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Die Leit- und Anrufzentrale der Polizei am Platz der Luftbrücke: Alle Notrufe Berlins gehen hier ein.

© Doris Spiekermann-Klaas

Notrufzentrale der Berliner Polizei: Wer 110 wählt, muss immer länger warten

Anrufer der Notrufnummer 110 hängen immer länger in Warteschleife. Auch die Zahl der missbräuchlichen Polizeialarme nimmt stark zu.

Die Polizei hat offenbar eine immer längere Leitung. Wer in Berlin die Notrufnummer 110 wählt, muss derzeit im Durchschnitt mindestens elf Sekunden warten, bis sich ein Beamter in der Rufzentrale meldet. Möglicherweise dauert es sogar noch etwas länger. Dies geht aus einer Statistik der Senatsinnenverwaltung hervor, die aufgrund einer Anfrage der FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus veröffentlicht wurde.

Danach hob die Notrufzentrale bis vor drei Jahren noch rascher ab: Die durchschnittliche Wartezeit betrug damals sieben Sekunden. Der Unterschied zum Wert von elf Sekunden ab 2015 scheint nicht allzu groß zu sein, im Notfall geht es aber tatsächlich oft um jede Sekunde. Um das Problem in den Griff zu bekommen, bemüht sich die Polizei seit einigen Monaten um mehr Personal für ihre Notrufzentrale.

Gewerkschaft: "Polizei braucht dringend mehr Personal"

Im Polizeipräsidium war dazu am Donnerstag kein aktueller Stand zu erfahren. Der Sprecher der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Benjamin Jendro, bestätigte aber auf Anfrage: „Ja, es werden derzeit zusätzliche Mitarbeiter für die Rufannahme gesucht.“ Allerdings erfolge dies nur überwiegend im Karussellverfahren innerhalb der Polizeibehörde. Und das bedeute: „Neue geeignete Telefonkollegen werden von anderen Polizeidienststellen abgezogen, wo sie dann fehlen.“ Deshalb bekräftigt die GdP ihre Forderung, Berlins Polizei brauche „grundsätzlich mehr Personal“.

Jeder fünfte Notruf ist ein vorgetäuschter Alarm

Aus Sicht der Polizei hängen die längeren Wartezeiten aber auch mit der immens gestiegenen Zahl von missbräuchlichen Anrufen zusammen. Unter der Nummer „110“ werden bewusst Fehlalarme ausgelöst und Funkwagen in die Irre geschickt. Die Zahl solcher Anrufe hat nach der jüngsten Statistik einen Anteil von 20 Prozent. Das waren 2015 knapp 300.000 vorgetäuschte Anrufe, insgesamt wurden im selben Zeitraum rund 1,3 Millionen Notrufe angenommen.

Über „die vielen Missbrauchsfälle“ klagt auch die Berliner Feuerwehr. Der Rettungsdienst unter der Nummer „112“ bekomme gleichfalls „die ganze Bandbreite angeblicher Notrufe“ mit, heißt es. Manchmal handele es um eine Mutprobe, ein anderes Mal um „eine böswillige Fehlmeldung“. Polizei und Feuerwehr wollen künftig konsequenter nach Fake-Anrufern fahnden und diese zur Rechenschaft ziehen.

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