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Aus der Traum. 15 Jahre lang waren Katja Nottke und ihr Mann Nicolai Preiß im „Nottke’, das KiezTheater“, erfolgreich. Dann endete ihr Gewerbemietvertrag.

© Thilo Rückeis

"Nottke's" zieht um: Ende eines Kieztheaters

Der Mietvertrag für das Lichterfelder Kieztheater „Nottke’s“ wurde nicht verlängert. Auf einer Charlottenburger Bühne macht es weiter.

Es war ein Kieztheater par excellence: 80 bordeauxrote Sessel mit Bistrotischchen fürs Getränk während der Show, am Entrée die Bar und eine Bühne für Chanson, Kabarett, Dichtkunst und vielerlei anderes, was den Reiz der Kleinkunst ausmacht. Doch vor einigen Tagen ging das Licht aus in „Nottke’s, das gemütliche Sesseltheater“ am Jungfernstieg 4c in Lichterfelde-Ost, ganz in der Nähe des dortigen S-Bahnhofs. Die Inhaber Katja Nottke und Nicolai Preiß mussten ihr Theater nach 15 Jahren erfolgreichen Betriebes schließen. „Es war keine Einigung für eine Verlängerung des Gewerbemietvertrags möglich“, berichten sie. Einziger Hoffnungsschimmer: Vorerst gibt es zumindest eine Ersatzspielstätte in Charlottenburg.

Zusammen mit ihrem Mann hat die geborene West-Berlinerin, Sängerin und Schauspielerin Katja Nottke das Theater 2004 in einem grau verputzten Flachbau gegründet. Damals waren darin Büros mit abgehängten Decken. Doch innerhalb von nur vier Monaten verwandelte Nicolai Preiß, von Beruf Bauingenieur, das triste Haus in eine charmante Spielstätte. Dass er sich derart ins Zeug legte, hatte einen guten Grund. Seine Frau wünschte sich nichts mehr als ein eigenes Theater. Katja Nottke hatte zur West-Berliner Zeit in der Tribüne und Vagantenbühne, im Hansa-Theater und Renaissance-Theater gespielt, sie betrieb von 1992 bis 1996 das Kama-Theater in Kreuzberg und lieh als gefragte Synchronsprecherin beispielsweise Michelle Pfeiffer ihre Stimme.

Das Stammpublikum vermisst das Theater schon jetzt

Schließlich begann das riskante Lichterfelder Bühnenabenteuer. Das Paar entschied sich bewusst für einen Standort außerhalb der City, wo bereits viele Theater hart miteinander konkurrieren. Sie präsentierten einen cleveren Mix aus Komödie, Musical und Volkstheater mit Eigenproduktionen und Gastspielen – gänzlich ohne Subventionen. Und kümmerten sich um alles: Sie als Theaterdirektorin, Sängerin, Schauspielerin, Regisseurin und Ausstatterin. Er als Hausmeister, Kassierer, Barkeeper, Bühnenbauer. Mit all dem gewannen sie die Herzen eines überwiegend älteren, treuen Stammpublikums. „Unsere Zuschauer sollen sich im Theater wohlfühlen wie wir selbst“, sagten sie dem Tagesspiegel 2014 zum zehnjährigen Bühnenjubiläum. Ihre Gäste waren froh über den kurzen Weg zur Kiezkultur. Nun betrauern viele Lichterfelder, aber auch Fans aus Steglitz, Zehlendorf, Schöneberg und Tempelhof den Verlust. „Wir werden ihr Theater sehr vermissen“, heißt es in Mails und Briefen.

Jetzt managt das Paar den Übergang. Zum Glück sei es möglich, einen Teil des Programms – bis Dezember war alles geplant – am Ersatzort zu spielen: im „Lebensort Vielfalt“, Niebuhrstraße 59/60. „Wir sind für zehn Veranstaltungen dort untergekommen“, sagt Katja Nottke.

Am 22. September hat das Stück „Onkel Tobias vom Rias ist da“ auf der neuen Bühne um 16 Uhr Premiere. Weitere Aufführungen finden am 27. Oktober sowie 10. und 16. November statt. Am 23./24. November steht die Geburtstagsfeier „15 Jahre Nottke’s“ auf dem Programm – trotz der Aufgabe des eigenen Spielorts (Mehr Infos: www.nottkes.de, Kartentelefon: 0157/35 16 38 98).

„Wir hoffen, dass wir uns alle wiedersehen“, sagen die beiden. Sie wollen weiter „Theater mit Herz“ machen.“

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