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Letzte Saison. Die Lizenz für das Jahn-Stadion läuft 2020 aus. Foto: Kay Nietfeld/dpa

© picture alliance / dpa

Neues Stadion für 120 Millionen Euro: Lompscher zieht Planung für Jahn-Sportpark an sich

Der Neubau des Jahn-Stadions in Prenzlauer Berg habe "internationale Bedeutung", betont Berlins Stadtentwicklungssenatorin. Anwohner kritisieren den "politischen Winkelzug".

Von Christian Hönicke

Die Umgestaltung des Jahn-Sportparks hat "außergewöhnliche stadtpolitische Bedeutung" - deshalb zieht die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen das Bebauungsplanverfahren an sich. Das beschloss der Senat in seiner Sitzung am Dienstag. Künftig ist für die Entwicklung der Sportanlage in Prenzlauer Berg nicht mehr der Bezirk Pankow, sondern die Senatsverwaltung verantwortlich.

Anlass ist der geplante Neubau des Großen Stadions für 20.000 Zuschauer. Die alte Arena soll ab Oktober abgerissen und durch einen gleich großen Neubau für 120 Millionen Euro ersetzt werden. Dafür ist ein Bebauungsplan samt Verkehrs- und Lärmschutzgutachten notwendig. Der Bezirk hatte bereits signalisiert, dies aufgrund mangelnder Ressourcen nicht leisten zu können. Der Rest des Sportparks soll später für weitere 65 Millionen Euro umgestaltet werden.

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Der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark sei als drittgrößte Sportstätte Berlins und insbesondere aufgrund des Stadions "als Sport- und Veranstaltungsstätte von gesamtstädtischer wie auch von nationaler und internationaler Bedeutung", so Senatorin Katrin Lompscher (Linke). Dieses Statement darf als direkte Antwort an die Anwohner verstanden werden.

Der Plan zur Umgestaltung steht seit 2014

Insbesondere gegen den Stadionbau und die geplanten Baumfällungen protestieren inzwischen verschiedene Initiativen, darunter die neugegründete "Bürgerinitiative Jahnsportpark". Sie befürchten durch das neue Stadion erhebliche Mehrbelastungen für die Umbegung und weisen zudem auf die historische Bedeutung des Areals als Erholung- und Betätigungsort für das direkte Umfeld hin

Darauf sei von Senatsseite erst ganz zum Schluss beim eilig durchgeführten Bürgerbeteiligungsverfahren überhaupt eingegangen worden.

Der Plan zur Umgestaltung des Sportparks steht seit 2014, derzeit wird er aktualisiert. Dabei sollen unter anderem ein Vereinszentrum für den Basketballclub Alba und eine Polizeiwache noch auf dem Gelände untergebracht werden.

"Wir haben diesen Politikstil bereits hautnah erfahren müssen"

Der Verein "Freunde des Mauerparks" sieht es kritisch, dass das Verfahren nun von der Senatsverwaltung an sich gezogen wird. "Wir haben diesen Politikstil bereits hautnah erfahren müssen", sagt der Vorsitzende Alexander Puell. "Die Bebauung des nördlichen Mauerparks durch die Groth-Gruppe wurde damals auch durch diesen Winkelzug durchgeboxt. 

Ein laufendes Bürgerbegehren wurde ausgehebelt und die Bürgerbeteiligung massiv behindert." Puell appelliert an Senatorin Lompscher, "sich hier nicht vor den Karren der Sportverwaltung spannen zu lassen. Die von ihrem Haus verabschiedeten Leitlinien für Bürgerbeteiligung sind ein wichtiger Meilenstein und wir werden die Senatorin daran messen."

"Zentraler Standort des Inklusionssports"

Lompschers Senatsverwaltung weist in ihrem Statement jedenfalls erneut darauf hin, dass die Sportanlage "zentraler Standort des Inklusionssports" werden solle. Kritiker halten das Label "Inklusionssportpark" für Etikettenschwindel. Nach Informationen von Planungsbeteiligten drängen nicht der Behindertensportverband, sondern insbesondere die Vertreter von Fußball- und Leichtathletikverbänden auf den Stadionneubau - sie wollen die neue Arena demnach künftig verstärkt nutzen.

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