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Wird das Kennzeichen gestohlen, bedeutet das für den Besitzer des betroffenen Wagens vor allem viel Bürokratie.

© imago

Neukölln und Mitte am stärksten betroffen: Mehr als 6000 Berliner Kennzeichen in einem Jahr gestohlen

Gestohlene Nummernschilder sind in Berlin ein Massenphänomen. Besonders häufig sind Autobesitzer in Neukölln und Mitte betroffen.

Autodiebe, Tankbetrüger, Einbrecher und Fluchtfahrzeugchauffeure haben eines gemeinsam: Sie wollen nicht erwischt werden und sind deshalb meist mit geklauten Nummernschildern unterwegs. Damit legen sie eine falsche Fährte – und können rechtschaffene Unbeteiligte in die Bredouille bringen, die die verschwundenen Kennzeichen an ihrem eigenen Auto vielleicht erst bemerken, wenn plötzlich die Kriminalpolizei bei ihnen anrückt.

Und selbst wenn keine weiteren Straftaten unter der falschen Flagge begangen werden, ist der Diebstahl von Nummernschildern für die Betroffenen extrem ärgerlich: Neue Kennzeichen samt amtlichem Berliner Landessiegel und Plakette für die Hauptuntersuchung müssen organisiert und bezahlt werden.

Bis die Behördengänge erledigt sind, darf das nunmehr „anonyme“ Auto nicht mehr benutzt werden. Selbst wenn es im öffentlichen Straßenland nur parkt, dürften Ordnungsamt oder Polizeistreife ein Bußgeldverfahren einleiten, das dann mühsam gestoppt werden muss.
Auf Tagesspiegel-Anfrage hat die Polizei jetzt das Ausmaß des Problems dokumentiert. Demnach wurden in Berlin allein im vergangenen Jahr 6713 Diebstähle von Kfz-Kennzeichen registriert. Rechnerisch ist also etwa von jedem 200. hier zugelassenen Fahrzeug mindestens ein Nummernschild geklaut worden.

Besonders betroffen waren Neukölln und Mitte mit 835 und 829 Fällen, gefolgt von Charlottenburg-Wilmersdorf mit 674 und Tempelhof-Schöneberg mit 626 Fällen. Die wenigsten Nummernschilder verschwanden in Steglitz-Zehlendorf (323). Auch Marzahn-Hellersdorf, Reinickendorf und Spandau waren relativ wenig betroffen.

Von den 96 (jetzt 97) Berliner Ortsteilen war Wartenberg der einzige, aus dem kein Nummernschild gestohlen gemeldet wurde. Auch Konradshöhe mit einem sowie in Gatow und Malchow mit jeweils zwei Fällen erwiesen sich als sicheres Terrain. Für alle Bezirke gilt, dass in den eher städtischen Ortsteilen – typischerweise in den namensgebenden der jeweiligen Bezirke – weit mehr Nummernschilder verschwanden als in der Peripherie. Und zu 154 Fällen existiert in der Datenbank der Polizei keine Ortsangabe.

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Während der Diebstahl der meist nur in einen Plastikrahmen gesteckten Blechschilder denkbar einfach ist, erweist sich die Aufklärung laut Polizei als schwierig: „Täter können nur sehr schwer ermittelt werden“, heißt es mit Verweis auf „oft fehlende Ermittlungsanhalte sowie oftmals verzögertes Bekanntwerden der Tat“.

Das aktuelle Jahr hat beim Thema Kennzeichendiebstahl etwas besser begonnen als das vergangene: Während die Polizei für Januar und Februar 2020 zusammen 1087 entwendete Nummernschilder registrierte, waren es in den ersten beiden Monaten dieses Jahres 175 Fälle weniger. Das bedeutet einen Rückgang von 16 Prozent, aber auch 912 Mal Scherereien und Kosten für die Betroffenen.

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