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S-Bahn-Züge

© DAVIDS/David Darmer

Nord-Süd-Strecke in Berlin: Noch mehr Probleme beim S21-Bau

Für die Inbetriebnahme der Berliner S-Bahn-Strecke vom Nordring zum Hauptbahnhof gibt es weiter keinen Termin. Selbst der provisorische Bahnsteig muss warten.

Jetzt auch noch das. Statt voranzukommen, gibt es auf der Baustelle der S-Bahn-Strecke S 21 zwischen dem Nordring und dem Hauptbahnhof neue Probleme: Nun muss auch noch eine als Vorleistung beim Bau des Hauptbahnhofs miterrichtete Schlitzwand auf ihre Dichtigkeit hin geprüft werden.

Das ist nicht einfach, weil die Wand nach Angaben eines Sprechers tief in der Erde steckt. An der Baustelle gibt es ohnehin schon genug Probleme, die den Terminplan längst haben platzen lassen. Einen neuen wagt die Bahn derzeit nicht zu nennen. Klar ist nur, dass die Kosten steigen.

Zwischen dem sogenannten Rohbauschott und der Schlitzwand an der künftigen S-Bahn-Station Hauptbahnhof befindet sich ein 30 Zentimeter starker Spalt. Über seine Beschaffenheit sowie über die Wasserverhältnisse im Spalt lägen keine genauen Angaben vor, heißt es in einer Beschreibung zur Änderung des Bauauftrags, die jetzt veröffentlicht worden ist. Eine „zeitnahe Erkundung“ des Spalts sei erforderlich, da nur dann die möglichen Sanierungsmöglichkeiten bewertet werden könnten.

Überraschungen im Baugrund

Während die Planer hier noch nicht wissen, was sie erwartet, haben sie nach Angaben des Sprechers für mehrere andere Überraschungen im Baugrund technische Lösungen gefunden. Entscheidungen seien aber noch nicht gefallen, weil es weitere Gespräche – über Kosten und Zeitaufwand – geben müsse.

Vordringlich wollen die Planer das Problem unter der Bundesstraße B 96 lösen. Dort dringt in das bereits gebaute Tunnelstück für die S-Bahn an der Sohle Wasser ein. Erwogen wird jetzt, das Leck im Beton mit Hilfe eines Roboters unter Wasser abzudichten. Das Konzept stehe, heißt es. Verträge gebe es noch nicht.

Die Planer müssen hier vorankommen, weil sie sonst nicht einmal den provisorischen Bahnsteig vor dem Hauptbahnhof unter der Invalidenstraße bauen können. Und dieser wiederum ist erforderlich, weil der „richtige“ Bahnsteig unter dem Hauptbahnhof noch auf sich warten lässt, weil auch dort erst eine „Bausünde“ bei den Vorleistungen beseitigt werden muss.

U55-Ausgang soll abgerissen werden

Unter hohem Zeitdruck hatte man beim Bau des Hauptbahnhofs über der künftigen S-Bahn-Trasse eine Art Gitterrost aus Betonstreben erstellt, der die Last der Bahnbrücken in diesem Bereich auffängt. Die Öffnungen des Betongitters sind aber zu klein geraten; sie reichen nicht aus, um die Erde darunter entfernen und anschließend die Sohle des künftigen Bahnhofs betonieren zu können.

Das bisherige Lösungskonzept sieht, wie berichtet, nun vor, den erst 2009 eröffneten U-Bahn-Ausgang der heutigen Linie U 55 zum Friedrich-List-Ufer abzureißen und anschließend neu zu bauen. Das könnte rund vier Millionen Euro kosten. Der Ausgang ist vor allem als Notausgang erforderlich.

Begonnen hatten die Arbeiten an dem rund vier Kilometer langen ersten Abschnitt zwischen Nordring und Hauptbahnhof 2011. Sechs Jahre später sollten die Bahnen fahren. Die Baukosten waren mit 227 Millionen Euro veranschlagt.

In einer zweiten Stufe soll die Strecke bis zum Bahnhof Potsdamer Platz verlängert werden. Erst dann ist ihr Bau wirtschaftlich gerechtfertigt, sodass der Bund 60 Prozent der Kosten übernimmt. Hier sind die Planungen angelaufen.

Auch dabei müssen dicke Brocken aus dem Weg geräumt werden. Am Reichstag sind zwei Röhren erforderlich, weil auch dort die Vorleistungen im Untergrund nicht ausreichen. So gibt es je einen Tunnel auf der Ost- und auf der Westseite. Ein Bahnhofsbau, wie er einst geplant war, ist nicht mehr möglich. Dagegen hatte sich ohnehin schon der Bundestag ausgesprochen.

Aufwändig wird auch der Anschluss der S 21 an den in den 1930er gebauten Tunnelabschnitt vom Potsdamer Platz zum Brandenburger Tor. Dafür ist für eine lange Zeit eine gewaltige Baugrube in Nachbarschaft des Tores und der amerikanischen Botschaft erforderlich.

Langfristig soll die Strecke der S 21 bis zum Bahnhof Yorckstraße der Linien S 2 und S 25 führen. Die Gesamtkosten der Strecke gibt der Senat mit rund 900 Millionen Euro an. Und weitere Überraschungen sind nicht ausgeschlossen.

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