regina Kneiding: „Wir rechnen wieder mit sehr vielen Flüchtlingen. Aus Bayern werden jeden Tag mindestens ein Zug und zusätzlich zwei bis drei Busse erwartet.“ Deshalb sei es der blanken Not geschuldet, dass der Tempelhofer Flughafen so plötzlich als Quartier benötigt wird, sagt Kneiding.

Bereits am Sonnabendvormittag sei ein Intercity mit 313 Flüchtlingen in Schönefeld eingetroffen. Davon nimmt Berlin 113 auf. Sie werden in der Notunterkunft in der Glockenturmstraße im Olympiapark untergebracht, ebenso wie weitere mit drei Bussen angekommene 150 Flüchtlinge. Außerdem waren 130 Menschen in der Nacht zu Sonnabend unangekündigt in der Erstaufnahmeeinrichtung in der Motardstraße eingetroffen. Für sie gab es keine Betten mehr, deshalb organisierte der Koordinierungsstab noch in der Nacht Unterkünfte.

Die Betten in den 90 Berliner Notunterkünften reichen einfach nicht mehr, sagt die Sprecherin. Deshalb haben Feuerwehrleute und Bundeswehrsoldaten bereits am Freitagabend damit begonnen, zunächst Hangar 1 am Flughafen Tempelhof für Flüchtlinge einzurichten. Schon am Sonnabendnachmittag standen die ersten Zelte. 62 wurden aus der kürzlich geräumten Spandauer Schmidt-Knobelsdorf-Kaserne zum ehemaligen Flughafen gebracht und bieten jeweils fünf Doppelstockbetten – also zehn Menschen – Platz. Sie wirken dennoch klein im etwa 5000 Quadratmeter großen und 25 Meter hohen Hangar. Das heißt, 25 Meter sind es nicht ganz: an einigen Stellen ist das Dach etwas undicht, deshalb haben die freiwilligen Helfer Planen darunter gespannt.

Auch die Hangars 3 und 4 sollen hergerichtet werden

„Es ist nur eine Übergangslösung, bis die besser geeigneten Hangars 3 und 4 hergerichtet sind“, sagt Michael Elias von der Tamaja GmbH, die bereits Flüchtlinge in einer Turnhalle am Columbiadamm betreut. „Die Flüchtlinge sind fast alle traumatisiert“, sagt er: „Deshalb ist es wichtig, dass sie mit einem Lächeln empfangen werden. Wir richten einen Willkommensraum ein, organisieren die medizinische Erstversorgung und die Verpflegung vor Ort.“

Bereits am Sonntag sollen die ersten Flüchtlinge eintreffen. Etwa 500 können in Hangar 1 untergebracht werden. „Ich hoffe sehr, dass sie sich hier wohl fühlen“, sagte Deborah K. Sie studiert an der im Campus Tempelhof untergebrachten Sigmund Freud Privat-Universität. „Wir haben schon überlegt, ob wir den Flüchtlingen als Psychologiestudenten irgendwie helfen können“, sagt Deborah K. „Man sollte auch darüber nachdenken, sie in richtigen Räumen statt in Zelten unterzubringen. Räume stehen hier am Flughafen doch so viele leer.“

Am Sonntagvormittag waren noch keine Flüchtlinge angereist. "Das gibt uns Zeit, um alles noch etwas besser und vor allem freundlicher einzurichten", sagt Michael Elias. Erst in den späten Abendstunden trafen die ersten Asylsuchenden ein, wie der Fotograf Björn Kietzmann auf Twitter berichtete:

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