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Ein Mann mit vielen Talenten: Als "Vorstand, Net-Working Experte, Visionär, Schuldenberater, Mediator, Immobilien-Kaufmann, Dozent" stellt sich Vereinschef Uwe Grof auf der Homepage seines Vereins vor. An anderer Stelle nennt er sich auch Unternehmer und Erfinder.

© Promo

Neues vom Seniorenförderclub: Aus Moabit auf die Insel

Unseriöser Chef des gemeinnützigen Berliner Vereins hat sich aus Berlin abgesetzt und ist jetzt in Mallorca aktiv.

Mehrfach wurde im Tagesspiegel über die unseriöse Arbeit des Moabiter „Seniorenförderclubs Berlin“ berichtet. Der Vereinsvorsitzende Uwe Grof hatte etwa um Spenden für ein – nicht existierendes – ehrenamtliches „Flotten-Netzwerk“ geworben, um Senior*innen zum Impfen zu fahren. Aus der kleinen Hinterhof-Wohnung hinaus, die als Sitz des als gemeinnützig eingestuften Seniorenförderclubs fungiert, jongliert der wahlweise als Projektmanager, Unternehmer, Journalist, Schuldenberater oder Immobilien-Kaufmann auftretende Uwe Grof zudem mit einem Geflecht von Firmen.
Diese zielen mit ihren Angeboten vor allem auf Senior*innen. Dazu gehören Unternehmen wie die Firmen „Avatar Roboter Willi UG i. G“, die einen Pflege-Roboter entwickelt, dazu der Gesundheitsdienst „Fitbringer UG“ oder auch das Unternehmen „Entlastung für Erben UG“, das  eine Vielzahl von Dienstleistungen rund um einen Erbfall anbietet – von der Haushaltsauflösung bis zum Immobilienverkauf. Fälschlicherweise bezeichnet sich Grof auf der Webseite der Firma „Entlastung für Erben“ sogar als „Berufsbetreuer“. Das ist eine offizielle Position bei der Betreuung von weitreichend gehandikapten oder geschäftsunfähigen Menschen mit weitreichenden Kompetenzen, zu der man vom Bezirk und vom Amtsgericht nach Überprüfung bestellt wird.

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Zeitweise war Grof Mitglied in mehreren bezirklichen Sozialkommissionen, die zumeist hochbetagten Menschen im Namen des Bezirksamts zum Geburtstag Grüße überbringen. Dies habe er genutzt, um mit den Senior*innen Vorsorgeverträge mit weitreichen Vermögensvollmachten abzuschließen, heißt es aus Steglitz-Zehlendorf. Als das bekannt wurde, habe das Bezirksamt zehn Senior*innen davon überzeugt, von diesen Verträgen wieder zurückzutreten. „Wir halten den Verein nicht für seriös“, sagte Elke Fenster, die Geschäftsführerin der Stadtteilkoordination Moabit West.

Nach den Tagesspiegel-Veröffentlichungen ist Uwe Grof abgetaucht – und offenbar nach Mallorca ausgewandert. Der 57-Jährige hat dort kürzlich einen Ü-60-Club gegründet. Bislang beschränke sich der Club darauf, „in Peguera und Arenal zweimal wöchentlich Treffen von Senioren zu organisieren“, berichtete jetzt die Mallorca-Zeitung. Es ginge dabei darum, „Spaß zu haben“ und „Hilfestellung bei Alltagsproblemen zu geben“, sagte Grof dem Blatt. Mittelfristig plane er die Gründung von Senioren-Wohngemeinschaften auf Mallorca. Unter der Titel "Seniorenwohnen auf Mallorca" wirbt Grof bereits jetzt auf der Webseite des Berliner Vereins.
Auf der Webseite der Grof-Firma „Fitbringer“ wird neben einem „betrieblichen Gesundheitsmanagement“ auch der Ü-60-Club Mallorca präsentiert. Zudem bewirbt Grof dort Seniorenreisen nach Mallorca. Er arbeitet dazu mit einem Berliner Reisebüro zusammen und habe bereits die mallorquinische Hotelkette Iberostar kontaktiert, erzählte Grof der Mallorca-Zeitung. Die Betreuung vor Ort würde er dann übernehmen, „damit die Senioren hier nicht alleine auf der Insel sind“. Zu einer Reise sei es allerdings noch nicht gekommen.
Nach entsprechenden Hinweisen von Leser*innen fragte die mallorquinische Zeitung noch einmal nach. In einem zweiten Beitrag heißt es: „Zumindest im MZ-Gespräch am Montagabend spielt Grof auch sein Vorhaben herunter, auf Mallorca betreutes Wohnen für Senioren anzubieten. Die behördlichen Auflagen seien zu hoch und es würde viel zu lange dauern, die entsprechenden Genehmigungen zu erlangen. Wenige Tage zuvor hatte er der MZ noch gesagt, dass er zwei für Senioren-WGs taugliche Fincas bereits gefunden habe.“

Die Mallorca-Zeitung berichtet zudem, dass Grof den auf der Insel tätigen deutschen Bauleiter und Projektmanager Kurt Schmitz kontaktiert habe. „Er erzählte mir von tausend Plänen“, erinnert sich Schmitz gegenüber der MZ, „als es aber um das Geld ging, stellte sich heraus, dass er das Geld für ein solches Projekt gar nicht hat. Die Investoren müsse er erst noch anwerben, sagte er mir. Daraufhin brach ich den Kontakt ab.“ Der Zeitung sagte Uwe Grof außerdem, dass der Berliner Verein ruhe. „Ich betreibe den Seniorenförderclub nicht weiter“. Auf der Webseite des Seniorenförderclubs wird darauf aber nicht hingewiesen. Stattdessen wird weiterhin zu Spenden für verschiedenste Zwecke aufgerufen – auch für das nicht existierende Flotten-Netzwerk.

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