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Die Direktorin des Anne Frank Centers, Veronika Nahm (l.), begrüßt Bundespräsident Steinmeier (r.) and König Willem-Alexander.

© AFP

Niederländisches Königspaar in Berlin: Ein royales Blitzlicht für die Erinnerung an Anne Frank

König Willem-Alexander und Königin Maxima holen den schon für 2020 geplanten Staatsbesuch nach. Das Gedenken an Anne Frank stand am Anfang des dichten Programms.

Der niederländische König hätte sich gern noch weiter unterhalten. „Es ist immer zu kurz bei einem Staatsbesuch“, sagt Willem-Alexander bedauernd am Ende seines Besuchs im Anne Frank Zentrum am Hackeschen Markt. Es ist einer der ersten Programmpunkte des dreitägigen Staatsbesuchs, der am Montag begonnen hat.

Begleitet von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würde Willem-Alexander gern noch länger mit den Anne-Frank-Botschafter:innen Paula Schmidt und Philipp Prüter darüber sprechen, wie sie das Erbe des jüdischen Mädchens weitertragen, das sich mit der Familie vor den Nazis in Amsterdam versteckte und nach der Entdeckung im Alter von 15 Jahren im Konzentrationslager starb. Es gehe auch darum, Anne Franks Erbe im digitalen Zeitalter fortzuführen, sagt die 16-jährige Paula Schmidt.

Willem-Alexander ist ein Experte, erzählt auf Deutsch unter anderem von seinem Besuch im Centro Ana Frank in Buenos Aires in Argentinien. An seiner Seite sitzt die niederländische Außenministerin Sigrid Kaag. Der Bundespräsident will von den Schülern genau wissen, was sie alles in den sozialen Medien posten. Wie viele Teenager überall auf der Welt war auch Frank-Walter Steinmeier tief berührt, als er das Tagebuch der Anne Frank als Jugendlicher gelesen hat.

Der 18-jährige Philipp Prüter kommt aus der Nähe von Stralsund, will Anne Frank schon Gehör bei etwa zwölfjährigen Schülern verschaffen. Wenn es um den Kampf gegen Antisemitismus geht, müsse man bei Kleinigkeiten anfangen, ermutigt ihn der König. „Man darf nichts akzeptieren.“ Er findet es „super, was hier gemacht wird“.

Wichtig ist auch die Aufmerksamkeit, die ein königlicher Besuch mit sich bringt. Und die gab es schon bei der Ankunft am Hackeschen Markt. Eine Limousinenkolonne, Zaungäste auf der Straße, Objektive für Fotokameras in Hab-Acht-Stellung, dann Bilder des Königs vor dem Zentrum ohne den mit einer Krone geschmückten Mundschutz.

Persönliche Auseinandersetzung mit dem Holocaust

Die Idee für das Anne Frank Zentrum entstand bereits 1994. Seit 1998 ist es die deutsche Partnerorganisation des Anne Frank Hauses in Amsterdam. Kinder und Jugendliche haben hier die Möglichkeit, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen und Bezüge zu ihrer aktuellen Lebenswelt herzustellen.

Das Tagebuch, das Anne Frank im Versteck schrieb, ermöglicht auch heute noch eine ganz persönliche Auseinandersetzung mit dem Holocaust. Ihr Vater, Otto Frank, veröffentlichte es 1947. In dem Zentrum werden auch Materialien entwickelt zur Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus und zu Antisemitismus in der Gegenwart.

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Das Programm „Anne Frank Botschafter:innen für die Erinnerung“ existiert bereits seit 2012. Es unterstützt Jugendliche bei eigenständigen Projekten gegen Rassismus, Antisemitismus und alle Formen von Diskriminierung an ihren jeweiligen Wohnorten, erzählt Direktorin Veronika Nahm. Bislang wurden 85 Projekte umgesetzt und waren 315 Botschafter:innen im Einsatz. Auch danach erkundigen sich der Bundespräsident und der König eingehend bei den Schüler:innen.

Staatsbankett mit weniger Gästen

Dies ist der erste Höhepunkt des Staatsbesuches, der bereits im vergangenen Jahr stattfinden sollte, wegen der Pandemie aber verschoben werden musste. Die Frau des Bundespräsidenten, Elke Büdenbender, konnte bei diesem Programmpunkt nicht dabei sein, weil sie sich den Fuß gebrochen hat. Am Staatsbankett, das wegen Abstandspflichten und Hygienevorschriften mit weniger Gästen als üblich am Abend geplant war, wollte sie aber wieder teilnehmen.

König Willem-Alexander der Niederlande und Königin Maxima gehen über den Pariser Platz, im Hintergrund das  Brandenburger Tor.
König Willem-Alexander der Niederlande und Königin Maxima gehen über den Pariser Platz, im Hintergrund das Brandenburger Tor.

© dpa

Auch Königin Máxima, die sich zwischenzeitlich mit Mitarbeitern einer Stiftung in der Botschaft traf, wurde am Abend wieder im Schloss Bellevue erwartet. Schließlich gilt der Staatsbesuch als Ausdruck der engen und intensiven Beziehungen zwischen den Niederlanden und Deutschland. Der damalige Kronprinz Willem-Alexander heiratete seine aus Argentinien stammende Frau 2002. Das Paar hat drei Töchter. Im Jahr 2013 folgte Willem-Alexander seiner Mutter Beatrix auf den Thron

Besuch im Robert Koch-Institut

Noch bis Mittwoch absolvieren König Willem-Alexander und Königin Máxima, die in den Niederlanden wegen ihrer fröhlichen Ausstrahlung überaus populär ist, ein ausgesprochen dichtes Programm.

Vom Anne Frank Zentrum ging es weiter zur Kranzniederlegung an der Neuen Wache, später zum Gang mit dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller durch das Brandenburger Tor und zur Eintragung ins Goldene Buch von Berlin im Roten Rathaus. Zwischendurch stand noch ein Gespräch mit Gesundheitsminister Jens Spahn im Rahmen eines Besuchs im Robert Koch-Institut auf dem Plan.

Am Dienstag will König Willem-Alexander eine Rede vor den Ministerpräsidenten halten und Bundeskanzlerin Angel Merkel treffen. Abends lädt er zum Konzert an den Gendarmenmarkt ein. Bevor sie am Mittwoch wieder nach Hause fliegen, wollen die Staatsgäste in der TU Berlin noch an einer Wissenschaftsveranstaltung zum Thema Photonik teilnehmen, den Landschaftspark Herzberge und das Humboldt-Forum besichtigen.

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